Während anlässlich der EU-Agrarrats-Sitzung in Brüssel Bilder brennender Autoreifen, Polizeisperren durchbrechender Traktoren und vom Einsatz von Wasserwerfern die mediale Berichterstattung über Bauernproteste dominierten, haben Landwirtinnen und Landwirte verschiedener Sektoren aus allen Teilen Europas mit einer gemeinsamen friedlichen Aktion auf der internationalen Landwirtschaftsmesse (SIA) in Paris die Politik aufgefordert, eine wirkliche Lösung für die Krise in der Landwirtschaft umzusetzen. Für sie ist es essentiell, jetzt die Reformen für einen kostendeckenden, fairen Preis am Markt umzusetzen, um endlich eine faire Landwirtschaft zu schaffen.
Aufgerufen zu der Aktion hatte das European Milk Board (EMB) gemeinsam mit der französischen Milcherzeugerorganisation APLI (Association des Producteurs de Lait Indépendants). Unter dem Motto „Für eine faire Landwirtschaft“ wurden die Hallen der Messe mit vielen Trillerpfeifen, Trommeln und Milchkannen besucht - allen voran Faironikas – die Symbolkühe und Werbebotschafterinnen für einen fairen Milchpreis! Neben Frankreich waren EMB-Mitglieder aus Belgien, Luxemburg, Deutschland, Norwegen, Italien, Dänemark, Irland, Lettland, Litauen, den Niederlanden und der Schweiz angereist. Die Botschaften sind klar: “Wir haben Konzepte für einen fairen Wettbewerb und das nicht erst seit gestern. Und wir stehen weiterhin für Gespräche zur Verfügung, die eine grundlegende Besserstellung der landwirtschaftlichen Erzeuger ermöglichen! Die Landwirtschaft in Europa braucht eine Zukunft – es geht nicht nur um Ernährungssicherheit, es geht um die Fragen unserer Zeit. Klima- und Umweltleistungen sind nur mit einer flächendeckenden Milcherzeugung in Europa möglich. Wir sollten die Chancen nutzen, die wir Bauern der Gesellschaft bieten können, anstatt uns von Krise zu Krise zu hangeln”, sagt EMB-Präsident Kjartan Poulsen zum Start der Aktion. “Wir sind hier, um Europa zu zeigen, dass wir unser Schicksal bereits in die eigenen Hände genommen haben: Mit der erfolgreichen Fairen Milch in Frankreich zeigen wir, dass angemessene Preise möglich sind! Was eigentlich Aufgabe der Politik wäre, haben wir schon alleine geschafft!”, so Adrien Lefèvre, Präsident der APLI.
BDM-Ehrenvorsitzender Romuald Schaber zeigt sich beeindruckt von der Aktion. “Mit diesem Tag hat das EMB gemeinsam mit der APLI wieder einmal gezeigt, wie stark die europäischen Milcherzeuger an einem Strang ziehen. Wir wollen eine faire und zukunftsfähige Milchwirtschaft – für uns alle!“
Nachfolgend Stimmen zu der Aktion von teilnehmenden Erzeuger:nnen aus verschiednenen Ländern Europa
Adrien Lefèvre, Präsident der APLI, Frankreich: „Wir sind als Bauernschaft friedlich. Wir werden aber nicht gut verteidigt beispielsweise von Organisationen aus der COPA-COGECA. Bei der SIA-Aktion der APLI und des EMB waren so viele europäische Länder vertreten. Sie verteidigen unseren Berufsstand und einen fairen Preis wirklich. Ein großes Dankeschön an all diese starken Produzenten. „Lève-toi, producteur d’Europe — Steh auf, wenn du ein europäischer Landwirt bist.“
Kjartan Poulsen, EMB-Vorsitzender und Vertreter von LDM, Dänemark: „So wie Europa sich jetzt zeigt, ist es nicht gut. Wir sind hier, um ein faires Europa zu fordern. Wir sind im Herzen von Frankreich - in Paris - wo die Menschen eine hohe Wertschätzung für Essen haben. Die französische Politik ist aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass die europäische Landwirtschaft, die dieses Essen herstellt, wirklich fair wird.“
Boris Gondouin, APLI- und französischer EMB-Vorstandsvertreter: „Es war ein magischer Moment, die ganzen Vertreter der verschiedenen europäischen Länder hier zu sehen bei der Aktion auf der SIA. Die Politik muss wissen, dass die Bauern sich sehr gut organisieren können. Doch die politisch Verantwortlichen müssen die Produzenten auch unterstützen mit der richtigen Politik. Eine Politik, die die Faire Milch stark fördert und die gute Konzepte für eine faire Landwirtschaft umsetzt. Wenn man davon spricht, dass Frankreich dafür sorgen soll, dass eine Art Egalim-Gesetz auf der europäischen Ebene umgesetzt wird - dann ist das wirklich richtige Konzept dafür die Faire Milch, die für alle Sektoren weiterentwickelt werden muss durch die Politik.“ Sein Kollege Jean-Luc Pruvot - Präsident von FaireFrance - ergänzt: „Die Faire Milch ist sehr wichtig, um die Krise in der Landwirtschaft zu lösen.“
Carlos Neves, APROLEP, Portugal: „Wir sind hier, um zusammen für einen fairen Milchpreis und eine simplere und faire GAP zu kämpfen.“
Jonas Vilionis, LPGA, Litauen: „Das Erste, was jeder EU-Bürger nach dem Aufwachen morgens nach dem Toilettengang macht, ist der Gang zum Kühlschrank. Wenn er den öffnet, dann grüßen ihn die Produkte der Landwirte. Unser Appell an die Konsumenten: Seid solidarisch mit den Erzeugern, damit ihr auch weiterhin diese lebenswichtigen Bauerngrüße erhalten könnt.“
Romuald Schaber, BDM und Faire Milch, Deutschland: „Wir sind als Landwirte aus Deutschland nach Paris zu der Aktion gekommen, um unsere Solidarität mit den französischen - mit allen europäischen Kollegen zu zeigen und um gemeinsam einen kostendeckenden Preis zu fordern. Wir werden alle weiter dafür kämpfen.“
Leif Langen, Bondesolidaritet, Norwegen: „Die norwegischen Bauern, vertreten von Bondesolidaritet, unterstützen die von den europäischen Landwirten gestellte Forderung nach kostendeckenden Preisen.“
Guntis Gūtmanis, EMB-Vorstandsvertreter und Vertreter von LOSP, Lettland: „Alle Länder zusammen - alle Landwirte zusammen - kämpfen für faire, kostendeckende Preise. Es ist eigentlich sehr simpel: Keine Landwirte, keine Nahrungsmittel, keine Zukunft.“
Guy Francq, EMB-Vorstandsvertreter und Vertreter von MIG, Belgien: „Man muss auf uns und auf die Forderungen unserer Demonstrationen hören. Zum Beispiel darauf, dass Spiegelklauseln bei Importen und ein kostendeckender Preis für die Erzeuger umgesetzt werden müssen.“
Erwin Schöpges, Fairebel, Belgien: „Dies ist eine Demonstration für eine faire Landwirtschaft. Fair für den Bauern über vollkostendeckende Preise, fair für den Verarbeiter und auch fair für den Einzelhandel. Eine Landwirtschaft, bei der der Konsument am Ende sicher sein kann, dass alle in der Kette fair behandelt wurden.“