BMU legt „Eckpunkte für eine Ackerbaustrategie“ vor

Zum Schutz von Boden, Wasser, Luft, Klima und biologischer Vielfalt ist mehr Nachhaltigkeit im Ackerbau notwendig. Das ist laut Bundesumweltministerium (BMU) die zentrale Botschaft des Expertenpapiers „Eckpunkte für eine Ackerbaustrategie“, das im Auftrag des BMU erstellt und jetzt veröffentlicht wurde. Die Empfehlungen sollen in die Beratungen zu einer nationalen Ackerbaustrategie einfließen, die im Koalitionsvertrag vereinbart ist.
„Wie wir den Ackerbau der Zukunft nachhaltig gestalten können, dazu brauchen wir einen Dialog mit allen Beteiligten. Ein grundlegender Wandel in der Landwirtschaftspolitik und -förderung ist notwendig. Denn maximale Erträge und eine intakte Umwelt – das ist gleichzeitig nicht möglich. Bei diesem Wandel dürfen wir Landwirte und Landwirtinnen nicht alleine lassen. Öffentliches Geld und Politikanreize sollten stärker auf die öffentlichen Leistungen der Bauern ausgerichtet werden", erklärt Bundesumweltministerin Svenja Schulze Anlässlich der Vorstellung des Papiers. „Ackerbau muss wieder als System verstanden werden, bei dem alle betroffenen Bereiche ineinandergreifen und der sich am nachhaltigen Optimum orientiert. Eine einseitige Fokussierung auf bloße Ertragsmaximierung ist nicht länger zukunftsfähig“, heißt es dem Eckpunktepapier. Kritisiert wird in dem Papier unter anderem ein „Ackerbau nach Rezept“ (z.B. routinemäßig nach festem Spritz-und Düngeplan) und ein vorbeugender und damit nicht bedarfsgerechter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Zukünftig „müssen Landwirt*innen wieder mehr eigene Gestaltungskompetenz erhalten“. Erforderlich seien vielfältige Fruchtfolgen und eine umweltverträglichere Gestaltung beim Pflanzenschutz. „Die derzeitige Intensität des Einsatzes chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel ist nicht zukunftsfähig. Daher ist die Nutzung aller Möglichkeiten zur Stärkung der Konkurrenzkraft der Kulturpflanzen nach den Vorgaben des integrierten Pflanzenbaus als Leitgedanke zu etablieren“, postuliert das Papier. Dem Gülletourismus zwischen Regionen mit Nährstoffüberschüssen und Regionen mit Nährstoffmangel gelte es durch eine Rückführung zu geschlossenen betrieblichen Nährstoffkreisläufen bzw. einer Kopplung von Ackerbau und Tierhaltung entgegen zu steuern. Dabei sollten vor allem Festmistsysteme in der Tierhaltung wieder gefördert werden. „Kurzfristig ist ein Ausstieg aus der Anwendung von Totalherbiziden durch einen Systemwechsel im Ackerbau möglich und wichtig. Der Einsatz von Herbiziden insgesamt sollte deutlich zurückgeführt werden, da bei ihrer Anwendung grundsätzlich mit Auswirkungen auf die Artenvielfalt zu rechnen ist“, heißt es in dem Papier. In Schutzgebieten und Randstreifen sollen biodiversitätsschädigende Pflanzenschutzmittel verboten werden. Die Politik müsse „jetzt Regeln, Rahmenbedingungen und Anreize schaffen, um die Landwirtschaft in Deutschland schnell nachhaltig, sozial- und naturverträglich zu machen. Ein wichtiger Schritt ist dabei der grundlegende Umbau der Agrarförderung hin zu einer möglichst weitgehenden Förderung der Erbringung ökologischer bzw. gesellschaftlicher Leistungen. Dafür müssen die Agrarzahlungen an klare ökologische Kriterien gebunden werden. Die zukünftige GAP sollte qualifizierte Leistungen für Umwelt und Gesellschaft honorieren. Das bisherige ‚Gießkannenprinzip‘ muss einem Honorierungsprinzip weichen. Dieses muss Leistungen der Landwirt*innen für Umwelt und Gesellschaft durch höhere Prämien honorieren und damit die Produktion ökologisch nachhaltig gestalten. So kann ein Ausgleich für den am Markt nicht erwirtschaftbaren Mehraufwand stattfinden. Das im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellte Eckpunktepapier wurde verfasst von Dr. Ralf Bloch und Sabrina Scholz (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde), Dr. Knut Ehlers und Dr. Maximilian Hofmeier (Umweltbundesamt), Dr. Moritz Nabel (Bundesamt für Naturschutz), Holger Pfeffer (Deutscher Verband für Landschaftspflege e.V.) und Jan Wittenberg. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner will ihre Ackerbaustrategie am kommenden Donnerstag „im Rahmen einer Pressekonferenz mit vorhergehendem Frühstück und der Präsentation von Demonstrationsprojekten“ in Berlin vorstellen.