Bayer muss Verantwortung übernehmen

In den USA hat der Chemiekonzern Bayer erneut eine Niederlage in einem Gerichtsprozess erlit­ten. Nach Ansicht der Jury des Gerichts in San Francisco ist Monsanto (jetzt Bayer) für Krebsrisiken des Unkrautvernichtungsmittels "Roundup" mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat haftbar und muss dem 70-jährigen Kläger Edwin Hardeman Schadenersatz in Gesamthöhe von 80,3 Millionen Dollar (71,4 Mio Euro) zahlen. Bereits eine Woche zuvor hatte die Jury in einer ersten Phase des Gerichts­verfahrens entschieden, dass Roundup von der Bayer-Tochter Monsanto einen "erheblichen Faktor" bei der Entstehung der Krebserkrankung des Klägers dargestellt hat. In der zweiten Phase ging es jetzt um die Frage der Verantwortlichkeit des Konzerns und um eventuelle Schadenersatz­ansprüche. "Bäuerinnen und Bauern beobachten sehr aufmerksam die Glyphosat-Gerichtsverfahren in den USA gegen Bayer und Monsanto. Demnach hat Roundup wesentlich zur Entstehung des Lymphdrüsenkrebses des Klägers beigetragen und der Konzern Monsanto – jetzt Bayer – wird zur Verantwortung gezogen. Bayer muss jetzt die von ihnen immer wieder beteuerte Sicherheit des Wirkstoffs revidieren und endlich Verantwortung für die Folgewirkungen seines Verkaufsschlagers übernehmen, also die Betroffenen entschädigen und das Produkt vom Markt nehmen. Gut, dass in der bäuerlichen Praxis bereits viele konventionell wirtschaftende landwirtschaftliche Betriebe versuchen, den Glyphosateinsatz deutlich zu reduzieren beziehungsweise Glyphosat nicht mehr einzusetzen. Und es funktioniert. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) macht sich stark für eine verantwortliche und konzernunabhängige Landwirtschaft“, so Annemarie Volling, Gentechnik-Expertin der AbL. Vor dem Gericht in San Francisco sind laut Medienberichten noch mehr als 760 weitere ähnliche Verfahren anhängig, für die das jetzige Urteil richtungsweisend sein könnte. Insgesamt wurden Monsanto in den USA bis Januar 2019 etwa 11.200 Klagen zugestellt. Analysten von JP Morgan geben an, dass die Zahl noch auf 15.000 steigen könnte. Wie hoch der endgültige finanzielle Schaden für Bayer sein wird, lässt sich noch nicht sagen. Aktuelle Schätzungen von Aktien-Analysten sprechen von bis zu 30 Milliarden Euro, wobei ein gänzliches Verschwinden des glyphosathaltigen „Verkaufsschlagers“ vom Markt noch nicht eingerechnet ist. Sie raten vom Kauf der Aktie ab.