Wolfspolitik als Naturschutzproblem

In einer „Maienfelder Erklärung“ mit der Überschrift „Wolfspolitik als Naturschutzproblem“ weisen Personen aus Forschung und Lehre, Vertreter und Vertreterinnen von Biosphären- und Naturparken sowie weitere Biologen und Naturschützer aus Österreich, Deutschland und der Schweiz darauf hin, dass die Ausbreitung der Wölfe zu zunehmenden Konflikten mit vielfältigen anderen nationalen Naturschutzzielen einschließlich nationaler und internationaler Erhaltungsziele führt. Insbesondere um artenreiche, weidegeprägte Landschaften zu erhalten, brauche es rasch ein regional differenziertes, aktives Wolfsmanagement.

„Die extensiv bewirtschafteten Kulturlandschaften Europas mit ihren Wiesen und Weiden beherbergen einen gewaltigen Formen- und Artenreichtum und stellen eine weltweite Besonderheit dar. Im Berggebiet und in Hanglagen ist die Artenvielfalt noch heute sehr hoch. Die Bewirtschaftung ist dort enorm arbeitsintensiv und wenig ertragreich, und ist deshalb schon aus ökonomischen Gründen gefährdet. Gleichzeitig ist hier zuverlässiger Herdenschutz gänzlich unmöglich“, heißt es in der Erklärung.

Die vielbeschworene «friedliche Ko-Existenz» von Wolf und Weidevieh hat es nach Ansicht der Unterzeichner:innen der Erklärung nie gegeben. Der vielzitierte Spruch, «man müsse erst wieder lernen, mit den Wölfen zu leben» sei deshalb unsinnig und irreführend.

Zäune als Herdenschutzmaßnahme seien ohne gleichzeitige Bejagung auch unter günstigen Bedingungen nie hinreichend wolfssicher. Im Gebirge seien sie technisch ohnehin nur in Ausnahmefällen umsetzbar. „Abgesehen davon müssten ganze Landschaften mit elektrischen Wolfszäunen zugestellt werden“, so die Erklärung.

Europa brauche „schnellstens ein räumlich differenziertes Wolfsmanagement, welches an das jeweilige gesamtökologische und gesellschaftliche Umfeld angepasst ist.“ Grundlage hierfür soll eine fachlich fundierte, transparent hergeleitete wildökologische Raumplanung sein mit Weideschutzgebieten, in denen Wölfe nicht toleriert werden, mit aktivem Wolfsmanagement inclusive Bestandsregulation, Roten Linien und der Förderung von Herdenschutzmaßnahmen, bei der sämtliche Kosten, Material und Arbeit inkl. Unterhalt und Erneuerung vom Staat zu decken sind.

Abschließend erklären die unterzeichnenden Personen: „Mit einer Fortsetzung der bisherigen Wolfspolitik, die auf einem überholten Sachstand und einer fehlenden Gesamtbetrachtung basiert, ist Europa dabei, seine weltweit einzigartigen, in Jahrhunderten gewachsenen Grünlandkulturlandschaften zugrunde zu richten.
Das europäische Schutzgebietssystem wird großen Schaden nehmen, wenn Weidetraditionen und andere extensive Bewirtschaftungsformen wie die Bergwiesenmahd verloren gehen.
Ohne eine Anpassung der Wolfspolitik ist die zunehmende Gefährdung streng geschützter Arten unausweichlich, und Europa macht sich schuldig an einer großflächigen Verschlechterung von bedrohten Lebensräumen.
Aus gesamtheitlicher Betrachtung und gerade aus naturschutzfachlicher Sicht halten wir eine umgehende Absenkung des Schutzstatus´ für den Wolf in der Berner Konvention und in der FFH-Richtlinie für dringend geboten.“

04.04.2024

Extensive Weide- und Wiesenlandschaften gerade auch in den Alpen sind Hotspots der Artenvielfalt Europas. Foto: FebL