Verbände fordern neues Verständnis von Landwirtschaft und Umweltschutz

Ein neues Verständnis von Landwirtschaft und Umweltschutz haben die Landesvorsitzenden der niedersächsischen Verbände des Naturschutzbund (NABU), des Bundesverbandes der Milchviehhalter (BDM) und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) bei der Übergabe einer gemeinsamen Erklärung an die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) und den dortigen Umweltminister Olaf Lies (SPD) gefordert. „Der Erhalt der bäuerlichen Familienbetriebe ist eine wichtige Grundlage der EU Agrarpolitik, weil diese besonders in der Lage sind gesellschaftlich gewünschte Leistungen zu erbringen. Die Erwirtschaftung eines ausreichenden Einkommens ist daher ein wesentliches gemeinsames Ziel von Naturschutz und Landwirtschaft für die EU Agrarpolitik“, lautet Punkt 1. der neun Punkte umfassenden Erklärung, die Inhalte benennt, „die von der Politik umgehend vorangetrieben werden müssen, um den gewachsenen Strukturen im ländlichen Raum unter besonderer Berücksichtigung des Naturschutzes und den Interessen der bäuerlichen Familienbetriebe gerecht zu werden“. Dazu erklärt Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU: „Die Veränderung der landwirtschaftlichen Nutzung gilt als wichtigste Ursache für den voranschreitenden Verlust an schützenswerten Lebensräumen und des Bestandrückgangs zahlreicher Tier- und Pflanzenarten. Die vom Menschen agrarisch genutzte Fläche muss wieder ein Lebensraum mit eigener hoher Umweltqualität werden. Wir fordern die Landwirtschaftsministerin und den Umweltminister Niedersachsens auf, sich im Rahmen der GAP-Reform als Landesregierung gegenüber dem Bund und der EU deutlich für Änderungen zu positionieren, so dass Agrarsubventionen endlich für den Erhalt der Biologischen Vielfalt und bäuerlicher Familienbetriebe eingesetzt werden und nicht mehr so, dass diese zerstört werden. Hierzu haben wir neun Forderungen aufgestellt, die von drei Verbänden aus Umwelt und Landwirtschaft gemeinsam vertreten werden“. Peter Habbena, Landesvorsitzender des BDM, führt aus: „Die Landwirtschaft mit Milchproduktion sowie der Rindvieh- und Schafhaltung mit Weidewirtschaft und Dauergrünland ist über Jahrhunderte gewachsen und geprägt worden. Der dabei entstandene Lebensraum und die Artenvielfalt hat viele Teile Niedersachsens bis heute beeinflusst. In immer neuen Zahlen und Fakten wird die positive Ökobilanz dieser Wirtschaftsform hervorgehoben. Wir erstreben nicht allein einen angemessenen Erlös für die von uns erzeugten Lebensmittel, sondern auch politische Unterstützung und Wertschätzung aus der Gesellschaft, an. Die politischen Äußerungen sprechen häufig für die Beibehaltung, Pflege und Nutzung unserer jetzigen Kulturlandschaft. Daher sind in diesem Papier wesentliche Forderungen, die es ermöglichen der Weidehaltung Fortbestand zu gewährleisten.“ Und Ottmar Ilchmann, Landesvorsitzender der AbL Niedersachsen/Bremen, ergänzt: "Bäuerliche Landwirtschaft denkt in Kreisläufen und in Generationen und lebt deshalb vom schonenden Umgang mit Ressourcen. Deshalb ist uns Bäuerinnen und Bauern der Schutz des Klimas, der Erhalt von Bodenfruchtbarkeit, Artenvielfalt, typischen Landschaften und ganz besonders von Dauergrünland ein Herzensanliegen. Wie sehr wir dabei gesellschaftlichen Rückhalt genießen, hat die Demonstration "Wir haben es satt" in Berlin mit Zehntausenden Teilnehmern gerade wieder eindrucksvoll gezeigt. Wir fordern die niedersächsische Landesregierung auf, diesen gesellschaftlichen Auftrag umzusetzen und sich im Zuge der GAP-Reform für den Erhalt möglichst vieler bäuerlicher Betriebe einzusetzen.“
23.01.2019
Von: FebL/PM

Die niedersächsischen Landesvorsitzenden Ottmar Ilchmann (AbL; li.), Peter Habbena (BDM; 2ter v.li.) und Dr. Holger Buschmann (NABU; ganz re.) bei der Übergabe der gemeinsamen Erklärung für Landwirtschaft und Umweltschutzz in Niedersachsen an Ministerin Barbara Otte-Kinast und Minister Olaf Lies. Foto: NABU/Matthias Freter