„Tag der offenen Weide“ unterstreicht Bedeutung der Weidetierhaltung

„Der aktuelle Stand der Weidetierhaltung in Deutschland ist dramatisch, die Existenz nicht gesichert und die erforderlichen physischen Leistungen kaum zu erbringen. Anstatt einer Besserung kommen immer neue Lasten auf die Weidetierhalter zu!“ Das erklärt am bundesweiten „Tag der offenen Weide“ am 6. September der Förderverein der deutschen Schafhaltung. Der Anbauverband Biopark begrüßt den Aktionstag. „Die Weidehaltung von Wiederkäuern wie Rindern, Schafen und Ziegen ist die artgerechteste Form der Tierhaltung“, so Vorstandsvorsitzender Jens Rasim. Die Tiere sind fast das ganze Jahr auf der Weide und können ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben. Kälber, Lämmer und Zicklein bleiben bei ihren Muttertieren und im Herdenverband. Weidetiere tragen nach Ansicht von Biopark dazu bei, dass unsere (Kultur-) Landschaft gepflegt wird, denn viele Landschaftstypen, wie z.B. Grünland an der Mecklenburger Seenplatte und im Spreewald, Salzgraswiesen an der Ostsee oder Deiche an der Nordsee, können nur durch die Beweidung mit Wiederkäuern erhalten werden. Nachweislich sei eine Beweidung für den Artenschutz effektiver als eine reine Mahd. Die Tiere halten die Landschaft offen, was Wiesenbrütern, wie z.B. Braunkehlchen, zugutekommt. Zusätzlich ist Rinder- oder Schafdung ein perfektes Biotop für Insekten, die wiederum Nahrung für verschiedene Vogelarten sind. Auf extensiv beweideten Flächen wachsen seltene Pflanzen, auch bestimmte Orchideenarten. Außerdem trägt extensive Beweidung zur Kohlenstoffspeicherung im Boden bei, was dem Klimawandel entgegenwirkt. Global betrachtet, bestehen laut Biopark mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzflächen aus Grasland. Wird dieses umgebrochen, um darauf z.B. Getreide oder Gemüse anzubauen, trägt dieser Landnutzungswandel zu hohen Treibhausgasemissionen und zum Biodiversitätsverlust bei. Das Gras kann für die menschliche Ernährung folglich nur genutzt werden, wenn darauf Wiederkäuer gehalten und deren Fleisch oder die Milch konsumiert werden. Positive Effekte sieht Biopark auch für die Fleischqualität. Durch die Bewegung im Freien, das Weidefutter und das langsame Wachsen der Tiere, werde das Fleisch sehr zart. Es zeichne sich durch eine besonders hochwertige Marmorierung und einen hohen Anteil an wertvollen Omega-Fettsäuren aus. Und schlussendlich besticht es durch einen hervorragenden Geschmack. Einen großen Einfluss auf die Fleischqualität hat die Art der Schlachtung. Daher befürwortet Biopark e.V. die Entschließung des Bundesrates vom 5. Juni 2020, dass Weidetierhalterinnen und -halter ihre Nutztiere direkt vor Ort schlachten dürfen. „Mit diesem Vorschlag können wichtige Ziele des Tierschutzes umgesetzt werden. So werden lange Tiertransporte vermieden und die Tiere in ihrer vertrauten Umgebung geschlachtet“, kommentiert Jens Rasim, Vorstandsvorsitzender von Biopark e.V., die Entschließung des Bundesrates. Voraussetzung sei, dass die Verarbeitung in einer zertifizierten Fleischerei erfolgen sollte. Die Verarbeitungsstätte müsse in kurzer Zeit erreichbar sein, um Qualität und Hygiene zu gewährleisten, ergänzt Rasim. Die Weidetierhaltung sieht Biopark jedoch durch die Ausbreitung des Wolfes in Deutschland und Europa in ihrer Existenz bedroht. Daher fordert Biopark ein konsequentes Wolfsmanagement. Jens Rasim erläutert: „Schaf- und rindersichere Zäune gibt es nicht, wenn der Wolf eine Herde in Panik versetzt.“ Und er ergänzt: „Wölfe, die wiederholt Herden angreifen, müssen erlegt werden.“ Biopark plädiert für eine Änderung der FFH-Richtlinien und die Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht. Von der Politik fordert Biopark, die Leistungen der extensiven, ökologischen Weidehaltung zu honorieren, insbesondere durch eine abgestufte Förderung mit oder ohne Wiederkäuerhaltung auf Grünland.