Rentenbank: Der Trend zu mehr Tierwohl setzt sich fort

Bis zum Jahr 2027 werden fast die Hälfte der Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland ihre Tiere in den höheren Haltungsformen 3 und 4 halten. Das größte Umstellungspotenzial besteht dabei in schweinehaltenden Betrieben. Das teilt die Landwirtschaftliche Rentenbank als Ergebnis einer Befragung im Rahmen des von ihr jetzt vorgelegten Agrarbarometers mit. Nach Ansicht von Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir zeigt die Befragung der Rentenbank eindrucksvoll, dass die Tierhalterinnen und Tierhalter bereit sind, sich auf die veränderten Rahmenbedingungen einzustellen. Von der Politik benötigen die Landwirtinnen und Landwirte laut Özdemir „Verlässlichkeit und Planungssicherheit“, so der Minister. Weitere Ergebnisse des Agrarbarometers verkünden nicht nur Positives.

Befragt zur Haltungsform wurden im Rahmen des Agrarbarometers 744 repräsentativ ausgewählte tierhaltende Landwirtinnen und Landwirte. Auf die Frage nach der aktuellen Haltungsform gaben 41 Prozent von ihnen die Stufen 3 und 4 der Haltungsformenkennzeichnung der Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung an. 25 Prozent halten ihre Tiere in der Haltungsform 2 und 29 Prozent in der Stufe 1. 13 Prozent der Befragten wollen in den nächsten zwei bis drei Jahren aber auf eine höhere Haltungsform umstellen. Damit würden dann insgesamt 49 Prozent der befragten Betriebe ihre Tiere in den Stufen 3 und 4 halten.

Die meisten Umstellungen werden laut der Befragung von schweinehaltenden Betrieben geplant. Hier besteht zugleich nach Ansicht der Rentenban das größte Potenzial. Auch der Bedarf ist am höchsten, denn noch bekommt der Handel kein ausreichendes Angebot an Schweinefleisch aus den Haltungsformen 3 und 4, so die Rentenbank. Während bereits 46 Prozent der Rinder in den Haltungsformen 3 und 4 gehalten werden, sind es bei den Schweinen laut der Umfrage derzeit gerade einmal 13 Prozent. Die Herausforderungen beim Umbau der Schweineställe sind laut Rentenbank vor allem aufgrund langwieriger Baugenehmigungen und Emissionsschutz höher.

Nikola Steinbock, Sprecherin des Vorstands der Rentenbank: „Die Tierhalter wollen in tiergerechtere Ställe investieren, das zeigen nicht nur die Zahlen unseres Agrarbarometers. Damit sich der positive Trend fortsetzen kann, müssen sich die Investitionen langfristig lohnen. Dies kann über Förderung flankiert werden. Vor allem aber brauchen wir passende gesetzliche Rahmenbedingungen sowie eine entsprechende Preisgestaltung an der Ladentheke und zwischen Lebensmitteleinzelhandel und Landwirten. Wir sind mit der Branche im engen Austausch und suchen nach gemeinsamen Lösungen entlang der Wertschöpfungskette, um den Umbau der Tierhaltung voranzubringen.“

„Neben der wirtschaftlichen Bedeutung der Tierhaltung für die landwirtschaftlichen Betriebe und die Regionen, in denen sie stattfindet, können mit ihr auch positive Effekte auf Boden, Natur und Umwelt verbunden sein. Deshalb wollen wir die tierhaltenden Betriebe weiter unterstützen – mit unserer Innovationsförderung und auch mit unseren Förderkreditprogrammen.“, so Nikola Steinbock weiter.

Mit dem Programm „Nachhaltigkeit“ fördert die Landwirtschaftliche Rentenbank Investitionen zur Verbesserung der Tierhaltung. Ende März wurde zudem das Programm „Zukunftsfelder im Fokus" um ein neues Zukunftsfeld zur „Förderung von Stallumbauten für mehr Tierwohl" erweitert. Bis Ende Juni konnten laut Rentenbank bereits mehr als 6 Mio. Euro Investitionssumme zugesagt werden. Die Förderdarlehen im Zukunftsfeld "Stallumbauten für mehr Tierwohl" sind kombinierbar mit den Zuschüssen, die die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Bundesprogramms "Umbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung" vergibt.

Weitere Ergebnisse des Agrarbarometers

48% der befragten Landwirte empfinden ihre aktuelle wirtschaftliche Situation als befriedigend, 29% als gut und sehr gut und 23% als ungünstig und sehr ungünstig. Negative Einschätzungen zur aktuellen Lage sind dabei eher in der Agrarpolitik begründet, während gute Preise und Ernte positive Einschätzungen stützen. Bei den Zukunftserwartungen steigt der Anteil der Pessimisten deutlich. Mehr als die Hälfte der befragten Landwirte und Lohnunternehmer planen Investitionen bis September 2024. Auf die Frage, welche Betriebszweige Landwirte in den nächsten Jahren ausbauen wollen, steht als Antwort der 1039 befragten Landwirte Photovoltaik an erster Stelle. Knapp 2% der konventionellen Betriebe wollen in den nächsten 2-3 Jahren auf ökologische Landwirtschaft umstellen. Mehr als ein Drittel der Betriebe mit Betriebsleitern ab 55 Jahren hat die Nachfolge nicht geklärt. Fast die Hälfte der Betriebe ist vom Arbeitskräftemangel betroffen.

Das „Rentenbank-Agrarbarometer“ wird seit März 2024 vierteljährlich im Auftrag der Landwirtschaftlichen Rentenbank vom Marktforschungsunternehmen Kynetec erhoben und knüpft an das frühere „Konjunktur- und Investitionsbarometer Agrar“ an.