Ein jetzt im Spiegel erschienener Artikel „Warum Joban Singh nicht mehr leben wollte“, der von dem Suizid eines indischen Erntehelfers in Italien handelt, gibt nach Ansicht der SPD-Europaabgeordneten Maria Noichl tausenden Saisonarbeiter:innen und Erntehelfer:innen auf europäischen Feldern ein Gesicht und schafft Gehör für ihr Schicksal. Die europäischen Mitgliedstaaten könnten gegen solche Fälle schon längst entschiedener vorgehen.
„Schicksale, wie die des indischen Erntehelfers Joban Singh gibt es überall in Europa. Auch in Deutschland werden Migrant:innen in tausenden Fällen ausgenutzt und betrogen, um billig für europäische Produzten:innen auf den Feldern zu arbeiten. Mit dieser Praxis muss endlich Schluss sein und diejenigen, die illegal Menschen beschäftigen, müssen endlich konsequenter ausfindig gemacht und bestraft werden“, erklärt Noichl.
Die EU habe dafür einen neuen Sanktionsmechanismus innerhalb der Gemeinsamen Agrarpolitik vorgelegt. „Die sogenannte Soziale Konditionalität sieht vor, dass europäischen Produzent:innen, je nach Verstoß, sämtliche europäische Fördergelder gestrichen werden können, wenn gewisse Sozialstandards verletzt werden. Die Einführung dieses Instruments ist für alle europäischen Mitgliedstaaten ab 2025 verpflichtend vorgesehen. Freiwillig früher, ab diesem Jahr, wollen den Mechanismus aber nur Österreich, Frankreich und Italien einführen. Das deutsche Landwirtschaftsministerium sperrt sich gegen eine frühere Einführung und verweist auf Verfahrensregeln, die zunächst geschaffen werden müssten. Deutschland lässt damit die Migrant:innen im Stich, die nicht nur hart arbeiten, sondern auch noch systematisch auf unseren Feldern ausgebeutet werden“, kritisiert die EU-Abgeordnete.
Neben der Einführung neuer Sanktionsmechanismen müsse auch die Kontrollen verschärft werden. „Wir wissen, dass eine Reihe von europäisch vorgeschriebenen Mindeststandards kaum bis gar nicht in den europäischen Mitgliedstaaten kontrolliert werden. Das Leiden der Menschen wird hier für den wirtschaftlichen Profit in Kauf genommen. Diese Praxis muss ein Ende haben, damit sich Schicksale, wie die von Joban Singh, nicht wiederholen“, so Noichl.