NGT-Pflanzen verändern Bodenleben

Einer aktuellen Publikation zufolge haben Forscher:innen aus den USA und Kanada Weizen mittels Neuer Gentechnik (NGT) verändert, um dessen Versorgung mit Nährstoffen zu verbessern. Wie das Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie Testbiotech mitteilt, bilden die NGT-Pflanzen eine erhöhte Menge eines bestimmten bakteriellen Lockstoffs. Dieser soll im Wurzelbereich Bakterien anlocken, die Stickstoff biologisch verfügbar machen und so den Ertrag erhöhen. Die NGT-Pflanzen sollen insbesondere bei Stickstoffmangel im Boden besser wachsen. Bereits zuvor waren ähnliche Ergebnisse bei NGT-Reis publiziert worden. Die Forschung wurde u.a. vom Konzern Bayer finanziert.

Die Pflanzen könnten nach den aktuellen Plänen der EU-Kommission für eine Deregulierung von NGT-Pflanzen sehr wahrscheinlich ohne Umweltrisikobewertung in den Anbau gebracht werden, so Testbiotech. Laut Vorschlag der Kommission sollen Pflanzen unterhalb eines ,magischen Schwellenwerts’ von 20 genetischen Veränderungen von der bisher verpflichtenden Risikobewertung ausgenommen werden. Nach den Plänen der EU-Mitgliedsländer könnte dieser Schwellenwert sogar noch erhöht werden. Es gibt jedoch keinerlei wissenschaftliche Begründung, dass dieser Schwellenwert Rückschlüsse auf die Sicherheit von NGT-Pflanzen oder deren Gleichwertigkeit mit Pflanzen aus konventioneller Züchtung zulassen würde.

Es ist anzunehmen, dass der NGT-Reis und -Weizen unter diesem Schwellenwert liegen würden. Ihre speziellen genetischen Eigenschaften waren bisher jedoch unbekannt und es ist unwahrscheinlich, dass diese auch mit konventioneller Zucht erreicht werden können, teilt Testbiotech mit. Zudem könne nicht bezweifelt werden, dass es tatsächlich Risiken für die Umwelt gibt: Bei Reis ist bekannt, dass es leicht zu einem Genaustausch mit Unkrautreis kommen kann. Diese Unkrautart sorgt für erhebliche Problem im Anbau. Sollte sie durch die Genübertragung des NGT-Reis eine höhere Fitness erwerben, könnte dies die Erträge im Reisanbau gefährden.

Zudem zeigt eine andere aktuelle Publikation, dass Bakterien, die durch spezielle Stoffe von gentechnisch veränderten Pflanzen angelockt werden, sich auch bei Pflanzen in der Nachbarschaft ansiedeln. Das könnte auch die Ausbreitung von Unkräutern verstärken, wenn die Mikroben auch deren Nährstoffversorgung verbessern oder ihren Wuchs verändern. Die Autor:innen fordern deswegen, dass diese Risiken genauer untersucht werden.