Milchpreise noch nicht zufriedenstellend

Mit Verwunderung haben Vertreter des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) Äußerungen des Milchmarktexperten der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zur Kenntnis genommen, wonach ein Großteil der Betriebe aktuell kostendeckend arbeiten könne und im ersten halben Jahr die Preise zu niedrig waren. „Aus meiner Sicht kann es nicht im Sinne eines Milchmarktexperten der Landwirtschaftskammer sein, wenn Betriebe in der Produktion seit über 6 Monaten Verluste generieren und jetzt nur auskömmliche Preise erzielen", argumentiert Peter Habbena, BDM-Landesteamleiter Niedersachsen, und verweist auf die aktuellen Ergebnisse vom Milch Marker Index, die am 15. Oktober von der MEG Milch Board veröffentlicht werden. Der BDM-Niedersachsen begrüßt aktuell die stabileren Milchpreise zwischen 34-36 Cent/kg Milch. Dennoch ist für ihn die Lage am Milchmarkt noch nicht zufriedenstellend. Auf Grundlage der Kostenberechnung des Informationsnetzes Landwirtschaftlicher Buchführungen (ILNB) wurden für Januar 2018, also noch vor der Trockenheit und Dürre, Milcherzeugungskosten von 41,81 Cent/kg Milch berechnet. "Bisher sind wir von diesem Preis sehr weit entfernt. Hinzu kommt, dass besonders in diesem Jahr durch die lang anhaltende Dürre und Trockenheit viele Betriebe überteuert Futter zukaufen müssen", betont Peter Habbena. Außerdem würden die Anforderungen an die Tierhaltung mit der Diskussion über Tierwohlstandards höher. „Investitionen in mehr Kuhkomfort lassen sich aber nicht bei Milchpreisen um die 30 Cent realisieren“ so der BDM-Vertreter. Aus Sicht des BDM ist vor allem das Hauptproblem am europäischen Milchmarkt nicht behoben. Noch immer fehlt ein effizientes Krisenmanagement für den EU-Milchmarkt, um Wertschöpfungsverluste bei den Milchviehhaltern zu vermeiden. In den vergangenen Jahren sei auf dramatische Weise deutlich geworden, dass die bisherigen Kriseninstrumente private Lagerhaltung und Intervention keine durschlagenden Lösungen bei Marktverwerfungen sein können. Aus diesem Grund seien die Milchviehhalter auf ein höheres Milchpreisniveau angewiesen, um die entstandenen Liquiditätskredite tilgen und Rücklagen für die Zukunft bilden zu können. Zu einem Austausch über die Situation am Milchmarkt und den sich daraus abzuleitenden notwendigen Veränderungen in der milchmarktpolitischen Landschaft haben sich Vertreter des BDM mit dem Vorsitzenden des Agrarausschusses des Bundestages Alois Gerig (CDU) und weiteren CDU-Abgeordneten in Berlin getroffen. Unverständnis herrschte nach Ansicht des BDM bei den Parlamentariern darüber, dass sich Bewegungen hin zu Branchenlösungen nur sehr zögerlich einstellen, denn Marktgestaltung sei zukünftig einfach eine Aufgabe der Branche, die Politik wolle sich da komplett raushalten. Demgegenüber machte der BDM deutlich, dass der Milchmarkt politisch gesetzte Rahmenbedingungen zur Verhinderung von Marktkrisen braucht. „Festzuhalten ist“, so der BDM, „dass bei der CDU noch ein dickes Brett zu bohren ist, es herrscht eine immer noch vorhandene Branchengläubigkeit gepaart mit einer gewissen Ratlosigkeit, ob der ablehnenden Haltung gegenüber Branchenlösungen aus der Molkereiwirtschaft“.