Europawahl 2024: Wähler:innen aller Parteien für umfassende Gentechnik-Kennzeichnung

Europa-Wähler:innen wollen mit großer Mehrheit eine Kennzeichnungspflicht auch für neue Gentechnik in Lebensmitteln. Darin sind sie sich über alle Parteigrenzen hinweg einig. Das ergab eine aktuelle repräsentative Umfrage im Auftrag des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG). Der Aussage „Lebensmittel mit gentechnisch veränderten Zutaten sollten immer gekennzeichnet werden, egal ob mit alter oder neuer Gentechnik hergestellt“ stimmten dabei 84 Prozent aller Befragten zu. 

Insgesamt 84 Prozent für Kennzeichnung – bei allen Parteien über 70 Prozent

Aufgeschlüsselt danach, welche Partei die Befragten bei der bevorstehenden Europawahl 2024 wählen wollen, liegt die Zustimmung bei 92 Prozent (SPD), 90 Prozent (Bündnis Sahra Wagenknecht), 84 Prozent (Linke), 83 Prozent (AfD), 82 Prozent (CDU/CSU), 77 Prozent (Grüne) und 72 Prozent (FDP). Das Meinungsforschungsinstitut Civey hat dazu im Zeitraum vom 24.05. bis 30.05.2024 im Auftrag des VLOG 5007 Personen ab 16 Jahren befragt.

CDU/CSU und FDP handeln gegen Willen eigener Wählerschaft

„Die Wählerinnen und Wähler wollen über alle Parteigrenzen hinweg ganz klar eine Gentechnik-Kennzeichnung für Lebensmittel, auch für neue Gentechnik. Auch diejenigen, die am Sonntag bei der Europawahl CDU/CSU oder FDP ihre Stimme geben wollen, verlangen mit großer Mehrheit, dass nicht nur ‚alte‘, sondern auch neue Gentechnik im Essen weiterhin erkennbar bleibt.“, kommentiert VLOG-Geschäftsführer Alexander Hissting. „Im Widerspruch zu diesen Wünschen ihrer Anhänger unterstützen Union und FDP jedoch bisher den Vorschlag der EU-Kommission, nach dem die übergroße Mehrheit neuer Gentechnik-Lebensmittel künftig unsichtbar versteckt in den Supermarktregalen landen würde. Union und FDP handeln bei Gentechnik gegen den Willen ihrer eigenen Wählerschaft. Die beiden Parteien sollten ihre Positionen zum Thema Gentechnik also noch einmal überdenken.“

Die EU-Kommission will die Regeln für neue Gentechnik bei Lebens- und Futtermitteln aufweichen, unter anderem will sie die bisher geltende Kennzeichnungspflicht für fast alle neuen Gentechnik-Pflanzen abschaffen. CDU/CSU und FDP unterstützen diesen Plan und haben ihm im „alten“ Europaparlament größtenteils zugestimmt. 

Debatte wird auch neues Europaparlament weiter beschäftigen

Die EU-Mitgliedsstaaten konnten sich jedoch bislang nicht auf eine gemeinsame Position einigen. Deutschland und eine Reihe anderer Staaten verlangen unter anderem Regeln für Kennzeichnung und Koexistenz sowie gegen Saatgut-Patentierungen. Die Gentechnik-Debatte wird die EU und das neugewählte Parlament also mit Sicherheit nach der Wahl noch länger beschäftigen.