Biodiversitätskrise erfordert ambitioniertes EU-Naturschutzpaket

Der Umweltdachverband Deutscher Naturschutzring (DNR) appelliert in einem offenen Brief an die Bundesregierung, sich angesichts der fortschreitenden Biodiversitätskrise in Brüssel weiterhin für ein ehrgeiziges EU-Naturschutzpaket einzusetzen. Die vorliegenden Entwürfe der EU-Kommission für ein Renaturierungsgesetz und für eine Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln trügen maßgeblich zum Erhalt der biologischen Vielfalt, zum Klimaschutz und zur menschlichen Gesundheit bei und dürften daher nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden.

„Wir fordern Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Bundesumweltministerin Steffi Lemke auf, sich weiterhin für ein anspruchsvolles EU-Naturschutzpaket und somit für stabile und gesunde Ökosysteme als Rückgrat unserer zukünftigen Ernährungssicherheit einzusetzen", so DNR-Präsident Kai Niebert.

Der nahezu flächendeckende Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln ist laut DNR wesentlich für den Rückgang der biologischen Vielfalt verantwortlich. Selbst Schutzgebiete werden nach Überzeugung der Organisationen in Deutschland nach wie vor nicht ausreichend vor einem Einsatz geschützt. „Schutzgebiete müssen endlich ihren Namen verdienen und ihrer Aufgabe gerecht werden. Daher müssen insbesondere Nationalparks, Naturschutzgebiete, das Schutzgebietsnetz Natura 2000 sowie für den Gewässer- und Trinkwasserschutz festgelegte Gebiete inklusive ausreichender Pufferzonen vom Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel verschont bleiben", so Niebert.

Nach Erhebungen des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit ist der Absatz von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland seit über 40 Jahren nahezu konstant und der Verkauf problematischer Wirkstoffe sogar gestiegen. Außerdem werden Grenzwerte für Pestizide in 80 Prozent der Gewässer überschritten, so der DNR.

Eine Lösung sieht der DNR in der Ausweitung des ökologischen Landbaus. Die geplante Halbierung der Verwendung und des Risikos von Pestiziden und das 25 Prozent-EU-Ausbauziel für den Ökolandbau bis 2030 muss daher Hand in Hand umgesetzt werden. „Gerade in und um sensible Gebiete kann der Ökolandbau einen entscheidenden Beitrag zur Vereinbarkeit von Schutz und Nutzung leisten", so Niebert.

Das EU-Naturschutzpaket wurde am 22. Juni nach mehreren Verzögerungen von der EU-Kommission vorgelegt. Es setzt Ziele der europäischen Biodiversitätsstrategie und der Farm-to-Fork-Strategie um.

04.10.2022
Von: FebL/PM

Unter anderem Naturschutzgebiete vom Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel zu verschonen, fordert der DNR.