Für die Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL), die nach eigenen Worten die Interessen der verarbeitenden Lebensmittelindustrie im deutschsprachigen europäischen Raum repräsentiert, muss mit Blick auf die konventionelle Produktion das „Feilschen und Spekulieren“ um hohe Getreidepreise „nicht unser Thema sein“. Gleichzeitig bemängelt die AöL, dass die Kosten für Bio-Rohstoffe „künstlich in die Höhe getrieben werden“. Es sei Zeit, jetzt „wahre Preise“ zu etablieren.
Nicht nur die Hitze der letzten Wochen und die Dürre auf den Feldern, auch die anhaltende Coronapandemie und der Krieg in der Ukraine zeigen nach Ansicht der AöL, wie krisenanfällig unser konventionelles Ernährungssystem ist. Resiliente und nachhaltige Strukturen seien seit jeher ein Grundgedanke der Ökoland- und Ernährungswirtschaft. Das zahle sich jetzt in der Krise aus. Ein Wandel hin zu einem enkeltauglichen Ernährungssystem müsse jetzt gestaltet werden, die Chance sei nie größer und die Notwendigkeit nie drängender gewesen. Jetzt zeige „Bio“, dass es ein resilienter Systemansatz ist – dafür braucht es alle Akteure, so die AöL.
„Die ökologische Produktion von Lebensmitteln ist und war nie so energieintensiv und von fossilen Energieträgeren abhängig, wie die Produktion konventioneller Produkte. Zentral ist hierbei die Erzeugung biologischer Produkte ohne Einsatz von chemisch-synthetischen Düngemitteln und Pestiziden“, erklärt der geschäftsführende Vorstand Dr. Alexander Beck. „Natürlich haben auch Bio-Akteure im Moment mit steigenden Kosten zu tun – jedoch ist dies in keiner Weise vergleichbar mit ihren konventionellen KollegInnen. Die „wahren Kosten“ der konventionellen Produktionsweise durch Umweltschäden etc. werden jetzt sichtbar. Daher muss das Feilschen und Spekulieren um hohe Getreidepreise, wie es durch den Ukrainekrieg ausgelöst wurde, nicht unser Thema sein. Denn Bio kommt ohne Stickstoffdünger und mit viel heimischer Ware aus. Das Bio-System kann jetzt seine Stärken zeigen.“
Die Chance, wahre Preise zu etablieren war nie größer als im Moment, so der Verband. „Daher sollten Kosten für Bio-Rohstoffe nicht künstlich in die Höhe getrieben werden – so wie wir es teilweise zum Beispiel beim Weizen der diesjährigen Ernte erleben“, sagt Michael Hiestand, Geschäftsführer der Meyermühle und Sprecher des AöL-Arbeitskreises Brot, Backwaren und Getreideerzeugnisse. „Die Vorteile, wie beispielsweise der faire Preis, die der Ökolandbau und die Öko-Lebensmittelwirtschaft liefern, müssen jetzt sichtbar werden. Sie ebnen den Weg hin zu einer enkeltauglichen Zukunft.“