vzbv: 86 Prozent für klare Regeln bei "regionalen" Lebensmitteln

Schwarzwälder Schinken, Möhren „von hier“ oder Eier „aus der Region“: Eine große Mehrheit der Verbraucher:innen will wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen – doch der aktuelle Siegeldschungel im Supermarkt macht dies für viele schwer. Das ist das Ergebnis einer online-repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Hopp im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Demnach ist den Verbraucher:innen Regionalität bei Obst und Gemüse (86 Prozent), Eiern (82 Prozent) oder Brot und Backwaren (74 Prozent) besonders wichtig. Was Begriffe wie „regional“ oder „von hier“ tatsächlich aussagen, ist jedoch kaum bekannt. Tatsächlich wird mit Regionalwerbung immer wieder getrickst. Der vzbv fordert die EU-Kommission deshalb auf, einheitliche Mindeststandards für die Regionalkennzeichnung zu etablieren. 

„Wenn Möhren als regionales Produkt beworben werden, sollten sie nicht 500 Kilometer vom Supermarkt entfernt angebaut werden. Und wer „Eier von unseren Landwirten“ in Brandenburg kauft, sollte keine Eier aus den Niederlanden im Korb haben. Derzeit gibt es keine gesetzliche Grundlage, die verbindliche Anforderungen an Begriffe wie „regional“ oder „von hier“ und die Werbung mit regionaler Herkunft definiert. Das muss sich dringend ändern“, sagt Christiane Seidel, Referentin im Team Lebensmittel des vzbv.

Der vzbv fordert die EU-Kommission auf, die EU-weit verbindliche Kennzeichnung des Herkunftslandes, also beispielsweise „Deutschland“ oder „Frankreich“, endlich auf alle Lebensmittel auszuweiten. Bisher gilt sie nur für unverarbeitetes Fleisch und für unverarbeitetes Obst und Gemüse. Auch bei verarbeiteten Lebensmitteln sollte künftig die Herkunft der Primärzutat gekennzeichnet werden.  

Kaufmotivationen: Frische, Nachhaltigkeit und Unterstützung der lokalen Wirtschaft 

Die Umfrage sowie Tiefeninterviews im Auftrag des vzbv belegen, dass Verbraucher:innen die Herkunft der Lebensmittel sehr wichtig ist. So achten 76 Prozent der Befragten beim Lebensmittelkauf darauf, ob Produkte aus regionaler Erzeugung stammen. 57 Prozent kaufen mindestens einmal pro Woche regionale Lebensmittel. Wichtigste Kaufmotivationen sind demnach die Unterstützung der heimischen (Land-)Wirtschaft und kürzere Transportwege (jeweils 94 Prozent), Frische (90 Prozent) sowie Nachhaltigkeit (84 Prozent). 

Bekanntheit und Verständnis von Regionalsiegeln

Gleichzeitig finden es knapp vier von zehn schwer, die Herkunft zu erkennen. 67 Prozent finden es inakzeptabel, wenn ein als regional beworbenes, verarbeitetes Produkt zwar in der genannten Region hergestellt wurde, die Zutaten aber von woanders herkommen. 65 Prozent sind der Meinung, dass der Erzeugungs-/Verarbeitungsort maximal 100 Kilometer vom Verkaufsort entfernt sein sollte. 

Um Lebensmittel aus der eigenen Region verlässlich zu erkennen, wünschen sich je etwa ein Drittel der Befragten die Angabe der genauen Ortsbezeichnung (41 Prozent), des Landkreises (37 Prozent) oder des Bundeslandes (31 Prozent). 86 Prozent wünschen sich einheitliche und verbindliche Regeln für die Herkunftskennzeichnung. 
Stammt ein Lebensmittel nachweislich aus regionaler Erzeugung, wäre die knappe Mehrheit der Befragten bereit, mehr dafür zu bezahlen. Und bei der Entscheidung zwischen Lebensmitteln aus ökologischem Anbau, die nicht regional erzeugt wurden, und solchen, die in der Region erzeugt wurden, jedoch aus konventionellem Anbau stammen, würden sich Zweidrittel für das in der Region erzeugte Lebensmittel entscheiden.