Ohne Land auch kein Geld

Den Traum vom eigenen Hof Wirklichkeit werden zu lassen, eigenverantwortlich Bauer oder Bäuerin mit Tieren, Land, Maschinen zu sein, ist immer noch vor allem für die realisierbar, die aus entsprechenden Familienzusammenhängen stammen.

Sie haben in den meisten Fällen bessere Startvoraussetzungen durch Hofübergabe und Erbe als diejenigen, die sich als Neueinsteiger eine landwirtschaftliche Existenz aufbauen wollen. Und bislang wurde dieses Ungleichgewicht durch die Politik kaum entschärft – im Gegenteil. Die Junglandwirteförderung in der GAP funktioniert über Hektarzahlungen – es ist der gleiche Ungerechtigkeitsmechanismus wie auch in der generellen GAP-Förderung: Wer viel hat, dem wird viel gegeben. Dazu kommen Instrumente wie das Agrarinvestitionsförderungsprogramm (AFP) welches als Voraussetzung für die Gewährung eine positive Eigenkapitalbildung als Kriterium anlegt. Für Existenzgründer ohne Land und Kapital bleibt der Zugang zu beiden Förderangeboten verschlossen. Das ist auch dem Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) nicht unbekannt. Jobst Jungehülsing, Leiter des Referates Bodenmarkt im BMEL, formulierte auf einer Veranstaltung, dass momentan Förderung und Beratung ausschließlich auf innerfamiliäre Übernahmen ausgerichtet seien, bei denen betriebliche Werte von zwei bis zehn Millionen Euro übergeben würden, die außerfamiliären Gründern nicht zur Verfügung stünden.

Bund, Länder?

Schon seit 2021 fordert ein Bündnis aus landwirtschaftlichen Jugendverbänden, dem auch die junge AbL angehört, eine Anpassung in der GAP in Form einer zusätzlichen Existenzgründerprämie, bislang ohne Resonanz. Gleichzeitig zeigen regionale Initiativen in einzelnen Bundesländern, die auf neue Fördermöglichkeiten durch Mittel aus der zweiten Säule drängen, erste Wirkungen: In Sachsen und Sachsen-Anhalt gibt es bereits eine Existenzgründungsprämie in Größenordnungen von 70.000 Euro. Thüringen und Brandenburg sind dabei, sie einzuführen, auch Rheinland-Pfalz hat zumindest einen entsprechenden Beschluss gefasst. Das sind bislang Länder, in denen landwirtschaftliche Neugründungen oder auch Hofübergaben eine nicht ganz so große Rolle spielen. Komplizierter werden die Dinge, wenn die großen West-Agrarländer NRW und Niedersachsen mit ihren zum Teil noch sehr traditionellen Hofübergabevorstellungen ausdrücklich die Förderung von Junglandwirten in ihre noch frischen Koalitionsverträge schreiben. In NRW bedeutete das erstmal nur die Aufstockung der bisherigen Sätze der Junglandwirteprämie. „Für Nordrhein-Westfalen ist derzeit eine Existenzgründungsprämie nicht vorgesehen“, schreibt das Ministerium auf Anfrage. Auf einer Veranstaltung im nordrhein-westfälischen Münster mit über 100 Teilnehmer:innen vor allem aus der ganzen betrieblichen Bandbreite junger Bauern und Bäuerinnen machten diese deutlich, dass das die Optionslosigkeit für Neueinsteiger und Neueinsteigerinnen manifestiert. Dagegen konnte auch der anwesende Staatssekretär Martin Berges nicht wirklich etwas sagen. Eingeladen hatte auch hier die jAbL in einem Bündnis landwirtschaftlicher Jugendorganisationen, auch der Ring der Landjugend ist dabei. „Gemeinsam mit mehreren Jugendverbänden fordern wir die NRW-Landesregierung auf, auch für NRW endlich eine Existenzgründungsprämie, wie es sie mittlerweile in mehreren anderen Bundesländern gibt, einzuführen. Wir haben dem Landwirtschaftsministerium bereits 2021 unsere Vorschläge zur Einführung einer solchen Prämie vorgelegt – es wird Zeit, dass es endlich in die Umsetzung geht. Neben der Chance, sich eine Existenz aufzubauen, die eine solche Prämie für junge Landwirtinnen und Landwirte bietet, wird innovatives Wirtschaften im ländlichen Raum vorangetrieben und dem Strukturwandel entgegengewirkt“, erklärte in dem Zusammenhang Johannes Bühlmeyer, Vorsitzender des Rings der Landjugend. Der Zugang zur Existenzgründungsprämie soll grundsätzlich auch klassischen innerfamiliären Hofnachfolgern und -nachfolgerinnen offenstehen, so die Vorstellung des Bündnisses, allerdings sollen Neugründer und Neugründerinnen über ein Punktesystem bevorzugt werden. Bemerkenswert ist die Solidarität, mit der sich auch diejenigen für die Belange der Neueinsteiger und Neueinsteigerinnen einsetzen, die oftmals aus komfortablerer Position heraus auf einem Hof starten können. Offenbar haben die jungen Leute auf dem Land eher als die Politik erkannt, dass es eine Vielfalt und vor allem viele Höfe braucht, um lebendige ländliche Räume zu erhalten.