NEULAND gegen pauschale Kritik an Auslauf- und Freilandhaltung wegen ASP-Übertragungsrisiko
Ein Jahr nach dem ersten Auftreten von Afrikanischer Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen in Deutschland hat der politische Beauftrage für die ASP, der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Uwe Feiler, eine Zwischenbilanz gezogen. Unterdessen ist NEULAND, der Verein für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung, der immer mal wiederkehrenden Behauptung entgegengetreten, wonach die Auslauf- und Freilandhaltung in der Schweinehaltung ein hohes Risiko im Zusammenhang mit der ASP-Ausbreitung bedeute. Nach Ansicht des Friedrich-Loeffler-Instituts bleibt die ASP-Bekämpfung eine „Langstreckenaufgabe“.
Aktuell wurde in Deutschland laut BMEL bei 2.070 Wildschweinen die ASP amtlich festgestellt. Davon 448 in Sachsen und 1.622 in Brandenburg. In Brandenburg wurden zudem in zwei Kleinstbeständen und in einem Bio-Betrieb mit 200 Schweinen Fälle von ASP bei Hausschweinen nachgewiesen. Die Bekämpfungsmaßnahmen haben die Fälle trotz erschwerter Bedingungen durch einen flächenhaften Infektionsdruck und unwegsames Gelände bisher auf eng begrenzten Gebieten in Brandenburg und Sachsen halten können. Bis auf die drei Betriebe innerhalb der wegen der ASP eingerichteten Sperrzonen konnten die Hausschweinebestände bisher frei von der Infektion gehalten werden.
Prof. Thomas Mettenleiter, Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, erklärt: "Das Friedrich-Loeffler-Institut unterstützt die betroffenen Bundesländer im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft bei ihren Anstrengungen zur Kontrolle der ASP. Allerdings ist die Situation in Deutschland auf Grund des großräumigen Infektionsdrucks aus dem Osten nicht mit den punktförmigen Einträgen in die Tschechische Republik und nach Belgien vergleichbar, die in einem überschaubaren Zeitraum getilgt werden konnten. Die Bekämpfung der ASP in Deutschland wird kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf."
Der immer wieder zu hörenden Behauptung, dass Auslauf- und Freilandhaltung in der Schweinehaltung ein hohes Risiko im Zusammenhang mit der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest bedeutet und darum für diese Betriebe ein pauschales Aufstallungsgebot gefordert wird, widerspricht der Vorstandssprecher des NEULAND-Vereins, Jochen Dettmer: „Derartige Forderungen lehnen wir ab, da es nach bisherigen Kenntnisstand keine wissenschaftliche Begründung für eine höhere Gefährdung durch Freiland- und Auslaufbetriebe und Betrieben mit Offenfront bei Einhaltung der Schweinehaltungshygiene-Verordnung gibt. Entsprechend gibt es auch keine Belege dafür, dass die üblichen ‚geschlossenen‘ Ställe mit Vollspaltenböden ein geringeres Risiko aufweisen. Wir freuen uns, dass die Sonderagrarministerkonferenz am 1.9.21 keine pauschale Kritik an der Auslauf- und Freilandhaltung geäußert hat und vielmehr gefordert hat, die Risiken von Eintragungspfaden auch durch belebte Vektoren für den Eintrag in Hausschweinebestände zu klären und ggf. bestehenden Forschungsbedarf zu identifizieren sowie gemeinsame Empfehlungen zur ausreichenden Biosicherheit der Auslauf- und Freilandhaltung zu entwickeln. Wir unterstützen auch die Forderung, dass der Bund und die Länder die Chancen nutzen, die erforderlichen Schritte zum notwendigen Umbau in der Schweinhaltung im Sinne des Kompetenznetzwerkes Nutztierhaltung (Borchert-Kommission) voranzutreiben und zeitnahe Verbesserungen im Tierschutz zu erwirken.“
Tierschutz und Seuchenschutz müssen nach Ansicht von Dettmer kein Gegensatz sein. „Unverständlich ist in diesem Zusammenhang auch warum nicht die Impfstoffentwicklung beschleunigt worden ist. Nur impfen schützt die Schweine erfolgreich vor dem Virus. Dass Töten von befallenen Beständen würde dann auch entfallen. Nur durch eine konsequente Impfstrategie könnte die Schweinepest eingedämmt werden,“ so Jochen Dettmer abschließend.