Lidl wird immer nachhaltiger?
„Langfristig ist es unser Ziel, nur noch Frischfleisch in Stufe 2 und höher zu verkaufen. Damit wollen wir unseren Kunden Produkte anbieten, die in Sachen Tierwohl über dem gesetzlichen Standard liegen,“ definiert Jan Bock, Einkaufsleiter Lidl Deutschland, seine Perspektiven für den Fleischeinkauf. Seit April 2019 labelt Lidl ebenso wie andere Einzelhandelskonzerne Fleisch mit der vierstufigen Haltungskennzeichnung. Man wolle Tierwohl in der Breite verbessern und „mehr Akzeptanz für die Leistungen der Landwirte schaffen“. Bock merkt in einem Interview mit top agrar an, dass das Thema Tierhaltung bei Kunden auf Interesse stoße und sie deshalb verstärkt Fleisch aus höheren Stufen einfordern.
Marktkenner finden aber in Lidl- Filialen allenfalls Fleisch der Initiative Tierwohl, das im Unterschied zum Jahresanfang heute nur entsprechend gekennzeichnet, aber preisgleich mit dem Normalstandard ist. Aus Stufe 3 oder 4 findet sich nur das übliche Bio- Hackfleisch.
Die Lidl- Schwester Kaufland ist da schon einen Schritt weiter. Sie verkauft seit einigen Monaten Schweinefleisch der Stufe 3 (Außenklima) unter dem Namen „Wertschätze“. Aber ihre Angebotswesen scheinen sie beibehalten zu wollen. So bot Kaufland in der ersten Novemberwoche aus dem Wertschätze- Programm Kotelett für 4.99 statt 6,99 €/kg und Thüringer Bratwurst für 3,99 statt 6,89 €/kg an. Kritische Kunden fragen, ob das die beschriebene Wertschätzung der Landwirte sein soll.
Auch im Biomarkt will sich Lidl laut Lebensmittelzeitung (LZ) stärker profilieren. Seit der Kooperation mit Bioland habe man einen Wachstumssprung von 40% gemacht. Man bleibe aber mit 3% Marktanteil weit hinter Aldi, Marktführer mit 13%, zurück. Ziel sei in einigen Jahren 10% Anteil am Gesamtmarkt. Bisher habe der Discounter vor allem Eigenmarken auf Bioland umgestellt, wolle in 2020 aber weitere Frischeartikel aufschalten, vor allem Obst und Gemüse, Eier, Back- und Wurstwaren. Zulauf komme von neuen Kunden, teilweise auch von der Konkurrenz, weniger vom Naturkosthandel. Die Biobranche fürchtet nun, dass Aldi und dm mit Aktionen und Preissenkungen ihre Bioführerschaft verteidige. Einen Preiswettbewerb sieht Bock im Bio- Geschäft aber nicht, „auch wenn es mal links oder rechts Aktionen gibt.“
Um nicht angegriffen zu werden, dass man nur halbherzig bei der Bio- Sache wäre, unterstützt Lidl ab Januar für mehrere Jahre die Bioland- Stiftung mit einem nennenswerten Betrag, analysiert die LZ.