Lidl scheitert mit Umstellung auf 100%-Fairtrade-Bananen

Die im Herbst des vergangenen Jahres vom Discounter Lidl angekündigte und mit viel Lob unter anderem von Bundesentwicklungsminister Müller versehene Umstellung seines Angebots auf ausschließlich fair gehandelte Bananen ist gescheitert. „Es ist uns nicht gelungen, den Kunden von unserem Engagement zu überzeugen. Daher lassen wir unseren Kunden die Wahl und bieten zukünftig drei Bananenvarianten an”, erläutert Jan Bock, Geschäftsleiter Einkauf bei Lidl Deutschland. Frank Braßel, Oxfams Kampagnenleiter für wirtschaftliche Gerechtigkeit, sieht eine Ursache des Scheiterns im Preiskampf im Lebensmitteleinzelhandel. „Lidl will nun offenbar nicht mehr die komplette Umstellung auf fair gehandelte Bananen, sondern doch wieder das Zusatzangebot von Billig-Bananen mit fragwürdigen Zertifikaten. Lidls mutiger Schritt, allein mit Fairtrade-Bananen auf faire Preise und gute Arbeitsbedingungen zu setzen, wurde anscheinend von gezielten Dumpingangeboten der Konkurrenz (Aldi, Edeka und dessen Discounter Netto) unterlaufen. Dieser brutale Preiskampf deutscher Supermärkte fordert seit Jahren Opfer: Kleine Produzenten und die Beschäftigten in den Bananenplantagen werden mit Hungerlöhnen abgespeist oder gesundheitsschädlichen Pestiziden ausgesetzt“, kommentiert Braßel. Die Lebensbedingungen der kleinen Produzenten und der Beschäftigten in den Plantagen würden immer schlechter, „weil die großen Supermärkte um Marktanteile ringen und die Einkaufspreise drücken“. Lidl habe dieses System selbst vorangetrieben. „Das zeigt: Allein auf Markt und Freiwilligkeit zu setzen funktioniert nicht. Wir brauchen dringend ein Gesetz, das Menschenrechten in internationalen Lieferketten Vorrang einräumt und verhindert, dass in Zuliefererbetrieben von deutschen Unternehmen Arbeiter ausgebeutet und Menschenrechte systematisch verletzt werden“, fordert Braßel und verweist auf Entwicklungsminister Müller und Arbeitsminister Heil, die ein solches Gesetz diskutiert hätten. „Wir erwarten, dass diesen Diskussionen nun Taten folgen. Die Bundesregierung muss endlich ein Gesetz vorlegen, dass diesen verheerenden Entwicklungen Einhalt gebietet“, so Braßel. Zu den zukünftig drei Bananenvarianten bei Lidl schreibt der Konzern: „Lidl Deutschland weitet sein Angebot an Bananen mit Fairtrade-Zertifizierung aus und wird ab Sommer 2019 in allen rund 3.200 Filialen Bio- sowie konventionelle Bananen aus fairem Handel anbieten. Somit ist die konventionelle Banane mit Fairtrade-Zertifizierung für Kunden in ganz Deutschland erhältlich – bisher war sie in 40 Prozent der Filialen verfügbar. Gleichzeitig ergänzt das Unternehmen das Fairtrade-Bananensortiment bundesweit mit konventionellen Rainforest Alliance-zertifizierten Bananen zum Einstiegspreis. Damit entspricht Lidl dem Kundenwunsch nach Bananen im Preiseinstiegssegment und der derzeitigen Marktlage. Durch die drei Alternativen lässt das Unternehmen den Kunden in der wichtigen Produktgruppe Banane die Wahl, gemäß ihrer Wünsche und Lebensgewohnheiten einzukaufen. Ab Sommer 2019 bietet Lidl dann drei verschiedene Bananen-Varianten an, zwei davon sind Fairtrade-zertifiziert“.

17.05.2019

Diese Ankündigung "100%-Fairtrade-Bananen" ist gescheitert.