Klöckner: Es geht auch ohne Reserveantibiotika

Als „nicht akzeptabel“ hatte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner die Zahlen zum Einsatz von Reserveantibiotika in der Geflügelwirtschaft bezeichnet, als sie im Juni die Ergebnisse einer Evaluierung des im Jahr 2014 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) eingeführten nationalen Antibiotikaminimierungskonzepts für Masttiere vorgestellt hat. Daher hatte die Ministerin Vertreter der Geflügelwirtschaft zu einem Gespräch eingeladen, an dem auch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) teilnahm. Nach dem Gespräch äußerte die Ministerin gemeinsam mit dem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn an die Geflügelwirtschaft „die klare Erwartung, die Tiergesundheit in den Ställen so zu verbessern, dass mehrheitlich keine antibiotische Behandlung mehr notwendig ist. Wir fordern konkrete Maßnahmen ein. Fragen der Zucht, der Haltungsdichte, der Hygiene und vor allem des Betriebsmanagements spielen hier eine entscheidende Rolle. Denn klar ist: Es geht. Unser Evaluierungsbericht zum Antibiotikaeinsatz in der Tiermast zeigt, dass in Deutschland Geflügelmastbetriebe dauerhaft ohne Antibiotika auskommen. Die Branche nehme ich hier in die Pflicht. Die heute getroffene Vereinbarung, bis September einen ambitionierten Stufenplan zum Abbau der hohen Reserveantibiotikamengen vorzulegen, ist ein erster wichtiger Schritt.“ Zu einer deutlichen Reduzierung erklärte sich nach dem Treffen auch die Geflügelwirtschaft bereit, fordert dabei jedoch „die gezielte und entschlossene Begleitung“ durch die Politik. „Wir teilen die Ziele von BMEL und BMG, den Einsatz von Antibiotika und insbesondere Reserveantibiotika deutlich weiter zu reduzieren“, sagt Friedrich-Otto Ripke, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG). Sie habe der Ministerin bei dem Treffen erste Grundzüge einer komplexen Minimierungsstrategie vorgelegt, die in den kommenden Wochen weiter ausgearbeitet werde. „Um unsere ambitionierten Ziele umzusetzen, sind wir zwingend auf die Unterstützung der Politik angewiesen, so zum Beispiel bei der Zulassung neuer, innovativer Verfahren wie ,Competitive-Exclusion‘-Kulturen oder Bakteriophagen.“ Konkretes Handeln durch die Politik fordert die Ärztegewerkschaft Marburger Bund. „Wenn es keinen freiwilligen Verzicht gebe, müsse man den Verbrauch verbieten oder zumindest auf klar umgrenzte Einzelfälle gesetzlich einschränken“, erklärte der Vorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke.