Keine Bäuerin und kein Bauer, die oder der auch morgen noch Landwirtschaft betreiben will, glaubt ernsthaft, dass dies ohne Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen im Betrieb möglich sein wird. Wir wissen, dass der Sektor Landwirtschaft massiv zu der Klimakrise beiträgt und unsere Treibhausgas(THG)-Emissionen die Intensität und das Ausmaß der Klimawandelfolgen verstärken.
Dabei stehen wir nicht nur in der Pflicht, unsere eigenen THG-Emissionen zu reduzieren. Nebenbei sollen wir auch noch so viel CO2 wie möglich aus der Atmosphäre in unsere Böden bringen und dort speichern. Im besten Falle so viel, dass es auch noch für andere Branchen reicht, ihre THG-Emissionen auszugleichen.
Bei der Reduktion stehen die effiziente Verwendung fossiler Energieträger und anderer Inputs (v. a. Dünger) sowie die Minderung von Lachgas- und Methanemissionen im Vordergrund. Beispiele sind die Anpassung des Luftdrucks landwirtschaftlicher Arbeitsmaschinen für verschiedene Anwendungen, die Beachtung der guten fachlichen Praxis bei der Düngeranwendung oder die Abdeckung von Güllebehältern. Weitergehende Maßnahmen sind die Produktion und Nutzung von regenerativen Energien (z. B. Agri-Photovoltaik) oder die Umstellung auf Zweinutzungsrassen. Viel ist möglich, obwohl uns auch klar ist, dass wir gewisse Emissionen in der Landwirtschaft auch mittelfristig wahrscheinlich nicht vermeiden können.
Eine Möglichkeit, diese nicht vermeidbaren THG-Emissionen auszugleichen, ist die Speicherung von Kohlenstoff in Böden und Biomasse im Rahmen landwirtschaftlicher Produktion. Eine vergleichsweise einfache Maßnahme ist die Erweiterung der Fruchtfolge und die Etablierung von Zwischenfrüchten (v. a. Leguminosen) sowie ein fachgerechtes Grünland- und Weidemanagement. Weitergehende Maßnahmen wären Agroforstsysteme oder die Nutzung von Pflanzenkohle. Viele dieser Maßnahmen sind dabei nicht nur förderlich für den Klimaschutz, sondern bieten diverse positive Effekte.
All dies ist uns Landwirt:innen bewusst. Auch sind die oben genannten Maßnahmen den meisten vertraut. Wie kommt es dann, dass selbst verhältnismäßig kleine Veränderungen wie die Nutzung von Zwischenfrüchten bisher noch nicht flächendeckend umgesetzt werden? Es wird deutlich, dass in Fragen des Klimaschutzes kein Wissens-, sondern ein Umsetzungsdefizit besteht.
Die Gründe dafür sind komplex und vielfältig, aber eine Ursache ist so einfach wie zentral: Klimaschutz rechnet sich nicht. Denn unter den gegenwärtigen ökonomischen und legislativen Bedingungen bestimmen kurzfristige finanzielle Gewinne über die Umsetzbarkeit von (Klimaschutz-)Maßnahmen auf den Betrieben. Dies liegt nur zum kleinen Teil in der Profitorientierung landwirtschaftlicher Betriebe begründet. Vor allem sind es die Umstände, unter denen Bäuer:innen arbeiten und produzieren müssen. Schmale Gewinnmargen und volatile Marktlagen sorgen dafür, dass auch die Umsetzung einfacher Maßnahmen bereits ein Risiko darstellen kann. Darüber hinaus bedeutet Klimaschutz eine weitere Erhöhung der Arbeitsbelastung, nicht nur bei der konkreten Umsetzung von Maßnahmen, sondern auch die grundsätzliche Beschäftigung mit dem Thema Klimaschutz erfordert Zeit. Aber nach einem Zwölf-(oder mehr)-Stunden-Arbeitstag bleibt einfach nicht mehr viel Platz für andere Sachen.
Fehlender finanzieller Spielraum und hohe Arbeitsbelastung sind jedoch strukturell bedingt und müssen auf politischer und gesellschaftlicher Ebene bearbeitet werden. Eine breite Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen erfordert eine Ausweitung des Beratungswesen und des Wissenstransfers und – allen voran – die finanzielle und gesellschaftliche Anerkennung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und Umweltleistungen.
Aktiver Klimaschutz in der Landwirtschaft braucht also nicht nur unser Engagement auf dem Acker, sondern vor allem in Politik und Gesellschaft. Für uns Bäuer:innen bedeutet dies erstmal noch mehr Arbeit. Auf dem Acker, im Stall – aber vor allem auf den Straßen.