JKI: Artenschutz braucht mehr Agrarfläche und weniger Pestizide

Für den Artenschutz müssen nach Ansicht des Julius Kühn-Instituts (JKI) mehr Agrarflächen aus der landwirtschaftlichen Nutzung genommen werden, sollten Kleinstrukturen mindestens 10% der Agrarlandschaftsfläche umfassen und unter anderem mehr ökologischer Landbau und ein Verzicht oder eine deutliche Reduzierung von Pestizidanwendungen praktiziert werden. Das erklärte das JKI anlässlich der Veröffentlichung des Abschlussberichts einer BioZeit-Langzeitstudie, in der erstmalig zwischen 1991 und 2020 parallel die landwirtschaftlichen Nutzungen und die Biodiversität in Brandenburger Agrarlandschaften mit überwiegendem Ackerbauanteil erfasst und analysiert wurden. Analysiert wurden u. a. parallel die Anbaumethoden, die Anbaukulturen, die Kleinstrukturen, die floristische Artenvielfalt, die Segetalflora (Ackerbegleitflora), die Tagfalter, die Vögel und bestimmte Maßnahmen, wie zusätzliche Kleinstrukturen und Pufferstreifen. Als Ergebnis des Forschungsprojekts wurden Schlüsselfaktoren zur Verbesserung der Artenvielfalt identifiziert sowie Maßnahmen abgeleitet für den Biodiversitätsschutz allgemein und insbesondere für den Insektenschutz in Ackerbaugebieten.

„In unserer Studie haben wir auf umfangreiche historische Originaldaten zurückgegriffen, die vor 30 Jahren in Brandenburg erhoben wurden“, berichtet Dr. Dr. Jörg Hoffmann, der am Julius Kühn-Institut in Kleinmachnow das Projekt federführend bearbeitet hat. Er betont, dass er dabei nicht nur negative Effekte gesehen hat. Nach wie vor gelte, dass Agrarlandschaften artenreiche Lebensräume sind, vorausgesetzt es werden die jeweils passenden Maßnahmen ergriffen. „Unsere Ergebnisse belegen, dass man einem Abwärtstrend der Biodiversität mittel- bis langfristig durch Bewirtschaftungs- sowie Biotopstrukturverbesserungen entgegenwirken kann“, sagt Hoffmann. Dies wurde am Beispiel der wildlebenden Pflanzen, der Tagfalter sowie der Vögel mit Bezug zu den Anbaumethoden (konventionell, ökologisch) geprüft.

Hauptfaktoren, die zu positiven Wirkungen für die Biodiversität führten, waren Methoden des ökologischen Landbaus, Verzicht oder Verringerung von Pestizidanwendungen, qualitative und quantitative Aufwertungen der Kleinstrukturen sowie flächeninterne Verbesserungen des Ackerlandes durch Anteile von Brachflächen und Pufferstreifen.

Kleinstrukturen und schlaginterne Aufwertung erhöhen

Gerade Kleinstrukturen und schlaginterne Aufwertungen sollten nach den Befunden mindestens 10 Prozent der Agrarlandschaftsfläche umfassen, besser mehr. Die Fläche des Ökolandbaus sollte möglichst hoch sein. Höchste Prioritäten liegen bei den Kleinstrukturen in der Erhaltung und Entwicklung historisch gewachsener, natürlicher und naturnaher Biotope sowie extensiv genutzter Offenlandbiotope. Diese besitzen für eine hohe Diversität und für bedrohte Tier- und Pflanzenarten der Agrarlandschaft größte Bedeutung. Auch empfiehlt der JKI-Experte die Flurgehölzflächen in Verbindung mit naturnahen oder sehr extensiv genutzten Lebensräumen, wie z. B. Säume und Graslandmosaiken gezielt aufzuwerten. „Für die langfristige Beurteilung der Biodiversitätsentwicklung mit Bezug zu den landwirtschaftlichen Anbaumethoden wurden im Rahmen der Forschungsarbeiten Monitoring-Bausteine entwickelt, die gut in Biodiversitäts-Monitorings integriert werden könnten“, führt Hoffmann aus.