Erdüberlastungstag mahnt zur Ressourcenwende
Anlässlich des weltweiten „Erdüberlastungstags“ (Earth Overshoot Day) am 22. August mahnt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zu einer radikalen Kehrtwende in der Art wie wir wirtschaften und leben. Ab diesem Tag hat die Menschheit nach Berechnungen des „Global Footprint Network“ bereits die gesamten natürlichen Ressourcen verbraucht, die unser Planet innerhalb eines Jahres erzeugen und regenerieren kann. Um ihren Ressourcenbedarf nachhaltig zu decken, bräuchte die Weltbevölkerung aktuell 1,6 Erden, gemessen am deutschen Verbrauch sogar etwa drei Erden. „Die Warnsignale blinken rot: Unsere Erde ist bis zum Anschlag überlastet. Dabei geht es um nichts weniger als unsere Existenzgrundlage. Wir müssen endlich die Grenzen des Planeten einhalten“, erklärt der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt.
Mit Blick darauf, dass der diesjährige Erdüberlastungstag drei Wochen später liegt als 2019, warnt Bandt vor Optimismus: „Es gibt keinen Grund zur Entwarnung. Der Tag liegt immer noch viel zu früh im Jahr. Und keinesfalls dürfen wir jetzt zum Normalbetrieb zurückkehren, sonst rückt der Erdüberlastungstag schon im nächsten Jahr wieder weit nach vorn im Kalender.“
Nach Ansicht des Global Footprint Network haben die Corona-Lockdowns den ökologischen Fußabdruck der Menschheit um fast 10 Prozent schrumpfen lassen. „Das diesjährige plötzliche Schrumpfen des ökologischen Fußabdrucks darf nicht mit Fortschritt verwechselt werden“, sagte Laurel Hanscom, CEO von Global Footprint Network. „Wir sind gegen erzwungene Reduzierungen, die Leid verursachen“, so Hanscom.
„Dass sich der Erdüberlastungstag dieses Jahr nach hinten verschiebt, ist allein Folge der Corona-Pandemie und noch keine Trendumkehr", sagt auch Steffen Vogel von Germanwatch. "Wenn dies kein Einmal-Effekt bleiben soll, müssen die Investitionen zur ökonomischen Erholung nach der Pandemie konsequent an Nachhaltigkeit gekoppelt werden. Unsere Wirtschaft darf nicht länger an Profit ausgerichtet sein, der Klimaziele und Menschenrechte untergräbt. Der Ressourcenverbrauch muss sinken."
Im Vergleich zu den Auswirkungen der Corona-Krise werden nach Ansicht des BUND die Folgen der Klimakrise, des Artensterbens und der Rohstoffkrise um ein Vielfaches drastischer sein. Bandt weiter: „Die von Menschen gemachten Krisen haben die Welt an einen Abgrund geführt. Wie ein Bumerang kommen die Folgen unserer Art zu wirtschaften und zu leben auf uns zurück. Statt weiter auf Wirtschaftswachstum auf Kosten von Mensch und Umwelt zu setzen, muss die Bundesregierung endlich die sozial-ökologische Transformation unserer Wirtschaft zu ihrer Handlungsmaxime machen.“ Constantin Kuhn aus dem Vorstand der BUNDjugend ergänzt: „Wenn wir jetzt nicht ambitioniert umsteuern, wird sich weltweit auch die Kluft zwischen Arm und Reich weiter vergrößern, die Abfallmengen weiter zunehmen und es wird sehr teuer, diese Krisen abzuwenden – alles auf dem Rücken unserer und zukünftiger Generationen." In Deutschland überziehen Industrie und Bevölkerung ihr Ressourcen-Budget vor allem mit der Folge eines viel zu hohen CO2-Ausstoßes. Essenziell sind daher der Ausstieg aus der Kohle vor 2030 und eine Wende in der Verkehrs-, Ressourcen- und Agrarpolitik.
Über 90 Prozent der des Biodiversitätsverlustes sind auf die Gewinnung und Verarbeitung von Materialien, Brennstoffen und Lebensmitteln zurückzuführen. „Ob nun Moore entwässert werden, um die Flächen für die industrielle Landwirtschaft zu nutzen, Biotope zerstört werden, um Autobahnen oder Industriegebiete zu bauen oder der Regenwald im Amazonas abgeholzt wird, um Eisenerz oder Bauxit für die deutsche Autoindustrie zu gewinnen: Jeder Ressourcenverbrauch bedeutet am Ende einen Verlust von Lebensräumen“, so der BUND-Vorsitzende. „Die Regierung muss handeln, damit brütend heiße Sommer, ausgetrocknete Seen und sterbende Wälder nicht zur neuen, katastrophalen Normalität werden.“