Erdüberlastungstag: Schon am 2. August hat die Welt ihre ökologischen Ressourcen für das ganze Jahr verbraucht

Der globale Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day) fällt dieses Jahr auf Mittwoch, den 2. August. Der Tag markiert den Zeitpunkt im Jahr, bis zu dem die Menschheit so viele Ressourcen von der Erde beansprucht hat, wie alle Ökosysteme im gesamten Jahr erneuern können. Das bedeutet, die Menschen leben so, als hätten sie 1,7 Planeten zur Verfügung. Die Berechnung wird jedes Jahr vom Global Footprint Network (GFN) durchgeführt. Der deutsche Erdüberlastungstag war bereits Anfang Mai.

„Seit mehr als 50 Jahren werden die natürlichen Ressourcen der Erde ununterbrochen jedes Jahr übernutzt. Die Menschheit lebt, als hätte sie 1,7 Erden zur Verfügung. Immerhin ist es erfreulich, dass die Überlastung seit einigen Jahren kaum noch zunimmt und in diesem Jahr sogar ganz leicht abnimmt. Aber nach wie vor nehmen wir ungefragt einen massiven ökologischen Kredit bei jüngeren und kommenden Generationen auf und schränken ihre künftigen Freiheitsrechte ein", sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. Der Tag ist in diesem Jahr zwar immerhin fünf Tage nach hinten gerutscht. Aber das GFN weist darauf hin, dass vier der fünf Tage allein auf eine modifizierte Datengrundlage zurückzuführen seien.

Um das 1,5-Grad-Limit langfristig einzuhalten, müssten die globalen CO2-Emissionen laut Weltklimarat IPCC bis 2030 um 43 Prozent im Vergleich zu 2010 sinken. Es gibt große Unterschiede, was den ökologischen Fußabdruck der einzelnen Länder betrifft. Bals: „Den deutschen Erdüberlastungstag hatten wir bereits nach gut vier Monaten erreicht. Wenn alle Menschen weltweit so wirtschaften und leben würden wie wir in Deutschland, bräuchten wir drei Planeten. Das unterstreicht die besondere Verantwortung der Industrienationen und stark emittierenden Schwellenländer."

Deutsche Importe vernichten jährlich eine Waldfläche so groß wie Köln

Die Nachfrage nach Futtermitteln wie Soja für die industrielle Tierhaltung oder Biokraftstoffe für die EU sind entscheidende Treiber für die Abholzung der Wälder weltweit, so Germanwatch. Das bedroht erheblich die biologische Vielfalt und beschleunigt den Klimawandel. So tragen die Importe Deutschlands laut Germanwatch jährlich etwa zur Abholzung von 43 000 Hektar der Tropenwälder bei – das entspricht ungefähr der Größe einer Millionenstadt wie Köln. Die EU hat jüngst endlich mehrere Instrumente und Vorschriften beschlossen, um ihre Lieferketten nachhaltiger zu gestalten. So sollen die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte und finanzielle Unterstützung für Partnerländer mit Tropenwäldern das Risiko reduzieren, dass Produkte, die zur Entwaldung beitragen, auf den EU-Markt gelangen.

„Das ist ein erster Meilenstein, doch er reicht noch nicht", sagt Katharina Brandt, Referentin für Agrarpolitik bei Germanwatch. „Wir brauchen auch verpflichtende Sorgfaltspflichten für den EU-Finanzsektor, um die Finanzierung von Entwaldung verursachenden Projekten zu beenden."

Brandt weiter: „Die EU muss sich auch mit ihrem übermäßigen Verbrauch von Rohstoffen, die viel Fläche beanspruchen und Entwaldung verursachen, auseinandersetzen. Deshalb setzen wir uns für eine EU-Handelspolitik ein, die gemeinsam mit den Partnerländern verbindliche Menschenrechts-, Umwelt- und Sozialstandards vereinbart."

Hintergrundinformationen zum globalen Erdüberlastungstag
Das Global Footprint Network berechnet jedes Jahr den Tag, an dem die Erdüberlastung erreicht ist, den „Earth Overshoot Day". Dabei werden zwei rechnerische Größen gegenübergestellt: zum einen die biologische Kapazität der Erde zum Aufbau von Ressourcen sowie zur Aufnahme von Müll und Emissionen; zum anderen Wälder, Flächen, Wasser, Ackerland und Fischgründe, die die Menschen derzeit für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise verbrauchen. Um ihren Ressourcenbedarf nachhaltig decken zu können, bräuchte die Weltbevölkerung rechnerisch rund 1,7 Erden.