Eine CO₂-Abgabe auf Rinder empfiehlt das UBA gegenwärtig nicht

Kürzlich sprach der Präsident des Umweltbundesamts (UBA), Dirk Messner, in dem Podcast „Jung & Naiv“ über Klimapolitik, die Reduzierung des Fleischkonsums und weitere Bereiche, die man in der Landwirtschaft ändern müsse. Zu heftigen Reaktionen, insbesondere auch in den sozialen Medien, führte insbesondere seine Äußerung, wonach ein CO2-Preis für die Landwirtschaft, für Kühe, eine „folgerichtige Idee“ sei. Jetzt hat das UBA erklärt: Eine CO₂-Abgabe auf Rinder empfiehlt das UBA gegenwärtig nicht.

„Bei der landwirtschaftlichen Produktion – insbesondere bei der Produktion tierischer Nahrungsmittel – entstehen hohe Umwelt- und Klimaschäden, deren Folgekosten sich aktuell nicht in den Preisen widerspiegeln. Um die Landwirtschaft klima- und umweltfreundlicher zu gestalten, braucht es einen Mix aus verschiedenen Maßnahmen“, heißt es in der Erklärung.

Eine CO2-Abgabe auf Rinder wäre ein Instrument die Klimakosten der Rinderhaltung zu internalisieren und sei daher ein theoretisch interessanter Ansatz. Aus folgenden Gründen empfiehlt das Umweltbundesamt diesen Ansatz laut der Erklärung jedoch gegenwärtig nicht:

  • Eine CO2-Abgabe auf Rinder wäre nur praktikabel, wenn sie pauschalisiert erhoben würde. Die Art und Weise wie Rinder gehalten und Milch und Rindfleisch produziert werden, hat aber einen erheblichen Einfluss auf die Treibhausgasemissionen (weitere Infos dazu hier). Ein pauschalisierter Ansatz würde daher zu Ungerechtigkeiten führen, indem nachhaltigere und weniger nachhaltige Betriebe gleichbehandelt würden. Gleichzeitig nähme ein solches System den Anreiz, den eigenen Betrieb klimafreundlicher zu gestalten.
  • Sinnvoller und gerechter wäre daher eine Ermittlung betriebsspezifischer Emissionswerte. Dies würde jedoch bedeuten, dass eine CO2-Abgabe mit enormen Transaktionskosten verbunden und das Instrument daher unpraktikabel wäre.
  • Eine Einführung auf nationaler Ebene hätte darüber hinaus den Nachteil, dass die inländische Produktion verteuert würde. Verlagerungen der Produktion ins Ausland mit Nachteilen für inländische Erzeuger und ohne Vorteile für den Klimaschutz⁠ auf globaler Ebene wären die Folge.

Nichtsdestotrotz müssen nach Ansicht des UBA die Auswirkungen der Tierhaltung auf Umwelt und Klima⁠ signifikant gesenkt werden, denn die Produktion tierischer Nahrungsmittel sowie der Konsum seien gegenwärtig weder unter Umwelt- und Klimagesichtspunkten noch unter gesundheitlichen und Tierwohlaspekten nachhaltig.
Gelingen könne das, indem ein langfristiger, strategischer Ansatz verfolgt wird, der immer beide Ebenen – die der Produktion und die des Konsums – berücksichtigt.
Dabei gebe es das eine perfekte Instrument nicht – „wir benötigen einen Instrumentenmix, der auf verschiedenen Ebenen ansetzt. Dazu arbeitet das UBA in einem Forschungsprojekt, um einen effizienten Instrumentenmix zu konzipieren“, so das UBA.

Beispiele für Instrumente, die darin u.a. eine Rolle spielen sollten, sind laut UBA:

Produktion:

  • Die Nutztierhaltung unter Tierwohl- und Umweltschutzgesichtspunkten grundlegend umbauen – also weniger Tiere halten und die weiterhin bestehende Tierhaltung ökologisch optimieren.
  • Klimaschutz-Maßnahmenprogramm der Bundesregierung ambitioniert und zügig umsetzen, um zielführende Maßnahmen zur Reduzierung der Tierbestände ergänzen.
  • Subventionen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik neugestalten – Mittel nicht an Flächen, sondern an die Durchführung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen knüpfen.
  • Den ökologischen Landbau ausbauen.
  • Landwirtschaftlich genutzte ehemalige Moorstandorte wiedervernässen.

Konsum:

  • Regulären Mehrwertsteuersatz für tierische Produkte einführen, Mehrwertsteuersatz auf Obst, Gemüse und andere pflanzliche Grundnahrungsmittel auf null Prozent senken.
  • Mehr vegetarische Gerichte in öffentlichen Kantinen, Schulen, Kitas etc.
  • Nahrungsmittelverluste reduzieren.