Diversifizierung führt in den allermeisten Fällen zu positiven Effekten für den Ertrag und den Umweltschutz. Das zeigt eine internationale
Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift „Science Advances“ veröffentlicht wurde.
Bei der Diversifizierung geht es um verschiedene Maßnahmen, „wie etwa darum, unterschiedliche Nutzpflanzen in der Fruchtfolge anzubauen, Blühstreifen und Hecken anzulegen oder organischen Dünger und Kompost auszubringen statt Mineraldünger», sagt Marcel van der Heijden, Boden-Ökologe bei Agroscope, dem Schweizer Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung, und Mitautor der Studie.
Van der Heijden und seine Ko-Autoren haben über 5000 Studien aus der ganzen Welt statistisch ausgewertet. Ihr Fazit: Diversifizierung führt bei zwei Drittel der Studien zu positiven Effekten auf Ertrag, Artenvielfalt oder Wasserhaushalt. Ebenso reduziert sie Klimagase wie CO2 und Methan, dämmt Schädlinge ein und begünstigt bestäubende Insekten. Auch die Bodenqualität lässt sich mit Diversifizierung halten oder gar verbessern. Der humusreiche Oberboden wird nämlich immer dünner, wenn er intensiv genutzt wird ohne bodenfördernde Maßnahmen wie etwa die Ausbringung von Mist. Eine ganzjährige Bodenbedeckung wirkt sich ebenfalls positiv aus – weil dadurch nützliche Bodenlebewesen gefördert werden, die den Boden und die darauf wachsenden Pflanzen gesund erhalten.
Bei rund 15% der Studien ergaben sich trotz Diversifizierung Ertragsrückgänge. „Um negative Effekte zu vermeiden, ist es wichtig, standortgerechte Diversifizierungs-Optionen zu wählen“, so van der Heijden.
Zu Beispielen für gute Lösungen heißt es in einer Agroscope-Mitteilung: Statt ein Feld einzig mit Kunstdünger fruchtbar zu machen, könnte man beispielsweise eine Gründüngung mit Klee oder Wicken einsetzen oder vermehrt Wiesen mit Gras-Klee-Mischungen in die Fruchtfolge integrieren. Klee bindet in seinen Wurzeln den Luftstickstoff und verwandelt ihn in Dünger. Ebenso können Blühstreifen an den Feldrändern die Biodiversität deutlich erhöhen. Dies wehrt Schädlinge ab und fördert ökologische Leistungen wie die Bestäubung der Feldfrüchte und Obstbäume.
„Die Möglichkeiten, welche die Natur bietet, um nachhaltig zu produzieren, können heute schon genutzt werden. Diversität hilft mit, zukünftigen Umweltschäden vorzubeugen – und das meistens ohne Ertragsverluste“, zieht van der Heijden das Fazit der Studie.
Ein kritischer Blick wird in der Mitteilung von Agroscope, das dem Schweizer Bundesamt für Landwirtschaft angegliedert ist, auch nach Deutschland geworfen, wenn es darin heißt: „In großen Agrarländern wie etwa in den USA, in Frankreich oder Deutschland hat sich die Diversifizierung noch nicht flächendeckend durchgesetzt. Oft dominieren dort große Monokulturen. Dies hat langfristige Konsequenzen für die Umwelt: Gewässerverschmutzung, Bodenerosion, Verlust von Artenvielfalt und zu hohe Treibhausgas-Emissionen. In dieser Studie wird aufgezeigt, dass Diversifizierung Chancen bietet, diesen Problemen vorzubeugen“.