Den Böden mehr Beachtung schenken

Der Ackerboden ist Boden des Jahres 2023 – das gab das Kuratorium „Boden des Jahres“ zum Internationalen Tag des Bodens (Weltbodentag am 5. Dezember) bekannt. Mit dem Weltbodentag soll ein jährliches Zeichen für die Bedeutung der natürlichen Ressource Boden gesetzt werden. „Das Bewusstsein für schonende Bodennutzungen muss wachsen“, teilt das Kuratorium mit. Welche wichtige Rolle Ackerböden für den Menschen spielen, welche Herausforderungen es zu bewältigen gibt und welche Ansätze für eine standortangepasste Bodennutzung bereits existieren, darüber werde noch zu wenig gesprochen. Der Weltbodentag wird dann aber doch zum Anlass für den ein oder anderen Hinweis unter anderem zu Bodenschutz und Flächenfraß genommen.

Agrarminister Axel Vogel: Mit standortangepasster Bodennutzung auseinandersetzen

Anlässlich des Weltbodentags weist Brandenburgs Agrar- und Umweltminister Axel Vogel auf die Bedeutung von fruchtbaren Ackerböden für die Ernährungssicherheit und die Versorgung mit regionalen Lebensmitteln hin.
Agrar-Umweltminister Axel Vogel: „Gesunde und fruchtbare Ackerböden sind wertvoll und besonders schützenswert. Sie sind die Grundlage für die Landwirtschaft, um uns Menschen mit Lebensmitteln und Rohstoffen zu versorgen. Im von sandigen Böden geprägten Brandenburg gilt das umso mehr. Die letzten Trockenjahre haben gezeigt, welche Auswirkungen die Erderwärmung und ausbleibende Niederschläge für die Landwirtschaft haben können. Ausgetrocknete Böden reduzieren bei vielen Kulturen die Ernteerträge und erschweren so die Lebensmittelproduktion. Vor diesem Hintergrund stellt die Auswahl des Ackerbodens als Boden des Jahres eine berechtigte Warnung dar. Wir müssen uns künftig noch stärker mit den Themen der standortangepassten Bodennutzung auseinandersetzen. Bereits jetzt liefern viele landwirtschaftliche Betriebe gute Beispiele: mit vielgliedrigen Fruchtfolgen, ständiger Bodenbedeckung, Agroforstsystemen oder dem Anbau von Eiweißpflanzen. Damit sorgen sie für Humusaufbau und Bodenfruchtbarkeit.“

Aktuell würden Wechselwirkungen zwischen Böden und dem Klimaveränderungen sowie den Einflüssen verschiedener Nutzungsformen auf langfristigen Humuserhalt und -aufbau intensiv diskutiert. Weltweit stünden immer weniger fruchtbare Flächen für hohe und stabile Erträge zur Verfügung. Dabei brauche es auch in Zukunft die produzierte Biomasse, zuvorderst als Nahrungsmittel und als Futtermittel, aber auch als Rohstoff für die Industrie und Energieerzeugung.

Agrar-Umweltminister Axel Vogel: „Wir müssen den Böden noch mehr Beachtung schenken. Ackerböden sind weltweit und auch in Brandenburg bedroht durch Erosion, Verdichtung, Versiegelung und nicht angepasste Bewirtschaftungsformen.“

SPD-Bundestagsabgeordnete Sylvia Lehmann: Boden ist das wichtigste Gut in der Landwirtschaft

Für die SPD-Bundestagsabgeordnete Sylvia Lehmann ist die Wahl des Ackerbodens zum Boden des Jahres eine hervorragende Wahl, denn der Boden ist das wichtigste Gut in der Landwirtschaft.
"Ackerboden ist die wichtigste Grundlage für unsere Ernährung. Fruchtbare Böden sind eine wichtige natürliche Ressource, die es zu schützen gilt. Anders als Wind und Sonne ist der Boden zwar eine ebenso elementare, aber keine sich erneuernde Ressource. Die jahrzehntelange und intensive Nutzung hat spürbare Folgen hinterlassen. Unsere Böden verlieren durch Düngung und Nährstoffeinträge an Fruchtbarkeit. Der Klimawandel verstärkt die Bodenerosion. Der ‚Tag des Bodens‘ unterstreicht das Ziel der SPD-Fraktion, eine nachhaltige Bodennutzung unter Einbezug aller Beteiligten zu fördern. Wie in der ‚Ackerbaustrategie 2035‘ beschrieben, gehören dazu eine nachhaltige Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit durch einen Humusaufbau, diverse Fruchtfolgen, eine Förderung der Bodenbiodiversität sowie eine ganzjährige Bodenbedeckung.“, erklärt Lehmann.

Außerdem sei im Koalitionsvertrag die Reduzierung des Flächenverbrauchs auf das 30-Hektar-Ziel bis spätestens 2030, die Aktualisierung des Bodenschutzgesetzes und die Einrichtung eines Bodenmonitoringzentrums vereinbart. „Seit Juli liegt hierfür bereits ein Bericht zu Konzeption und Umsetzung vor. Im gerade verabschiedeten Haushalt 2023 haben wir zudem die finanziellen Mittel im Bereich der Eiweißpflanzenstrategie unter anderem zur Stärkung einer nachhaltigen Fruchtfolge aufgestockt. Die Ampel-Koalition schafft damit die nötigen Voraussetzungen für gesunde Ackerböden und gesunde Lebensmittel", so die SPD-Abgeordnete.

Martin Häusling: Boden und Wasser hängen zusammen - kein gesunder Boden, kein Wasser!

Anlässlich des internationalen Bodentags am 5.12.22, erklärt Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament und Mitglied im Umweltausschuss: „Starkregen und Dürrephasen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Die Kosten für Schäden durch Überflutungen werden für die EU bei Ackerkulturen mit 200 Euro bis 1000 Euro je Hektar angegeben. Die jährlichen Schäden durch Hochwasser lagen in den 27 EU-Staaten insgesamt 2011 bei 6,4 Milliarden Euro. Jedes Jahr sind etwa 250 000 Menschen von Hochwasserereignissen betroffen. Andererseits erreichte Europa in 2022 Temperaturrekorde am Fließband. Diese beispiellose Hitze folgte auf einen der trockensten Winter aller Zeiten. Dem Europäischen Dürremonitor zufolge litt fast die Hälfte der EU-Länder unter ausbleibendem Regen. Die Dürre 2022 war laut Joint Research Center der Kommission (JRC) die schlimmste seit einem halben Jahrtausend.“
Die Klimakrise findet nach Ansicht von Häusling nicht in der Zukunft statt, sie ist Gegenwart. Die Landwirtschaft müsse, widerstandsfähiger werden: gegen Dürre, aber auch gegen Starkregen. Werde dies ignoriert, könnte dies katastrophale Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion haben.

"Wir müssen dringend dafür sorgen, dass Wasser wieder besser in unseren Böden und Landschaften gehalten wird. Ein Faktor, der dabei so gut wie nicht berücksichtigt wird, ist Bodenverdichtung. Die Böden halten das Wasser nicht mehr in der Fläche. Die „Regenverdaulichkeit“ sinkt. Besonders im Frühjahr ist dies zu beobachten: Auf immer mehr Ackerflächen steht immer länger das Wasser. Auf der anderen Seite verursachen Dürreperioden massive Ernteschäden, weil das Wasser zwar im Frühjahr auf den Böden stand, aber nicht länger von ihnen gespeichert werden konnte. Ist der Boden in einem guten Zustand, also nicht versiegelt oder verdichtet, dann sickert der größte Teil des Regens ein. Wenn die Böden wie ein Schwamm sind, wird ein Teil des Wassers für längere Zeit gespeichert und steht den Pflanzen und Bodentieren zur Verfügung, der Rest versickert gereinigt und trägt zur Grundwasserbildung bei. Eine hohe biologische Aktivität im Boden ist DIE grundlegende Voraussetzung zur Strukturbildung. Das macht Böden weniger erosionsanfällig und verbessert die Wasserspeicherung“, so Häusling. Um Wasser im Angesicht des Klimawandels ressourcenschonend zu managen, brauche es ein aktives Humusmanagement und die Förderung der Biodiversität unter der Erde: des Bodenmikrobioms.

Häusling verweist auf einen Bericht der Kommission Bodenschutz am Umweltbundesamt von 2016, wonach Öko-Flächen durchschnittlich doppelt so viel Wasser im Boden speichern können wie konventionelle Flächen. Auch der Thünen Report von 2019 zeige: die Infiltration von Niederschlagswasser im Ökolandbau liegt bei 137 % im Vergleich mit konventionellen Flächen, denn der hohe Humusgehalt fördert das Bodenleben und die Ausprägung einer guten Bodenstruktur. „Außerdem brauchen wir ein modernes Management vor Wassereinzugsgebieten mit mehr rückhaltenden Wasserreservoirs, so entstehen regelrechte “Schwamm-Landschaften” – das Pendant zu den “Schwamm-Städten”. Dabei helfen auch Agroforstsysteme“, erklärt der grüne EU-Abgeordnete abschließend.

EU-Agrarpolitikerin Marlene Mortler: Intelligenten Bodenschutz fördern

Anlässlich des Weltbodentags erklärt die EU-Agrarpolitikerin Marlene Mortler (CSU): „Unsere Böden sind echte Multitalente. Sie sind essenziell für die Lebensmittelversorgung sowie Lebensraum für unzählige Tiere und Pflanzen. Sie reinigen zudem unser Wasser und speichern CO2. Damit tragen gesunde Böden sicht- und spürbar zum Klimaschutz bei.“

Den Land- und Forstwirten ist laut Mortler bewusst, wie wertvoll die Ressource Boden ist. Schon aus Eigeninteresse ist ihnen eine nachhaltige Bewirtschaftung wichtig. „Ihr großes Fachwissen auf diesem Gebiet, aber auch neue technologische und agrarwissenschaftliche Entwicklungen sorgen dafür, dass wir hier große Fortschritte machen. In diesen intelligenten Bodenschutz müssen wir weiter investieren, anstatt unsere Land- und Forstwirtschaft mit noch mehr Bürokratie zu belasten – ob aus Brüssel oder Berlin. Mehr passieren muss allerdings beim Thema Flächenfraß. Die fortschreitende Versiegelung unserer Böden ist ein echtes Problem für unsere Landwirtschaft. Hier ist großer politischer Handlungsbedarf – auf allen Ebenen.“, so Mortler.