Schweiz: Bauern und Bäuerinnen fordern "Faire Preise, jetzt!"

In der Schweiz hat die Bauern- und Bäuerinnen-Organisation Uniterre eine Kampagne „Faire Preise, jetzt“! gestartet. Die Bäuerinnen und Bauern geraten nach Ansicht von Uniterre unter die Walze der Großverteiler Coop und Migros. Die Politik wird aufgefordert, einen zugunsten fairer Preise wirkenden Rahmen zu setzen.

Coop und Migros kontrollieren in der Schweiz laut Uniterre fast 80% des Lebensmittelhandels. Durch diese Machtkonzentration üben sie Druck auf die Produzentinnen und Produzenten aus, diktieren zu tiefe Preise und profitieren von enormen Gewinnmargen. Währenddessen steigen die Produktionskosten für die Landwirt*innen, ohne dass die Großverteiler diese Steigerungen in ihren Einkaufspreisen weitergeben. Darüber hinaus erhöhen sie lieber noch die Ladenpreise. Wirtschaftliche Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Bereiche ist jedoch eine Grundvoraussetzung für ein nachhaltiges Agrar- und Lebensmittelsystem! Da teilt Uniterre anlässlich des Kampagnenstarts mit.

Die Festlegung der Preise bleibt nach Ansicht von Uniterre undurchsichtig, obwohl Verbraucher*innen transparente Informationen bräuchten, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Die gerechte Verteilung des Wertes in der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette sei eine öffentliche und ethische Herausforderung, die sowohl soziale als auch ökologische Auswirkungen hat. Die Politik müsse eingreifen, um den Markt zu regulieren und die Landwirt*innen und Verbraucher*innen zu schützen, indem sie Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette schafft. So würden die Produzent*innen bekommen, was ihnen zusteht, so Uniterre.

„Mit unserer Kampagne wollen wir Politik und Konsument*innen sensibilisieren. Wir verschaffen einer bäuerlichen Stimme Gehör, die sich nicht mit dem Status quo zufriedengibt und überwinden Trennlinien, indem wir zeigen, dass der Kampf für kostendeckende Preise sowohl den Landwirt*innen als auch den Verbraucher*innen zugutekommt. Wir klären über die Mechanismen der Preisbildung auf, machen auf die Gewinnspannen der großen Einzelhandelsunternehmen aufmerksam und fordern faire Handelsregeln“, schreibt Uniterre zu der Kampagne und fährt fort: „Wenn wir keine fairen Preise fordern, wird es niemand für uns tun. Wir können uns nicht leisten, darauf zu warten, dass sich die Situation auf magische Weise ändert! Eine Utopie? Utopisch ist es zu glauben, dass sich die Dinge von selbst zum Positiven verändern werden. Wir müssen über die übermäßige Fokussierung auf die Verantwortung der Konsument*innen und die freiwilligen Maßnahmen der großen Einzelhandelsunternehmen hinausgehen: Ihre unfairen Geschäftspraktiken müssen eingegrenzt werden, um eine bessere Bezahlung der Produzent*innen zu ermöglichen!“

Die politischen Forderungen von Uniterre lauten:
– Die tatsächlichen Produktionskosten von Lebensmitteln müssen in den Preisen berücksichtigt werden;
– Erstellung einer Liste von unfairen Handelspraktiken, die verboten werden, insbesondere das Verbot, unter den Produktionskosten einzukaufen (wie es in einigen EU-Staaten eingeführt wurde);
– Erweiterung der Aufgaben der Preisüberwachungsstelle, um klare und transparente Informationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette und die Berechnung von kostendeckenden Preisen zu gewährleisten;
– Stärkung der Verhandlungsmacht der Landwirt*innen innerhalb der landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten;
– Obligatorische Verträge mit fairem, garantiertem (Produktions-)kostendeckendem Mindestpreis, mit Vorfinanzierung, der Produktion und der Kontrolle der Einhaltung dieser Verträge;
– Stärkerer Zollschutz: Produzent*innen sollen nicht mehr dem Druck von Billigimporten ausgesetzt sein.

Uniterre ist wie die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Mitglied in dem internationalen Bündnis La Via Campesina.

 

23.08.2023
Von: FebL/PM

Kampagnen-Plakat und Auftaktaktion zur Kampagne "FairePreise, jetzt!" von Uniterre in der Schweiz.Bildquellen: Uniterre