Britische Regierung will Gentechnik-Recht ändern

Das britische Landwirtschafts- und Umweltministerium (Defra) will das Gentechnik-Recht des Landes gravierend ändern. Ziel sei es, schnell neue gentechnisch veränderte Pflanzen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Großbritannien will eines der führenden Länder für Gentechnikforschung werden und ein positives Innovationsklima schaffen. Allerdings halten das viele Briten nicht für erstrebenswert. Nach einer Konsultation hat das Defra nun einen genaueren Plan veröffentlicht. Noch vor Ende des Jahres will es auf dem Verwaltungsweg eine Verordnung erlassen, die Freisetzungsversuche erleichtern soll. Sofern die in den Pflanzen vorgenommenen gentechnischen Änderungen auch mit herkömmlichen Züchtungsmethoden entwickelt werden können, brauchen sie künftig keine Genehmigung mehr. Es reiche, den Feldversuch anzumelden. In einem nächsten Schritt sollen solche gentechnisch veränderten Pflanzen aus dem Gentechnikrecht ausgeschlossen werden. Prüfen will das Ministerium, „welche Maßnahmen erforderlich sind, damit gentechnisch veränderte Produkte auf den Markt gebracht werden können, einschließlich der Wahlmöglichkeiten für die Verbraucher und der Rückverfolgbarkeit.“ Das Ministerium kündigte auch an, dass es mittelfristig auch die gesamte Gentechnikregelungen überprüfen wolle. Umweltminister George Eustice lobte die Genom-Editierung als hilfreiches Werkzeug, um „einige der größten Herausforderungen zu bewältigen, vor denen wir stehen - etwa Ernährungssicherheit, Klimawandel und Verlust der biologischen Vielfalt.“ Natürlich würden dabei die hohen britischen Standards für Umwelt- und Lebensmittelsicherheit beibehalten und nicht geschwächt. Das Defra stützt seine Pläne auf eine im Februar 2021 abgehaltene Konsultation. Laut eigenen Angaben hatte das Ministerium 6.440 Antworten bekommen. 88 Prozent der Bürger:innen und 64 Prozent der Unternehmen hätten sich dafür ausgesprochen, neue gentechnische Verfahren wie bisher unter das Gentechnikrecht zu stellen! Eine „Ohrfeige ins Gesicht der Demokratie“ nannte die die Organisation GMWatch deshalb den Fahrplan des Ministeriums. Es ignoriere komplett die wissenschaftlichen Belege für die Risiken neuer gentechnischer Verfahren für Verbraucher:innen und Umwelt, die Wissenschaftler:innen eigebracht hätten. Der gentechnikkritische Dachverband GMFreeze kommentierte, die Regierung wolle „das Sicherheitsnetz eines angemessenen öffentlichen Schutzes gegen ein HighTech-Chaos eintauschen: unsere Lebensmittel, unsere landwirtschaftlichen Betriebe und die Umwelt haben etwas Besseres verdient.“ Erstellt mit Material des Informationsdienst Gentechnik.