Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) fordert Konsequenzen aus der langen Trockenheit in diesem Sommer zu ziehen. Die Bundesregierung fordert sie auf, den Klimaschutz zu verstärken. Von den Marktpartnern verlangt sie angesichts der diskutierten Nothilfemaßnahmen Verantwortung zu übernehmen indem zum Beispiel Molkereien faire Erzeugerpreise zahlen. Und in der EU-Agrarpolitik müssen gezielt Leistungen der Betriebe etwa im Bereich Klima-, Umwelt- oder Tierschutz honoriert werden.
„Bäuerinnen und Bauern bekommen die Folgen des Klimawandels als erste und ganz direkt zu spüren, weltweit und offensichtlich auch bei uns. Wir fordern die Bundesregierung zu einem wesentlich stärkeren und wirksamen Klimaschutz auf. Dabei müssen alle ihren Beitrag leisten, vom Ausstieg aus der Kohleverstromung über einen energiesparenden Verkehr bis hin zu einer klimaschonenden Land- und Ernährungswirtschaft“, fordert der AbL-Bundesvorsitzende Martin Schulz. „Die aktuellen Ernterückgänge und vertrockneten Wiesen sollten alle wachrütteln. Wir müssen die Treibhausgasemissionen viel schneller reduzieren als bisher vorgesehen“, so Schulz.
Angesichts der Debatte über Nothilfezahlungen von Bund und Ländern ruft die AbL auch die Verantwortung der Marktpartner ins Bewusstsein: „Während die niedrigere Getreideernte immerhin einen gewissen Anstieg der Erzeugerpreise für die Bauern ausgelöst hat, halten die Molkereien die Milcherzeugerpreise weiterhin auf einem viel zu niedrigen Niveau, obwohl die erzeugte Milchmenge hitze- und trockenheitsbedingt seit Wochen sinkt“, beklagt Ottmar Ilchmann, Milchsprecher der AbL. „Wir sind sicher, dass sich die Handelsketten bewegen, wenn die Molkereien sich ernsthaft bemühen. Denn die Solidarität in der Bevölkerung mit den betroffenen Bauern und Bäuerinnen ist sehr groß. Ein Preisanstieg, der voll auf den Höfen ankommt, stößt auf großes Verständnis“, ist sich Ilchmann sicher. Bundesministerin Julia Klöckner solle die Molkereien bei ihrem Verbändegespräch Milch heute (21.08.) in ihrem Haus zu einem entsprechenden Vorgehen auffordern, regt Ilchmann an.
Mittelfristig fordert die AbL auch Konsequenzen in der EU-Agrarpolitik. Die begonnene Reform müsse genutzt werden, um gezielt Maßnahmen auf den Höfen zu honorieren, die sowohl zum Klimaschutz beitragen als auch die Anpassungsfähigkeit der Betriebe an Extremwetterlagen verbessern könnten. „Heute werden die Direktzahlungen pauschal je Hektar Fläche gezahlt. Wir schlagen vor, dass sich in Zukunft die Höhe der Zahlungen danach richtet, was die einzelnen Betriebe konkret für Klima-, Umwelt- oder Tierschutz leisten“, erläutert der AbL-Vorsitzende Schulz. „Zum Beispiel hat eine vielfältige Fruchtfolge positive Wirkungen auf Klima, Boden, Wasser und Artenvielfalt. Zudem kann sie gewisse Wetter-Risiken im Betrieb streuen. Es macht also Sinn, bei der Förderung die Fruchtfolgenvielfalt zu berücksichtigen“, erklärt Schulz den
AbL-Vorschlag. Auch Hecken, Feldraine und andere Landschaftselemente zu erhalten helfe der Artenvielfalt und könne vor Ort Auswirkungen von Wetterextremen wie Wind- und Wassererosion verringern. Ähnlich wirkten sich kleinere Feldgrößen aus. „Das alles lässt sich aus den heutigen Antragsdaten der Betriebe leicht ablesen. Wir wollen diese Daten nutzen, um konkrete Leistungen der Betriebe zu honorieren. Das muss die anstehende Reform der EU-Agrarpolitik schaffen“, fordert Schulz mit Verweis auf einen konkreten Vorschlag der AbL.