Bäuerliches Klimanetzwerk NRW entsetzt: „Lützerath wird zum Bauernopfer der Landesregierung NRW“

Die Wirtschafts- und Klimaminister:innen Mona Neubaur in NRW und Robert Habeck im Bund haben gemeinsam mit dem Energiekonzern RWE bekanntgegeben, dass das Dorf Lützerath zugunsten der Kohleverstromung abgebaggert werden darf. Aus Sicht des bäuerlichen Klimanetzwerks NRW ist diese Entscheidung ausschließlich zugunsten von RWE getroffen worden. Die zentralen Aspekte Lebensmittelsicherheit oder Klimaschutz sieht das Bäuerliche Klimanetzwerk NRW nicht ausreichend berücksichtigt. Für den BUND stellt das Abbaggern der Dörfer eine „Katastrophe“ dar und ist für die Energieversorgung nicht erforderlich.

Bernd Schmitz, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft NRW und Mitglied des Bäuerlichen Klimanetzwerkes NRW, kommentiert: „Es ist falsch, den Blick nur einseitig auf den Energiesektor Kohle zu richten und die verbundenen Faktoren auszublenden. Durch das Abbaggern wird der kostbarste Boden NRWs – die teilweise 10 Meter dicke Lößschicht – unwiederbringlich zerstört. Dieser Boden ist für die Lebensmittelsicherheit des Landes NRW äußerst wichtig. Hunderte Tonnen Brotgetreide, Gemüse und andere Feldfrüchte werden bisher jährlich auf den jetzt zum Abbaggern freigegebenen Flächen geerntet. Daran hat wohl keiner gedacht! Zudem ignoriert die Politik schlichtweg, dass Deutschland – entsprechend der Studie vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung – seinen Beitrag zum Einhalten der 1,5 Grad-Grenze nicht einhalten kann, wenn die Kohle unter Lützerath gefördert und verstromt wird.“

Anne Pott, zweite Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft NRW und Biolandbäuerin aus Erkelenz, ergänzt: „Der Verlust der symbolträchtigen Ortschaft Lützerath als Folge des Beschlusses zum vorzeitigen, aber angesichts der Lage der Welt verspäteten, Kohleausstieg 2030 macht mich fassungslos. Lützerath wird zum Bauernopfer der Landesregierung! Auf unserem Hof produzieren wir Biogas und tragen dazu bei, die schädliche Kohleverstromung von RWE zu ersetzen. Bleibt zu hoffen, dass die Erneuerbaren bis 2030 trotz sämtlicher Krisen und politischer Fehlsteuerung soweit ausgebaut sind, dass es wirklich bei dem geplanten Kohleausstieg bleibt!“

Franz-Josef Lüns, Teamleiter des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter in den Kreisen Paderborn und Höxter und ebenfalls Betreiber einer Biogasanlage: „Die Potentiale der Biogasanlagen werden bei Weitem nicht ausgeschöpft, fast 30 Prozent mehr Strom aus dem gleichen Gasertrag wäre möglich. Die dürfen aber nicht genutzt werden. Vergangene Woche musste ich 30 Stunden lang Biogas abfackeln! Das ist eine Katastrophe! Statt die vorhandenen Ressourcen zu nutzen, wird weiter abgebaggert und Zerstörung weiter vorangetrieben. Zu Gunsten eines einzigen Konzerns. Und auf Kosten von uns allen!“

Der BUND begrüßt mit Blick auf die von den Minister:innen und dem RWE gemachte Erklärung, dass es endlich einen konkreteren Plan gibt, wie der Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohleenergie vorgezogen werden kann, von ursprünglich 2038 auf jetzt das Jahr 2030. „Denn solange wir Kohle verbrennen, können wir unsere Klimaziele nicht einhalten. Deswegen braucht es eine gesetzliche Absicherung, dass der Klimakiller Kohle auch wirklich in der Erde bleibt und wir die Pariser Klimaziele einhalten, beispielsweise über eine Absicherung des CO2-Preises oder die Deckelung des CO2-Restbudgets für die Braunkohle“, so Antje von Broock, Geschäftsführerin beim BUND. Dass es aber nicht gelingen soll, alle vom Kohleabbau bedrohten Siedlungen zu retten, sei eine Katastrophe. „Lützerath muss erhalten bleiben und das ist auch möglich. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat bereits errechnet, dass die Energieversorgung in der Krise auch ohne die Kohle unter Lützerath möglich ist“, verweist auch die BUND-Geschäftsführerin auf das DIW

Über das Bäuerliche Klimanetzwerk NRW
Das bäuerliche Klimanetzwerk NRW ist ein loses Verbände-Netzwerk von zwölf bäuerlichen Verbänden aus NRW. Das Netzwerk macht auf die dramatische Betroffenheit der Land- und Forstwirtschaft durch die schnelle Erderwärmung aufmerksam und fordert wirksame Klimaschutzmaßnahmen durch die Politik. Zum Bäuerlichen Klimanetzwerk gehören die folgenden Verbände:

  • Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft NRW e.V. (AbL NRW)
  • Biokreis NRW e.V.
  • Bioland NRW e.V.
  • Bundesverband Deutscher Milchviehhalter Landesteam NRW
  • Demeter im Westen e.V.
  • Junge AbL
  • Junges Bioland NRW
  • Landesvereinigung Ökologischer Landbau NRW e.V. (LVÖ NRW)
  • Naturland NRW e.V.
  • Netzwerk Solidarische Landwirtschaft NRW
  • Ökoausschuss WLV
  • Regionalwert AG Rheinland