Bäuerinnen und Bauern unterstützen Klimaklage gegen VW

Für mehr Klimaschutz bei Volkswagen klagt der AbL-Bauer Ulf Allhoff-Cramer vor dem Landgericht Detmold. Am 3. Februar 2023, dem dritten Verhandlungstag seit Mai 2022, fordert er erneut einen weltweiten Stopp des Verkaufs von klimaschädlichen Autos mit Verbrennungsmotoren bis 2030. Sein Betrieb in Detmold hat auf Grund der Dürren der vergangenen Jahre einen großflächigen Totalverlust an Walderträgen, Ertragseinbußen auf dem Ackerland und erhebliche Kostensteigerung bei der Fütterung seiner Tiere zu verzeichnen. Er sieht eine Mitschuld des weltweit zweitgrößten Autoherstellers an seiner existenzbedrohenden Situation, die durch den Klimawandel verursacht ist. Zum Termin in Detmold kamen auch Berufskolleginnen und Berufskollegen mit Treckern nach Detmold, um ihre Unterstützung und auch die eigene Betroffenheit zum Ausdruck zu bringen.

„Unser ehemals so fruchtbares und wasserreiches Land hat sich zu einem Dürrerisikostandort verwandelt. Wir sind dabei zu zerstören, wovon wir leben. Die Folgen der Erderhitzung, Dürren und Extremniederschläge und die dramatische Situation der Wälder bedrohen die Wirtschaftlichkeit und Existenz unserer Höfe in Deutschland und weltweit“, gibt Allhoff-Cramer im Vorfeld der Verhandlung zu bedenken.

Wie beispielhaft diese Bedrohung durch die Klimakrise für die Landwirtschaft ist, hat eine nicht repräsentative Umfrage mehrerer Landwirtschaftsverbände aus NRW Ende 2022 gezeigt. Darin äußerten deutlich über 90 Prozent der rund 250 teilnehmenden Bäuerinnen und Bauern, dass sie die Folgen der Klimaveränderung auf ihren Betrieben spüren. Über die Hälfte gab an, dass sie sich aufgrund der Folgen der Klimakrise um die Existenz ihrer Betriebe sorgen und eine familiäre Betriebsnachfolge vielleicht oder bestimmt überdenken. Anne Pott, Bioland-Bäuerin aus dem Rheinland und stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen, fasst die Situation zusammen: „Unsere Umfrage bestätigt, was eigentlich schon längst bekannt ist: Die Klimakrise ist eine existenzielle Bedrohung für die Höfe und damit für die Ernährung. In unserer internen Umfrage haben aber auch 30 Prozent der Bäuerinnen und Bauern angegeben, dass sie den Weiterbetrieb ihres Hofes aktuell noch nicht bedroht sehen. Auch ich habe die Hoffnung, dass die Klimakrise jetzt noch begrenzt werden kann. Deutschland als reiches Industrieland muss seiner Verantwortung für Klimagerechtigkeit endlich nachkommen. Das heißt dann auch: Große Konzerne wie VW müssen mit ihren Emissionen runter, damit das 1,5 Grad Klima-Abkommen noch eine Chance hat."

Auch Greenpeace unterstützt die Klage. Am letzten Freitag wurde eine abschließende Beratung über die Klage und eine Entscheidung für den 24. 2. 2023 angekündigt. In der Verhandlung diskutierten die Parteien und das Gericht über die konkreten klimabedingten Beeinträchtigungen auf Wald und Ackerpflanzen Althoff-Cramers. Dazu legten Allhoff-Cramer und seine Anwältin Roda Verheyen eine Stellungnahme des Potsdamer Klimaforschers Stefan Rahmstorf vor. Dieser sieht eine “sehr gut belegte Kausalkette von den Treibhausgasemissionen zu der zunehmenden landwirtschaftlichen Dürre-Problematik in Deutschland einschließlich der Region Detmold und der Wald- und Hof-Grundstücke des Klägers”. VW streitet den Zusammenhang zwischen globalen CO2-Emissionen und den Schäden am Eigentum des Klägers seit Prozessauftakt im Mai 2022 ab und sieht “lokale Wetterphänomene” als ursächlich.

07.02.2023
Von: xb

Ulf Allhoff-Cramer mit seiner Anwältin Roda Verheyen vor dem Landgericht in Detmold. Foto: Insa Hagemann/Greenpeace