Nicht nur zur Weihnachtszeit – Biofleisch gesucht

Der Verkauf von Biofleisch ist rasant gestiegen, meldet der Agrarmarketing Informationsdienst (AMI) nach Auswertung der Daten der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) für den Zeitraum von November 2019 bis Oktober 2020. Auch vor Weihnachten reiße die Nachfrage nicht ab. Die Versorgung ist eher knapp und nicht jeder wird sein gewünschtes Schweinefilet oder Rinder- Rumpsteak bekommen, wenn er nicht früh genug bestellt hat. „Es ist irre“, wird ein Vermarkter zitiert. Vom Direktvermarkter über den Bioladen bis zum Supermarkt – alle profitieren davon, dass vermehrt zu Hause gegessen werden muss, da Biofleisch in Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung nicht so häufig aufgetischt wird und so die Ausfälle dort überschaubar sind. Auch Rindfleisch, das ja mehr Außer Haus verzehrt wird, kann für den heimatlichen Küchenherd kaum ausreichend geliefert werden. Gänse, Enten und Puten in Bioqualität sind trotz des häufig 3-fachen Preises nahezu ausverkauft. Selbst Lammfleisch steht hoch im Kurs und das Angebot scheint ausreichend. Endlich – auch Biokuhpreis entkoppelt
Der Rindfleischverkauf sei in diesem Jahr um ca. 50% gestiegen. Weiterhin gilt für Biofleisch, dass etwa 60% als Hackfleisch (Rind, Schwein, gemischt) gehandelt wird. Dadurch werden inzwischen auch die Schlachtkühe vermehrt unter Bio vermarktet. Viele Jahre wurden Biokühe mangels Absatz konventionell verkauft. Die Umstellungswelle auf Biomilch von 2016 bis 2018 hat zwar jetzt zu vermehrten Schlachtungen geführt, ohne dass die Preise darunter leiden. Nach einer kurzen Schwächephase im Herbst, als wegen der Trockenheit und Futterknappheit die Schlachtungen zugenommen hatten, sind die Preise jetzt wieder etwa 20 ct/kg über Vorjahresniveau. Damit ist der Biokuhpreis endlich und als letzter unter den Biofleischpreisen vom konventionellen Preis abgekoppelt, was sich für die Bauern positiv bemerkbar macht. Während in vergangenen Jahren 30 bis 40 ct/kg Aufschlag üblich war, liegt der Preis Anfang Dezember für Qualität der Klasse R bei 3,52 €/kg gegenüber 2,57 €/kg konventionell. Bioschweinepreise stabil bis steigend
Während die konventionellen Schweinepreise bedingt durch die Coronafälle in den Schlachthöfen und die Afrikanische Schweinpest eine dramatische Talfahrt in 2020 erlebt haben und von 2 € auf 1,20 €/kg gefallen sind, blieben die Bioschweinepreise das ganze Jahr über stabil bei 3,75 bis 3,80 €/kg – also inzwischen mehr als dreimal so hoch. Die gute Nachfrage, aber vor allem coronagetriebene höhere Hygienekosten für Schlachtung, Zerlegung und Logistik führen zu leichten Preisanhebungen für Dezember und Januar. Das kann aber nur Schritt für Schritt geschehen, weil viele Erzeuger längerfristige Verträge durchgesetzt haben, die in normalen Zeiten auch erhebliche Sicherheiten bieten, in „Boomzeiten“ aber wenig flexibel sind. Auch die Ferkelpreise sind mit 145 €/ Ferkel auf ein Allzeithoch gestiegen, im Verhältnis zu den erbärmlichen und existenzzerstörenden 23-25 € für konventionelle Ferkel eine schier unglaubliche Entwicklung. Bio lohnt sich
Durch die hohe Nachfrage und den Einbruch im „normalen“ Schweine- und Rindfleischmarkt melden sich auch verstärkt wieder umstellungswillige Betriebe bei den Beratern. Aber bis diese Änderungen sich auf dem Markt bemerkbar machen, müssen wegen der Umstellungsfristen noch bis zu zwei Jahre vergehen. Immerhin bleibt für den Marktbeobachter auch 2020 wieder die Feststellung: Bio lohnt sich – weil die Nachfrage organisch wächst und die Marktteilnehmer sich besonnen verhalten und sich keine Mengen- und Preisschlachten liefern.
21.12.2020
Von: hg

Biofleisch boomt. Bildquelle: Biofleisch NRW