Nach Protest von Bauern und Verbrauchern kehrt Molkerei zum Glyphosatverbot zurück

„Aufgrund der vielen Reaktionen von Verbrauchern*innen, Landwirt*innen und Medien zur Aussetzung des Anwendungsverbots von Glyphosat“ bleibt das Glyphosat-Verbot „generell und grundsätzlich in der bisherigen Form bestehen.“ Das teilt die Goldsteig Käsereien Bayerwald GmbH mit und räumt ein, die Haltung der Verbraucher*innen und auch die einiger Milcherzeuger*innen, welche keinen oder sehr wenig Ackerbau betreiben, falsch eingeschätzt zu haben. Verbraucher und Bauern begrüßen die Kehrtwende der Molkerei.

Vor vier Jahren hat die Molkerei Goldsteig das Glyphosatverbot verkündet, dieses kürzlich aufgehoben und jetzt wieder eingeführt. Dieses Vorgehen erklärt die Molkerei in einer jetzt erfolgten Stellungnahme. „Keinesfalls haben wir diesen Schritt leichtfertig vollzogen. Die Produktionsbedingungen für unsere Milchlieferanten sind durchaus sehr unterschiedlich. Für die einen ist ein Glyphosatverbot überhaupt kein Thema, für viele andere jedoch ist es eine dauerhafte und spürbare Einschränkung. Wir als GOLDSTEIG haben alle Lieferanten zu berücksichtigen, egal ob Genossen, Vertragslieferanten oder diejenigen im reinen Milch-Zukauf. Die Milchmengen sind aktuell mehr als knapp, das gilt nicht erst seit gestern, sondern bereits seit einem Jahr und wird voraussichtlich auch mittelfristig so bleiben“, heißt es in der Stellungnahme.

Daher werde es auch in Zukunft wichtig sein, die notwendigen Milchmengen im Blick zu behalten und dauerhaft zu sichern. Es komme dabei aber oft nicht nur auf den Milchpreis, sondern auch auf die weiteren Rahmenbedingungen an. „Hier kommen eben insbesondere der Marktfruchtanbau und die aktuelle sowie künftige Versorgungslage - gerade im Lichte der Ereignisse der Ukraine-Krise- ins Spiel. Nachdem eine nicht unerhebliche Anzahl von Milchlieferanten auch in diesen Bereichen tätig ist, hatte das Verbot dort eine einschränkende Wirkung, insbesondere seit den erheblichen Preissteigerungen im vergangenen Jahr. Um für diesen Teil unserer Lieferanten eine Entlastung zu erreichen, haben wir uns vor ca. 3 Wochen zu dem nun aktuell von vielen Seiten deutlich kritisierten Schritt entschlossen“, so die Molkerei, die nach eigenen Angaben stets bemüht sei, Verbraucherwünsche und gesellschaftliche Anforderungen bestmöglich zu erfüllen. Nicht zuletzt deswegen habe sie als eine von nur ganz wenigen Molkereien das Glyphosatverbot vor vier Jahren im Gegensatz zu fast allen anderen ohne finanziellen Ausgleich durch den Handel eingeführt und bleibe mit dem jetzigen Beschluss „im weiterhin sehr eng gefassten Kreis derjenigen Molkereien, bei denen die Milcherzeuger auf den Einsatz von Glyphosat vollständig verzichten“.

Massiver Protest von Bäuerinnen und Bauern

Bei vielen Bäuerinnen und Bauern stieß die Aufhebung des Glyphosatverbots nicht auf Gegenliebe. Es gab massiven Protest, Lieferanten drohten damit, eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen, um dann per Abstimmung die Entscheidung der Geschäftsleitung zu kippen, berichtet das Bayerische Landwirtschaftliche Wochenblatt. Es habe sogar eine Art Ultimatum gegen das Unternehmen gegeben, denn: „Diese Entscheidung ist falsch“, betont der Landwirt Josef Hackl aus Ebertsried im Landkreis Regen im Gespräch mit dem Wochenblatt und erklärt: „Eine Mehrheit der Mitglieder war gegen die Freigabe von Glyphosat durch Goldsteig“. In Kreisen der Erzeuger könne man der Argumentation des Molkerei-Unternehmens nicht zustimmen. „Es droht uns ein schwerer Imageschaden. Das Vertrauen der Verbraucher, auf das wir so stolz sind und das sich Goldsteig mit seinen Milchlieferanten erarbeitet hat, könnte Schaden nehmen“, lautet seine Warnung im Wochenblatt. Er selbst wolle alles tun, um Schaden abzuwenden, denn: „Die Verbraucherinnen und Verbraucher müssen wissen, dass wir hinter ihnen stehen. Die Kunden sollen sehen, dass die Bauern hinter den Verbrauchern stehen.“

Für viele Lieferanten von Goldsteig steht laut Wochenblatt fest, dass sich das Unternehmen in seiner ursprünglichen Entscheidung weniger von einer Unterstützung der eigenen Lieferanten leiten ließ, sondern schlicht aus Sorge um die angelieferte Milchmenge, die auch bei Goldsteig rückläufig ist, aktuell um 2,5 Prozent. Denn jenseits der Grenze entstehe in Tschechien ein neuer Betrieb eines Mitbewerbers: „Unsere Molkerei hat nur Angst gehabt, dass ihnen jetzt die Landwirte abspringen, weil die Konkurrenz in Tschechien die Glyphosat-Auflage nicht macht“, so ein Landwirt, der laut Wochenblatt nicht namentlich genannt werden möchte.

BN-Vorsitzender Mergner: Wichtiges Signal an alle Bauern

Der BUND Naturschutz in Bayern zeigt sich erfreut über die Kehrtwende der Molkerei Goldsteig, die Glyphosat-Freigabe für Ihre Lieferanten wieder zurückzunehmen. Der BN-Vorsitzende Richard Mergner dazu: „Der Druck war offensichtlich zu groß - und das ist gut so! Hier zeigt sich, dass die Verbraucher*innen ein deutliches Gespür dafür haben, was gut für Mensch und Natur ist und was nicht. Im Fall von Glyphosat fällt das Urteil eindeutig aus: Dieses gefährliche Pflanzenschutzmittel hat in der Landwirtschaft nichts zu suchen. Es gefährdet die Gesundheit der Menschen und ist schädlich für Tiere und Pflanzen. Ich hoffe, dass dieses Signal auch bei denjenigen ankommt, die nach wie vor auf dieses Gift setzen."

Besonders beeindruckt ist Mergner von der klaren Haltung vieler Erzeuger, etliche Lieferanten von Goldsteig hatten sich formiert und gegen die Aufhebung des Verbots protestiert. „Offensichtlich hat bei vielen Landwirtinnen und Landwirten mittlerweile ein Umdenken stattgefunden. Das lässt hoffen, dass sich vor allem die bayerische Landwirtschaft in Zukunft noch mehr auf ihre Werte und Ansprüche besinnt und gesunde, nachhaltige Lebensmittel produziert. Unser Wunsch ist hier natürlich eine weitere Stärkung der Biosparte. Wir vom BN werden diesen Prozess auf jeden Fall weiterhin konstruktiv begleiten."  

 

26.04.2022
Von: FebL/PM

Jetzt kann Goldsteig doch wieder mit Glyphosatverbot werben. Bildquelle: Goldsteig