In der italienischen Stadt Montichiari am Gardasee haben sich Repräsentanten der Milchproduzenten des European Milk Board (EMB) aus 15 europäischen Staaten getroffen. Vor dem Hintergrund der weiterhin deutlich unter den Produktionskosten liegenden Milchpreise und der starken Krisenanfälligkeit des Milchsektors standen mit Blick auf den notwendigen Umbau der EU-Agrarpolitik die soziale Nachhaltigkeit und eine verantwortungsvolle Produktion im Vordergrund der Beratungen.
Erwin Schöpges, der als Vorsitzender des EMB die Krisenvermeidung als oberstes Ziel sieht, betonte dabei die Bedeutung eines raschen Eingreifens: „Das A und O ist hier ein Automatismus, der aktiviert wird, wenn sich eine Krise anbahnt. Es müssen dann sofort die Maßnahmen zur Marktentlastung automatisch eingeleitet werden. Damit können die schweren Verwerfungen, die die LandwirtInnen jedes Mal sehr stark belastet, vermieden werden.“ Die Vizevorsitzende des europäischen Milcherzeugerverbandes, Sieta van Keimpema, ergänzt: „Wie uns die Vergangenheit deutlich gezeigt hat, ist Maßnahme jedoch nicht gleich Maßnahme. Als wirksam kriseneindämmend hat sich der freiwillige Lieferverzicht gezeigt. Die Intervention und private Lagerhaltung hingegen konnten und können eine Krise nicht verhindern. Im Fall der Intervention kann es im Gegenteil noch zu einer anschließenden Mehrbelastung des Marktes kommen.“ Daher plädiert das EMB auf den Einsatz des sogenannten
Marktverantwortungsprogramms (MVP), das als Rahmenkonzept wirksame Maßnahmen zur Krisenvermeidung enthält und in Zukunft in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU eine wichtige Rolle spielen soll. Auch für solche weitgreifenden Ereignisse wie den Brexit oder politisch motivierte Importbeschränkungen – wie beispielsweise die aktuelle Handelspolitik des amtierenden US-amerikanischen Präsidenten – lässt sich das Instrument nach Ansicht des EMB wirkungsvoll einsetzen.
Die in Italien anwesenden Milcherzeugervertreter sehen neben der sozialen auch die ökologische Nachhaltigkeit als wichtig an. Hierbei müssten jedoch die Strategien und Möglichkeiten mit den LandwirtInnen gemeinsam besprochen und installiert werden. Das schließt auch eine Absprache bezüglich einer fairen Deckung der Kosten für eine klimagerechte Produktion ein. „Ein Landwirt muss von seiner Arbeit leben können; das heißt, dass die Kosten der Milcherzeugung über die Milchpreise gedeckt sein müssen. Und zwar jegliche Kosten – die für die geleistete Arbeit und Klimaanforderungen inbegriffen“, erklärt das EMB.