Lidl verkündet neue Ziele für höhere Haltungsformen

Nachdem Aldi Mitte Februar werbeträchtig Fortschritte im Programm „Haltungswechsel“ verkündet hat, zieht jetzt Lidl mit ambitionierteren Zielen für höhere Haltungsstufen in seinem Frischfleischsortiment nach. Der Tierschutzbund begrüßt das Vorgehen, mahnt an, dass die Kriterien für die Haltungsform-Stufen 3 und 4 tatsächlich ein Mehr an Tierschutz gewährleisten und nicht nur auf dem Papier bestehen, sieht jedoch den Handel gegenüber der Politik weit voraus.

Bereits heute hat Lidl in Deutschland nach eigenen Angaben sein Ziel, bis 2026 mindestens 33 Prozent seines Frischfleisch-Sortiments der Eigenmarke auf Haltungsformstufe 3 und 4 umzustellen, erreicht. Bis Ende des Jahres werden 40 Prozent auf diese höheren Haltungsformstufen umgestellt sein, verkündet der Discounter. Nun gehe er den nächsten Schritt und baue bis 2025 den Anteil seines Frischfleisch-Sortiments mit mindestens Haltungsformstufe 3 auf 50 Prozent aus. Analog zur erfolgreichen Umstellung des Rindfrischfleisch-Sortiments auf höhere Haltungsformen, setze der Frische-Discounter hierbei auf ein flächendeckendes 5xD-Angebot. Bereits 2022 habe Lidl in Deutschland in allen über 3.250 Filialen unter der Eigenmarke „Metzgerfrisch“ Wurstwaren sowie Frischfleisch von Schweinen, Rindern und Geflügel eingeführt, bei dem die Geburt, Aufzucht, Mast, Schlachtung und Verarbeitung in Deutschland erfolgt.

„Dieser bedeutende Schritt in der Weiterentwicklung unseres Sortiments zeigt: Tierwohl ist ein wichtiges Thema für unsere Kunden und für uns, daher setzen wir es konsequent um. Wir sind zuversichtlich, dass der Anteil der Haltungsformstufen 3 und 4 bis 2030 für alle Tierarten auf 100 Prozent ausgebaut werden kann, wenn eine ausreichende Warenverfügbarkeit gewährleistet ist. Die Waren, die auf Haltungsformstufe 3 umgestellt werden, stammen weiterhin vollständig aus der heimischen Landwirtschaft. Allerdings muss auch die Politik die Vorrausetzungen für den Umbau der Tierhaltung und hin zu den höheren Haltungsformstufen schaffen“, sagt Christoph Graf, Geschäftsleiter Ware der Lidl Dienstleistung GmbH & Co. KG.

Im Bereich Tiergesundheit nimmt der Discounter nach eigenen Angaben ebenfalls eine Vorreiterposition ein und hat gemeinsam mit seinen Partnern verpflichtende Anforderungen und Zusatzkriterien definiert, mit denen die Tiergesundheit im Bereich Masthähnchen unmittelbar deutlich verbessert wird. Die Kriterien leiten sich aus den vier Fokusfeldern Antibiotikaeinsatz, Tiergesundheitsindex, Schulungen und Tiertransport ab. Alle Lidl-Partnerbetriebe verpflichten sich durch die Einhaltung der Kriterien zukünftig unter anderem dazu, ihren Antibiotikaeinsatz kontinuierlich zu reduzieren. Durch die Erhebung zusätzlicher Tiergesundheitsparameter können zukünftig schneller notwendige Maßnahmen zur Verbesserung der Tiergesundheit im Einzelbetrieb ergriffen und qualifiziertere Aussagen über die Aufzucht getroffen werden. Darüber hinaus nehmen Betriebe, die Grenzwerte für bestimmte Tiergesundheitsparameter oder im Antibiotikaeinsatz überschreiten, zukünftig an spezifischen Schulungen teil. Im Bereich Tiertransport verpflichten sich Partnerbetriebe ihre maximale Transportzeit im Vergleich zum gesetzlichen Maximum mindestens zu halbieren und Tiertransporte an warmen Tagen durch zusätzliche Maßnahmen schonender durchzuführen, so der Discounter.

Lidl in Deutschland sei sich bewusst, dass eine Transformation von der Erzeugerebene bis ins Regal nur funktioniert, wenn ausreichende Planungssicherheit gegeben ist. Aus diesem Grund werde Lidl verstärkt langfristige Verträge eingehen, um eine Abnahmegarantie sicherzustellen. Darüber hinaus setze sich Lidl bei der Politik für eine umfassende gesetzliche Herkunftskennzeichnung ein und unterstütze die Arbeit der Zentralen Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKHL) zur Einführung einer Herkunftskennzeichnung in Deutschland.

Eigenes Tierwohl-Label für heimische Produkte

Der Frische-Discounter will mit einem eigenen Tierwohl-Label für Eigenmarken der Haltungsstufe 3 sein Engagement für noch höhere Tierwohlstandards und heimische Waren verdeutlichen. Ab sofort werden demnach Rindfrischfleischprodukte der Haltungsstufe 3 in allen über 3.250 Lidl-Filialen in Deutschland mit dem neuen Label „Faire Haltung - Zum Wohl der Tiere“ gekennzeichnet. Das von Lidl in Deutschland entwickelte Label zeigt an, dass die Produkte unter Beachtung höchster Tierwohl- und Umweltstandards erzeugt wurden. Dabei orientiert sich das Label an den Kriterien der Haltungsformstufe 3. Zudem stammen die mit dem Label ausgezeichneten Rindfleisch-Produkte laut Lidl zu 100 Prozent aus deutscher Landwirtschaft und gewährleisten durch eine vertragliche Bindung der Partnerbetriebe eine finanzielle Kompensation des entstehenden Mehraufwands sowie eine verbesserte Planungssicherheit für die landwirtschaftlichen Betriebe. In Zukunft werde das „Faire Haltung - Zum Wohl der Tiere“-Label tierartübergreifend alle Produkte der Haltungsformstufe 3 im Lidl-Sortiment kennzeichnen. Zudem erfordern alle mit dem Label gekennzeichneten Artikel ein bestandenes Audit nach den Kriterien der Initiative Tierwohl. Damit bekennt sich der Frische-Discounter auch in Zukunft zu dem nach Ansicht des Discounters erfolgreichen, in der Branche gemeinsam erarbeiteten Mehrwertprogramm.

Tierschutzbund: Unterbietungswettbewerb innerhalb der Stufen

Der Deutsche Tierschutzbund begrüßt die Klarstellung von Lidl, bis 2025 den Anteil seines Frischfleisch-Sortiments mit Haltungsform-Stufe 3 und 4 auf 50 Prozent auszubauen, warnt jedoch gleichzeitig davor, dass die ohnehin überschaubaren Kriterien der Haltungsform des Handels nicht weiter verwässert werden dürften, um mit geringen Kriterien die Angebotsmenge an Fleisch stabil zu halten. Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, kommentiert: „Lidl hat erste Ziele erreicht und bleibt auf Kurs, das begrüßen wir. Der Handel reagiert auf den gesellschaftlichen Wunsch nach mehr Tierschutz und kündigt an, mehr Tiere in bessere Haltungsbedingungen zu bringen. Damit ist er der Politik weit voraus. Entscheidend ist jetzt jedoch, dass die Kriterien für die Haltungsform-Stufen 3 und 4 tatsächlich ein Mehr an Tierschutz gewährleisten und nicht nur auf dem Papier bestehen. Die Handelsunternehmen sollten sehr genau und kritisch hinschauen, wofür sie die 3 oder 4 vergeben.“

Derzeit leisten sich laut Schröder viele Programme innerhalb der Stufen einen Unterbietungswettbewerb – mit nur wenigen Kriterien und einer unzureichenden Kontrolldichte, nur mit dem Ziel, die 3 oder 4 als Signet zu bekommen.

„Die Glaubwürdigkeit seiner Versprechungen muss Lidl mit Transparenz untermauern. Dazu müsste der Handel bereit sein, die Lieferprogramme entsprechenden fachlich fundierten Kontrollen zu unterziehen. Mit unserem Tierschutzlabel „Für Mehr Tierschutz“, das mit ehrgeizigen Kriterien in die Haltungsform-Stufen 3 (Einstiegsstufe) und 4 (Premiumstufe) einsortiert wird, bieten wir dem Handel gern unsere Unterstützung an“, so der Tierschutzbund-Präsident.

05.03.2024
Von: FebL/PM

Lidl kündigt mehr Tierwohl an. Bildquelle: Lidl