Klöckners Überlegungen bedrohen erfolgreiches „Ohne GenTechnik“-Siegel

Die Konsumenten haben in 2018 9,8 Milliarden Euro für Waren mit "Ohne GenTechnik"-Siegel ausgegeben. Gegenüber den Zahlen aus 2017 bedeute dies eine Steigerung von 41 Prozent, meldet der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG). Er rechnet für 2019 mit einer Steigerung der Verbraucherausgaben auf mindestens 10,9 Milliarden Euro. „Der Markt für Lebensmittel ohne Gentechnik wächst seit Jahren und ist inzwischen fast so groß wie der Markt für Bio-Lebensmittel“, kommentiert VLOG-Geschäftsführer Alexander Hissting die Zahlen. „Beide Erfolgsgeschichten zeigen deutlich, dass die Menschen in Deutschland zunehmend auf mehr Nachhaltigkeit in der Lebensmittelerzeugung achten.“ Bedroht sieht Hissting das Wachstum der gentechnikfreien Land-und Lebensmittelwirtschaft durch Überlegungen, das EU-Gentechnikrecht zu ändern. „Wer Pflanzen, die durch Neue Gentechnik hergestellt wurden, von den Zulassungs-und Kennzeichnungsregelungen des Gentechnikrechts ausnehmen möchte, zerstört die Grundlage für den Erfolg der Ohne Gentechnik-Lebensmittel“, mahnte Hissting. Derartige Überlegungen hatte kürzlich beispielsweise Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner geäußert und auch für den Bauernverband gehört die Neue Gentechnik (Genom Editing, Crispr) im Gegensatz zur Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs nicht unter das aktuelle EU-Gentechnikrecht. In 2018 setzte das verarbeitende Gewerbe mit Lebensmitteln mit „Ohne GenTechnik“-Siegel 7,65 Milliarden Euro um. Dabei spielten Milch und Milchprodukte mit 5,10 Milliarden Euro (66%) die bedeutendste Rolle. Mit Geflügelfleischprodukten wurden 1,41 Milliarden (18%) und mit Eiern 900 Millionen (12%) erzielt. Die Umsatzangaben beruhen auf Auskünften der Lizenznehmer des „Ohne GenTechnik“-Siegels. Alle Zahlen beziehen sich auf die Umsätze der Hersteller. Die Ausgaben der Endverbraucher für Lebensmittel mit „Ohne GenTechnik“-Siegel erhöhen sich um die Marge des Lebensmitteleinzelhandels und die Umsatzsteuer und dürften etwa 27 Prozent höher sein als die Umsatzangaben der Hersteller, schätzt der VLOG und kommt so auf die erwähnten 9,8 Milliarden Euro. Aufgrund der Prognosen der bisherigen Lizenznehmer rechnet der Verband damit, dass sich der Ohne Gentechnik-Umsatz 2019 um mindestens elf Prozent erhöhen wird. Die rechtliche Basis für den Erfolg des Siegels legt das EG-Gentechnik-Durchführungsgesetz (EGGenTDurchfG). In 2009 ließ die damalige Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Ilse Aigner, das einheitliche „Ohne GenTechnik“-Siegel entwerfen. 2010 übertrug sie die Verantwortung für die Lizenzierung und Kontrolle des „Ohne GenTechnik“-Siegels exklusiv an den Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG). Der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik e.V. (VLOG) repräsentiert Lebensmittelhersteller und -händler sowie die vor-und nachgelagerten Bereiche der Lebensmittelproduktion. Er vergibt für gentechnikfrei hergestellte Lebensmittel Lizenzen für das einheitliche Siegel „Ohne GenTechnik“. Über 13.000 Lebensmittel werden damit aktuell beworben.
16.05.2019
Von: FebL/PM

Das auch durch Überlegungen von Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner bedrohte erfolgreiche „Ohne GenTechnik“-Siegel. Foto: VLOG