Gentechnik als Gentechnik regulieren

Nach der Teilnahme an einer Veranstaltung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zu möglichen Regulierungsoptionen für neuartige Gentechnik-Verfahren wie z. B. CRISPR-Cas kommt Friedhelm von Mering, Gentechnikexperte des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), zu einem eindeutigen Urteil: „Heute wurde erneut deutlich: CRISPR und Co. sind Gentechnik und müssen deshalb mit dem Gentechnikrecht reguliert werden. Nur das schützt die legitimen Interessen der Bürgerinnen, der Umwelt und der Wirtschaft. Im EU-Gentechnikrecht ist die Risikoprüfung, Kennzeichnung und Verursacherhaftung verankert. Diese Elemente garantieren Züchterinnen, Landwirten, Unternehmen und ihren Kundinnen Wahlfreiheit. Und sie sind von entscheidender Bedeutung für wirksamen Schutz vor Kontaminationen. Nicht zuletzt gewährleisten sie auch eine wissenschaftsbasierte Bewertung der mit den neuen Gentechnik-Verfahren erzeugten Organismen“. Keine der neuen Gentechniken kann nach Ansicht des BÖLW-Gentechnikexperten ohne wirksame und unabhängige Prüfung der Ergebnisse als harmlos angesehen werden. „Das zu behaupten ist unwissenschaftlich. Denn Verfahren wie CRISPR-Cas können gravierende Veränderungen im Genom und darüber hinaus auslösen. Wie die Genmanipulation auf den Organismus oder die Umwelt wirken, muss deshalb zwingend durch eine Risikoprüfung geklärt werden. Und genau diese garantiert das aktuelle Gentechnikrecht“, so von Mering. Auch wenn es immer wieder behauptet werde: Regulierung bedeute weder ein Forschungsverbot noch beschränke es Unternehmen darin, Produkte auf den Markt zu bringen. „Die Vorschläge zu den neuen Gentechniken, die im BMEL heute präsentiert wurden, sind entweder nicht (vollständig) mit dem Europarecht vereinbar oder untergraben die Wahlfreiheit. Statt sich weiter in Gedankenspielen über Deregulierungen zu verlieren, müssen Bundesregierung und EU-Kommission das EuGH-Urteil endlich umsetzen und z. B. dafür sorgen, dass Unternehmen und Überwachungsbehörden praktikable Nachweisverfahren zur Verfügung stehen“, fordert von Mering. Zahlreiche Arbeitsplätze in der deutschen und europäischen Lebensmittelwirtschaft, die sich mit gentechnikfreier Produktion eine starke Position im europäischen und globalen Lebensmittelmarkt erarbeitet hat, seien gefährdet, wenn neue Gentechniken nicht als diese reguliert werden. „Das Geschäftsmodell der neuen Gentechniken bleibt dasselbe wie bei der alten Generation: Patente auf Tiere und Pflanzen. Patente blockieren Innovationen, gerade für kleine und mittelständische Unternehmen in der Züchtung und der Land- und Ernährungswirtschaft“, erklärt der BÖLW-Gentechnikexperte abschließend.