Klima-Notfall: 11.000 Wissenschaftler warnen vor „unsäglichem Leid“

Ein internationales Wissenschaftler-Team hat klar und unmissverständlich davor gewarnt, dass dem Planet Erde ein Klimanotstand droht. In einer Erklärung, die von über 11.000 Wissenschaftlern aus 153 Ländern unterzeichnet wurde, betonen sie, dass „unsägliches menschliches Leid“ unvermeidbar sei, wenn die Menschheit ihr Verhalten, das zu Treibhausgasemissionen beitrage, nicht tiefgreifend und dauerhaft verändere. Die Erklärung, die am 5. November in der Zeitschrift BioScience veröffentlicht wurde, basiert auf einer wissenschaftlichen Auswertung öffentlich zugänglicher Daten der letzten 40 Jahre. Sie decken ein breites Spektrum ab, darunter Aspekte wie Energieverbrauch, Oberflächentemperatur der Erde, Bevölkerungswachstum, Rodung und Entwaldung, Polareismasse, Bruttoinlandsprodukt und CO2-Emissionen. „Wissenschaftler haben eine moralische Verpflichtung, die Menschheit vor jeder großen Bedrohung zu warnen“, sagte Dr. Thomas Newsome von der Universität Sydney, ein Mitautor der Veröffentlichung. „Aus den uns vorliegenden Daten geht hervor, dass wir vor einer Klimakrise stehen.“ Die Autoren weisen darauf hin, dass trotz der vielen Warnungen der Vergangenheit kaum Maßnahmen ergriffen wurden. „Vor genau 40 Jahren trafen sich Wissenschaftler aus 50 Nationen auf der Ersten Weltklimakonferenz (1979 in Genf) und waren sich einig, dass alarmierende Trends bezüglich des Klimawandels dringendes Handeln erfordern. Seither wurden durch den Gipfel von Rio 1992, das Kyoto-Protokoll von 1997 und das Pariser Abkommen von 2015 sowie durch zahlreiche andere globale Zusammenkünfte und die ausdrückliche Warnung der Wissenschaft vor unzureichenden Fortschritten ähnliche Alarme ausgelöst“, schreiben sie. „Trotz der bedeutenden weltweiten Verhandlungen der letzten 40 Jahre haben wir grundsätzlich weitergemacht wie bisher und scheitern im Wesentlichen an der Bewältigung dieser Krise“, sagte der Co-Autor der Erklärung, Professor William Ripple von der Oregon State University. „Der Klimawandel ist angekommen und beschleunigt sich schneller, als es viele Wissenschaftler erwartet haben.“ Die globale Oberflächentemperatur, die Erwärmung der Ozeane, Extremwetterereignisse und ihre Kosten, der Meeresspiegel und der Säuregehalt des Ozeans nehmen weiter zu. „Das Eis nimmt rapide ab, wie die rückläufigen Trends beim arktischen Meereis in den Sommermonaten, den grönländischen und antarktischen Eisschilden und der Gletscherdicke zeigen. All diese schnellen Veränderungen zeigen, dass dringend gehandelt werden muss.“ Der Mensch trägt durch sein Verhalten zu steigenden Emissionen bei, wie sich an Zahlen zum anhaltenden Anstieg der Fleischproduktion pro Kopf, dem Verlust der globalen Waldfläche und Fluggastzahlen ablesen lässt. Ermutigende Fortschritte, wie die jüngst verlangsamte Entwaldung im brasilianischen Amazonasgebiet, könnten unter Präsident Bolsonaro wieder zunichte gemacht werden. „Obwohl die Dinge schlecht stehen, ist nicht alles hoffnungslos. Wir können Schritte unternehmen, um die Klimakrise anzugehen“, sagte Dr. Newsome. Die Wissenschaftler haben daher sechs Schritte skizziert, die die Menschheit unternehmen muss, um die Klimakrise zu stoppen. Der erste Handlungsbereich ist der Energiesektor. Fossile Brennstoffe müssen durch saubere erneuerbare Energien ersetzen und verbleibende Vorräte an fossilen Brennstoffen im Boden belassen werden, Subventionen für Konzerne, die auf fossile Energie setzen, gehörten abgeschafft und es müssen CO2-Gebühren erhoben werden, die hoch genug sind, um die Verwendung fossiler Brennstoffe einzuschränken. Eine weitere Maßnahme sei die rasche Reduzierung der Emissionen von Methan, Fluorkohlenwasserstoffen, Ruß und anderen kurzlebigen klimawirksamen Schadstoffen. Dies hätte das Potenzial, den kurzfristigen Erwärmungstrend in den nächsten Jahrzehnten um mehr als 50% zu reduzieren. Drittens ist ein Stopp der Entwaldung erforderlich. Ökosysteme wie Wälder, Graslandschaften und Mangroven müssten wiederhergestellt und geschützt werden, da sie wesentlich zur Bindung von Kohlendioxid aus der Luft beitragen. Der vierte Aktionsbereich dreht sich um die Ernährung. „Essen Sie vor allem Pflanzen und konsumieren Sie weniger tierische Produkte. Diese Ernährungsumstellung würde die Emissionen von Methan und anderen Treibhausgasen deutlich reduzieren und landwirtschaftliche Flächen für den Anbau von Lebensmitteln für die menschliche Ernährung statt für Viehfutter freisetzen“, empfehlen die Wissenschaftler. Auch die Lebensmittelverschwendung müsse reduziert werden. Ein weiterer Schritt zur Vermeidung der Klimakrise ist die Verringerung der Abhängigkeit der Wirtschaft von fossilen Brennstoffen. Ziele dürfen nicht mehr allein das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts und das Streben nach Wohlstand sein. Die Gewinnung von Rohstoffen und die Ausbeutung von Ökosystemen müsse verringert werden, um die langfristige Nachhaltigkeit der Biosphäre zu erhalten, fordern die Wissenschaftler. Außerdem betonen sie die Notwendigkeit, das Bevölkerungswachstum mit Ansätzen zu stabilisieren, die soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit gewährleisten. „Die Milderung und Anpassung an den Klimawandel bedeutet, die Art und Weise, wie wir regieren, verwalten, essen und unseren Material- und Energiebedarf decken, zu verändern“, lautet das Fazit der Wissenschaftler. „Die beste Nachricht ist, dass den Menschen, Politikern und der Wirtschaft noch Zeit bleibt, um die nötigen Veränderungen vorzunehmen, um sicherzustellen, dass künftige Generationen das Leben auf der Erde, unserer einzigen Heimat, genießen können“, sagte Dr. Newsome. (ab) Eine Meldung von weltagrarbericht.de
11.11.2019
Von: weltagrarbericht.de

Auch Fridays for Future rufen Kommunen und Länder immer wieder dazu auf, den Klimanotstand auszurufen.