BÖLW: Beim ÖLG kommt es jetzt auf Qualität statt Schnelligkeit an

Am 22.04. hat der Bundestag in erster Lesung den Entwurf für das infolge der ab dem 1.1.2021 geltenden EU-Ökö-Verordnung aktualisierte deutsche Ökolandbaugesetz (ÖLG) behandelt und es ohne Debatte in die zuständigen Ausschüsse überwiesen. „Ein gutes ÖLG ist wichtig, damit die heimischen Bäuerinnen und Unternehmer die Chancen des Bio-Marktes nutzten können", sagt Peter Röhrig, Geschäftsführer des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). „Das ÖLG muss das bewährte Bio-Kontrollsystem stärken, darf nicht zu unsinnigen bürokratischen Lasten für die Rechtsunterworfenen führen und muss mehr Bio in der Außer-Haus-Verpflegung ermöglichen", so Röhrig. „Der Bundesrat hat Vorschläge vorgelegt, wie der unzureichende Entwurf der Bundesregierung besser werden kann. Wir appellieren an die Abgeordneten im Bundestag, die Änderungsvorschläge der Länder aufzugreifen. Sie haben das jetzt in der Hand! Sollte jetzt zum Ende der Legislaturperiode nicht genug Zeit sein, um zu einer guten Lösung zu kommen, sollte das Gesetzesvorhaben verschoben werden." Ein schlechtes Gesetz, das zu wenig Anreize für mehr Bio in der Außer-Haus-Verpflegung setzt oder das bewährte Kontrollsystem gefährdet, konterkariere nicht nur die Bio-Ziele von Bund und Ländern und bremse den Umbau der Land- und Lebensmittelwirtschaft, sondern belaste sehr konkret zehntausende Bio-Betriebe und die Öko-Kontrollstellen. Knackpunkte des ÖLG sind nach Ansicht des BÖLW die Außer-Haus-Verpflegung und die Öko-Kontrolle. „Hier gehen die Vorschläge der Länder in die richtige Richtung", bewertet Röhrig. „Die Überarbeitung des ÖLG bietet die Chance, eine gute Regelung für die Außer-Haus-Verpflegung nach dem Vorbild erfolgreicher Nachbarländer zu schaffen. Unsere Vorbild-Nachbarn schneiden ihre Regeln besser auf die spezifischen Bedingungen in den Küchen zu und erleichtern die Verwendung von Bio-Zutaten in den Küchen. Das ÖLG sollte die Küchen zum Einstieg in die Bio-Zertifizierung ermutigen und ihnen die Möglichkeit geben, ihr Bio-Engagement zu zeigen", ergänzt Röhrig. Was der Bund vorschlage, konterkariere das eigene Programm „BioBitte", das mehr Bio in die Küchen bringen will, so der Geschäftsführer. „Auch mit seiner derzeitigen Position zur Öko-Kontrolle erweist der Bund dem Öko-Sektor einen Bärendienst", sagt Röhrig. Das bewährte zweistufige Kontrollsystem – private Kontrolle durch Kontrollstellen, Zulassung und Überwachung der Kontrollstellen durch staatliche Behörden – muss erhalten bleiben. Dafür muss das ÖLG die Bio-Kontrolle rechtssicher bei den Kontrollstellen verankern – vom Prüfen auf dem Hof bis hin zum Ausstellen der Bio-Zertifikate. Der Bund muss in begrenztem Umfang mehr Koordination übernehmen, bereits heute ist er für die Zulassung von Bio-Kontrollstellen zuständig. Künftig sollte der Bund aber auch für deren Überwachung zuständig sein, damit dies aus einer Hand komme. Dasselbe gelte für die Benennung und Überwachung von Laboren. Die stärkere Rolle des Bundes trüge zu einer einheitlicheren Umsetzung des Bio-Rechts in Deutschland und einer höheren Effizienz der Verwaltung bei.
24.04.2021
Von: FebL/PM

BÖLW-Geschäftsführer Peter Röhrig. Foto: BÖLW