Für den Bauernverband (DBV) stellt die Einigung auf europäischer Ebene zur Bodenüberwachungs- und resilienzrichtlinie eine „untragbare Belastung für die Praxis dar“, während die Richtlinie für die EU-Jungbäuerinnen und -bauern, CEJA (Conseil Européen des Jeunes Agriculteurs), eine bessere Entscheidungsfindung auf betrieblicher und politischer Ebene ermöglicht, „ohne die Junglandwirte zusätzlich zu belasten“. CEJA versteht sich als die Stimme der nächsten Generation von Landwirten in Europa gegenüber den europäischen Institutionen. Die Mitgliedschaft erstreckt sich laut CEJA über 22 EU-Mitgliedstaaten und 33 nationale Mitgliedsorganisationen. Darunter auch der Bund der Deutschen Landjugend (BDL), der nach eigenen Worten „die selbständige Jugendorganisation des Deutschen Bauernverbandes“ ist.
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, kritisiert den Ausgang der Verhandlungen zur Bodenüberwachungs- und resilienzrichtlinie mit den Worten: „Die Einigung der Ratsvertreter und der Berichterstatter des Parlaments stellt weiterhin eine untragbare Belastung für die Praxis dar - ohne einen Mehrwert für den Bodenschutz zu schaffen. Regularien zum Schutz der Böden und zur Bewirtschaftung existieren bereits umfassend auf nationaler sowie europäischer Ebene im Fach- und Umweltrecht und der Gemeinsamen Agrarpolitik. Es besteht keine Notwendigkeit für ein zusätzliches europäisches Regelwerk. Die Vielfalt und Heterogenität der Böden erfordern standortspezifische Maßnahmen in der Verantwortung der Landwirte zum Erhalt ihrer Produktionsgrundlage und verbietet Vorgaben aus Brüssel zur Ausweisung von Bodenbezirken und zur Regulierung.“
Für Rukwied ist damit klar: „Die gestrige Einigung steht komplett konträr zum erklärten Ziel der Kommission für Bürokratieabbau. Die Mitgliedstaaten sind nun über den Umweltministerrat und das Plenum des Europäischen Parlaments gefordert, sich gegen die Annahme des Textes auszusprechen. Der Koalitionsvertrag der künftigen Bundesregierung weist im Sinne einer Ablehnung des EU-Vorhabens den richtigen Weg.“
Ganz anders klingt es bei den Jungbäuerinnen und -bauern: CEJA begrüßt die interinstitutionelle Vereinbarung, die in der vergangenen Woche zwischen dem Parlament und den Mitgliedstaaten über das EU-Bodenüberwachungsgesetz erzielt wurde. Die Richtlinie, die laut CEJA einen harmonisierten Rahmen für die Überwachung der Bodengesundheit auf dem gesamten Kontinent schaffen soll, werde eine bessere Entscheidungsfindung auf betrieblicher und politischer Ebene ermöglichen, ohne die Junglandwirte zusätzlich zu belasten. Trotz der anfänglichen Bemühungen der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments biete die Einigung jedoch keinen konkreten Weg, wie die EU ihre Verpflichtung einhalten kann, bis 2050 keinen Nettoflächenverbrauch zu betreiben. Ein Versäumnis, das nach Ansicht der Junglandwirte durch das bevorstehende Pilotprojekt der EU-Landbeobachtungsstelle behoben werden muss.
In den letzten Jahren habe sich der CEJA an den Diskussionen über die Richtlinie beteiligt, weil er der Meinung war, dass ein solider Überwachungsrahmen für Junglandwirte zusätzliche Transparenz über die Bodenressourcen in ihren jeweiligen Regionen schaffen und ihren Investitionen in die Bodengesundheit eine konkretere Richtung geben kann. Der Rahmen könne auch dazu beitragen, Wissenslücken und fehlende Hilfsmittel vor Ort zu ermitteln.
Wie CEJA-Präsident Peter Meedendorp hervorhob, bleiben die Herausforderung des Flächenverbrauchs und seine Eindämmung jedoch weiterhin ungelöst: „Trotz des starken Konsenses, der beim Strategischen Dialog über die Zukunft der Landwirtschaft im letzten Jahr zum Ausdruck kam, ist man sich immer noch nicht darüber im Klaren, dass der Verlust von landwirtschaftlichen und natürlichen Flächen eine Bedrohung für die Ziele der EU darstellt, sei es für die Bodengesundheit, die Ernährungssicherheit oder die Erneuerung der Generationen. Die Herabstufung von Artikel 11, der der Eindämmung des Flächenverbrauchs gewidmet war, sendet das falsche Signal an unsere Gemeinschaft der Junglandwirte. Unsere Botschaft ist klar: Die Mitgliedstaaten müssen ihre Maßnahmen in dieser Angelegenheit verstärken und das Interesse an einer Überwachung des Flächenverbrauchs auf EU-Ebene ernster nehmen.“
Wie in der CEJA-Kampagne „Land Stories“ im Juni 2023 hervorgehoben wurde, bedrohe das rasante Tempo der nicht-landwirtschaftlichen („künstlichen“) Landnutzung die langfristige Lebensfähigkeit von Böden und landwirtschaftlichen Betrieben, indem es die verfügbare landwirtschaftliche Nutzfläche verringert, die Bodenqualität verschlechtert, das Land fragmentiert, die Ökosystemleistungen beeinträchtigt und den Wettbewerb um Ressourcen verstärkt. All diese Faktoren untergraben nach Ansicht des CEJA die Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Systeme und stellen die Landwirte in Zukunft vor große Herausforderungen.
Dementsprechend setzen sich die europäischen Junglandwirte weiterhin für dieses Ziel ein und schlagen vor, dass die Eindämmung des Flächenverbrauchs in der kommenden EU-Landbeobachtungsstelle, einem in der Vision für die Zukunft der Landwirtschaft und Ernährung angekündigten Pilotprojekt, behandelt wird.