Agrarbündnis Niedersachsen fordert eine zukunftsfähige, gerechte und ökologische Landwirtschaft

Anlässlich der Landtagswahlen hat sich das Agrarbündnis Niedersachsen neu formiert. Es setzt sich für eine regionale, ökologische, sozial- und tierwohlgerechte Agrar- und Ernährungswende ein und hat umfassende Forderungen an die künftige Landesregierung formuliert. Für den AbL-Landesvorsitzenden Ottmar Ilchmann ist es angesichts zahlreicher „Baustellen“ höchste Zeit, dass die Landesregierung agrarpolitisch handelt.

Als bedeutendes Agrarland trägt Niedersachsen eine besondere Verantwortung und sollte nach Ansicht des Agrarbündnis Niedersachsen Vorreiter für den notwendigen Umbau der Land- und Lebensmittelwirtschaft werden. Die Partner im Agrarbündnis sind sich einig: „Das Ziel muss eine tiergerechte, bodenerhaltende und vielgestaltige Landwirtschaft sein, die mit dem Schutz von Klima, Ressourcen, Arten und Lebensräumen einhergeht. Gleichzeitig müssen Landwirt*innen und abhängig Beschäftigte fair entlohnt und Arbeitsbedingungen verbessert werden.“ Der Forderungskatalog beinhaltet unter anderem die Reduzierung des Pestizideinsatzes, den freien Zugang zu Saatgut, eine tiergerechte Tierhaltung, die Förderung von ökologischem Landbau und regionaler Wertschöpfung sowie die Reduzierung des Flächenverbrauchs.

Ein Schlüsselelement ist für das Agrarbündnis die Tierhaltung: Sie muss tiergerecht und umweltschonend umgebaut werden. Die notwendige Verringerung der Tierzahlen darf nicht durch verstärkte Importe ausgeglichen werden. Die Anzahl der Tiere ist an betriebliche Futtergrundlagen und die verfügbare Fläche für die Ausbringung von Wirtschaftsdünger zu binden, mit einer schrittweisen Reduktion auf max. 2 GV/ha je Betrieb. Die Empfehlungen des Kompetenznetzwerkes Nutztierhaltung müssen umgesetzt werden. Umbauwillige Betriebe müssen ausreichend gefördert werden. Gleichzeitig müssen Landwirt*innen, die bereits bessere Haltungsformen praktizieren, durch eine höhere Bepreisung ihrer Produkte profitieren. Die Förderung sollte insbesondere eine Weidehaltung honorieren.

Um den Ökolandbau auf 10 % bis 2025 und auf 15 % bis 2030 auszubauen, bedarf es nach Ansicht des Agrarbündnis zusätzlicher Maßnahmen wie einer landesweiten Kampagne zur Förderung von Bio-Produkten in der Außer-Haus-Verpflegung. Hier müssen Land und Kommunen mit gutem Beispiel vorangehen. Gleichzeitig müssen Verbraucher*innen aller Einkommensstufen die Möglichkeit haben, sich mit gesunden und nachhaltig erzeugten Lebensmitteln zu versorgen. Dazu müssen bestehende regionale Versorgungsketten weiterentwickelt, Lücken in regionalen Wertschöpfungsketten geschlossen und neue Strukturen gefördert werden.

Die Partner im Agrarbündnis betonen: „Es ist eine herausfordernde Zeit – Klimawandel, Pandemie, Krieg und hohe Energiepreise beschäftigen uns alle. Doch nie war es dringender, unsere Landwirtschaft und unsere Ernährung umzugestalten, damit wir uns auch in Zukunft gut ernähren können. Deshalb appellieren wir an die künftige Landesregierung, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es ermöglichen, unsere Landwirtschaft nachhaltiger und sozial gerechter zu gestalten.“

Der Vorsitzende der AbL-Niedersachsen/Bremen, Milchbauer Ottmar Ilchmann, nennt mehrere „Baustellen“, wo dringend gehandelt werden muss. „Nach einer Periode des relativen Stillstands ist es in Niedersachsen höchste Zeit, dass die neue Landesregierung endlich agrarpolitisch handelt. "Baustellen" gibt es genug, von der auch regionalen Umsetzung des niedersächsischen Weges zum Artenschutz über den Umbau der Tierhaltung und die Umsetzung des Moorschutzes MIT der Landwirtschaft bis zum Konfliktfeld Weidehaltung und Wolf. Hier wird sich die AbL zusammen mit den Partnern im Agrarbündnis gerne kritisch, aber konstruktiv einbringen“, so Ilchmann.

Hintergrund:
Das Agrarbündnis Niedersachsen besteht aus Organisationen aus den Bereichen Landwirtschaft, Umwelt- und Tierschutz, der Entwicklungszusammenarbeit, des Lebensmittelhandwerks und Verbraucher*innenorganisationen. Vertreten sind: Die Freien Bäcker e.V., Verband Entwicklungspolitik e.V., BUND Landesverband Niedersachsen e.V., Ökumenisches Zentrum Oldenburg e.V., Slow Food Deutschland e.V. Convivium Hannover, Bäuerliche Gesellschaft e.V. – Demeter im Norden, Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg e.V., Attac Regionalgruppe Hannover, Bürgerinitiative LAHSTEDT-ILSEDE für TIER, MENSCH und UMWELT, Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft Landesverband Niedersachsen/ Bremen e.V., Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. – Landesteam Niedersachsen, NABU Niedersachsen e.V., Bioland Niedersachsen e.V., Naturland – Verband für Ökologischen Landbau e.V., Bürgerinitiative Flottwedel e.V., Deutscher Tierschutzbund Landestierschutzverband Niedersachsen e.V., Netzwerk Ernährungsrat Hannover und Region e.V., Ernährungsrat Oldenburg – transfer- Netzwerk nachhaltige Zukunft e.V., Aktion Agrar – Landwende jetzt e.V., Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung e.V., Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft e.V.

17.10.2022
Von: FebL/PM

In Niedersachsen hat sich das Agrarbündnis neu formiert und fordert die neue Landesrgeierung zum Handeln auf. Bildquelle: BUND Niedersachsen/Pia He