Zukunft des Ackerbaus

Vor dem Hintergrund des Klimawandels, der Belastung des Grundwassers mit Nitrat und Pestiziden, des Insektensterbens, des Verlustes an Biodiversität sowie beispielsweise der Zunahme der Entwicklung von Resistenzen ist in den letzten Monaten auch der Ruf nach einer Neuausrichtung im Ackerbau, nach einer Ackerbaustrategie immer lauter geworden. Als „einen aktiven Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte“ hat jetzt der Zentralausschuss der Deutschen Landwirtschaft (ZDL) seine Vorstellungen zur Zukunft des Ackerbaus vorgelegt. Der ZDL, das sind der Deutsche Bauernverband (DBV), die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG), der Deutsche Raiffeisenverband (DRV), der Verband der Landwirtschaftskammern (VLK) sowie der Zentralverband Gartenbau (ZVG). Unter der Überschrift „Zukunft des Ackerbaus in Deutschland – moderner, effizienter & nachhaltiger“ werden in dem 15-seitigen Papier acht „Kernziele“ und achtzehn „Maßnahmen“ zu deren Erreichung formuliert. „Für die Landwirtschaft stehen bei der nachhaltigen Ausrichtung der Betriebe der Erhalt ihrer Wirtschaftlichkeit, Ressourcenschonung und gesellschaftliche Akzeptanz gleichermaßen im Fokus. Je klarer diese Bereiche in ihren Zielen beschrieben sind, je präziser die Handlungsnotwendigkeiten identifiziert und Maßnahmen formuliert sind, desto höher sind die Chancen, den kontinuierlichen Prozess der nachhaltigen Entwicklung des Ackerbaus weiter voranzutreiben. Dies zu leisten, ist Ziel der Ackerbaustrategie der deutschen Landwirtschaft“, schreiben die fünf Verbände. Zu den Zielen zählen dann: die Versorgung mit hochwertigen Nahrungs- und Futtermitteln sowie nachwachsenden Rohstoffen zu sichern, Risiken des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln weiter zu reduzieren, die Fruchtbarkeit der Böden und die Bodenstruktur zu erhalten und zu verbessern, sich an Klimaveränderungen erfolgreich anzupassen, die eigenen Treibhausgasemissionen zu reduzieren, die Wettbewerbsfähigkeit des Ackerbaus zu erhalten und zu verbessern sowie den Ackerbau besser gegenüber Vermarktungsrisiken abzusichern sowie weiterhin einen Beitrag zum Zusammenleben im ländlichen Raum zu leisten. Bei den Maßnahmen, die in vier Stufen (von „+++ größte Wirksamkeit“ bis „keine „Wirkung“) bewertet werden, erhalten beispielsweise die Maßnahme „Bildung und Beratung stärken die Nachhaltigkeit im Ackerbau“ über alle Ziele hinweg die meisten Pluspunkte, gefolgt von „Digitalisierung nutzen“ (wie wird nicht weiter konkretisiert), „Spektrum von Wirkstoffgruppen im Pflanzenschutz sichern und ausbauen“ und „Fruchtfolgen vielfältig gestalten“. Bei der Maßnahme „Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz weiterentwickeln“ wird nur eine „schwache Wirksamkeit“ bezogen auf das Ziel „Die Fruchtbarkeit von Böden und Bodenstruktur erhalten und verbessern“ gesehen. Zu Glyphosat heißt es: „Wir wollen den Einsatz von Glyphosat reduzieren, wenngleich der Einsatz dieses herbiziden Wirkstoffs im Rahmen der konservierenden Bodenbearbeitung zur pfluglosen Beseitigung von Unkräutern, Ausfallgetreide und -raps sowie Zwischenfrüchten unverzichtbar ist. Der Einsatz von Glyphosat zur Terminierung der Ernte ist ausgeschlossen. In begründeten Einzelfällen kann eine Ausnahme zur Sikkation unter Beachtung strenger Bedingungen – gemäß den geltenden Anwendungsbestimmungen – erforderlich sein.“ Als „Leitbild“ der Ackerbaustrategie dient nach Aussage des DLG-Präsidenten Hubertus Paetow „der integrierte Pflanzenbau“ ergänzt um die Möglichkeiten „moderner Technologien“. Unmissverständlich fällt vor diesem Hintergrund die Überschrift der Fachzeitschrift „agrarzeitung“ in ihrem online-Beitrag zur Vorstellung der ZDL-Ackerbaustrategie aus: "Verbänden fällt nichts Neues zum Ackerbau ein". Ende April hat der Parl. Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium Michael Stübgen im Bundestag verkündet, dass die im Koalitionsvertrag der Großen Koalition erwähnte Ackerbaustrategie im Herbst 2018 vorliegen soll und „einen Gesamtansatz zur Reduzierung von Pflanzenschutzmittel“ verfolgt. Konkrete „Minimierungsziele von Glyphosat“ im Rahmen der von der Ministerin angekündigten „Minimierungsstrategie“ nannte er nicht und auch bezüglich der Vorlage einer „Durchführungsverordnung für Glyphosat“ beließ er es bei einem „so schnell wie möglich“.
16.05.2018
Von: FebL

Der Ackerbau steht vor großen Herausforderungen. Foto: FebL