Viel zu trocken

Halb Europa ist diesen Sommer durch die Dürre bedroht. Hierzulande hat die Trockenheit Kartoffeln, Zuckerrüben und Mais besonders schlimm getroffen, ebenso die Grünlandbetriebe. Viele Bäuerinnen und Bauern müssen bereits seit Mitte Juli ihr Winterfutter füttern, da auf dem Grünland nicht genug nachwächst. Auch wenn es große regionale Unterschiede und in den letzten Wochen teils starke Regenfälle gab, ist es nach wie vor viel zu trocken. Die Bodenfeuchte konnte sich bereits seit dem letzten Jahr nicht erholen, dafür hat es auch im Winter schon viel zu wenig geregnet. Doch auch ein einfacher Ausgleich des Regendefizits würde noch keine Abhilfe schaffen: In den tieferen Bodenschichten (1,8 Meter) herrscht nach wie vor eine „außergewöhnliche Dürre“ und auch der Anteil des für Pflanzen verfügbaren Wassers liegt in weiten Teilen Deutschlands noch in der Nähe des Welkepunkts (siehe Kasten). Auch örtliche Extremniederschlagsereignisse führen nicht zu einer Erholung, da die ausgedörrten Böden das Wasser nicht aufnehmen können, es oberirdisch abfließt oder sogar großen Schaden anrichtet.

Für die Landwirtschaft ist die Situation verheerend, es ist das vierte Dürrejahr in den letzten 5 Jahren. Um auf die schwierige Lage aufmerksam zu machen, startete AbL-Mitglied Jeremias Aigner aus Bayern in den Sozialen Medien eine Aktion. Unter dem Stichwort (Hashtag) #DasLandVerbrennt rief er dazu auf, am 19. August 2022 Dürrefotos zu posten – mit großer Resonanz. Bäuerinnen und Bauern veröffentlichten hunderte Bilder von vertrocknetem Mais, braunen Grünland oder welkem Gemüse. Mehrere Anbauverbände und auch die AbL beteiligten sich. „Nach 8 Wochen ohne nennenswerten Regen war ich einfach verzweifelt. Als Obst-Baumpfleger und Gärtner sehe und spüre ich die Folgen dieser ungewöhnlich starken Dürre direkt. Ich fühlte mich von der Gesellschaft allein gelassen. Von Politik und Medien war die Trockenheit völlig ausgeblendet worden“, erzählt Jeremias Aigner und zieht eine positive Bilanz für die Online-Aktion. „Die Aktion selbst war für mich ein Erfolg. Ich habe viel Feedback von Kollegen bekommen und gespürt: Mir geht es nicht allein so. Mittlerweile ist das Thema in den Nachrichten präsent. Aber ich möchte hier nicht aufhören. Wir müssen die Gesellschaft auf die Situation der Landwirtschaft und die Folgen, die sich für uns alle daraus ergeben, aufmerksam machen.“

Und es braucht ein Handeln der Politik: Von der Bundesregierung fordert die AbL, Strategien zur betrieblichen Anpassung an Klimawandelfolgen weiterzuentwickeln und die Betriebe bei der Umsetzung durch z.B. Beratung zu unterstützen. Dazu gehören unter anderem vielfältige Fruchtfolgen, Erhalt von Grünland, Humusaufbau, Vermeidung von Erosion, Agroforst und Mulchsysteme sowie Sortenvielfalt. Zusammen mit den Länderregierungen und Betroffenen müssen regional angepasste Wassernutzungskonzepte erarbeitet und zu etabliert werden, die sowohl die Folgen von Dürren als auch von Starkregen und Hochwasser verringern können. Die AbL ruft außerdem mit zum globalen Klimastreik am 23. September 2022 auf.

15.09.2022
Von: Iris Kiefer, AbL Fundraising und Kommunikation