Offizielles Weidemilch Label nimmt Formen an

Das seit Herbst 2015 beschlossene Weidemilch Label Niedersachsens bekennt nun, durch die konkrete Festlegung der Richtlinien Form und Farbe. Bereits am Dienstag den 21. Juni veröffentlichte das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Niedersachsen in einer Pressemitteilung die beschlossenen Ergebnisse der Verhandlungen der eigens dafür gebildeten Plattform mit Landwirtschaft, Umweltverbänden, Handel und Molkereien. Teilnehmende Landwirte verpflichten sich, ihren Kühen 120 Tage im Jahr mindestens 6 Stunden am Tag Weidegang zu ermöglichen. Auch die Fläche des zu bewirtschaftenden Weidelandes wurde mit 2000m² pro Tier festgelegt, von denen 200m² in unmittelbarer Hofnähe als Auslauf zur Verfügung stehen müssen.  Des Weiteren ist der Einsatz von Gentechnik in den Futtermitteln der Kühe ab 2017 untersagt. Dieser Mehraufwand, der vor allem den Tieren zu Gute kommt, soll mit angestrebten 5 Cent pro Liter Milch mehr vergütet werden. Nur angestrebt? Bisher gibt es lediglich eine Klausel in der von den Landesregierungen Niedersachsen und Schleswig-Holstein sowie einer Hand voll Molkereien und Organisationen unterzeichneten Weidemilch Charta von 2015, die die Molkereien dazu aufruft so weit wie möglich auf die angepriesenen 5 Cent hinzuarbeiten. Der endgültige Milchpreis hängt letztendlich von den Verhandlungen der Molkereien mit den Einzelhändlern und von der Milchmenge der landwirtschaftlichen Betriebe ab, die sich dazu entschließen an diesem Projekt teilzunehmen. Bei einem Überangebot von Weidemilch wird eine Aufrechterhaltung der angestrebten 5 Cent nicht realistisch sein. „Eine Limitierung der teilnehmenden Betriebe, um eben dieses zu verhindern und das junge Label nicht zu entkräften, wäre ein guter Ansatz“, so Ottmar Ilchmann, AbL-Landesvorsitzender Niedersachsen. Die Idee eines Weidemilch Labels ist hierbei nicht neu. In den Niederlanden vermarktet eine Stiftung seit Jahren die „Weidemelk“ und generiert ihren Landwirten damit ein Plus von bis zu 2 Cent pro Liter. Ein Pilot-Projekt der Ostfriesischen Molkerei Ammerland, ebenfalls Unterzeichner der Weidemilch Charta, bietet bereits seit 4 Jahren eine Weidemilch auf dem Markt an. Ca. 1000 Betriebe erhalten durch dieses Projekt einen jährlichen Zuschuss von 500 Euro. Die Kriterien dieser Weidemilch Erzeugung sind denen des offiziellen Labels ähnlich, jedoch ist der pauschale Zuschlag für die Landwirte viel zu gering. Ein Problem, mit dem das offizielle Weidemilch-Label umgehen muss, ist die derzeitige Vermarktung einer regionalen Weidemilch, die bei Aldi Nord für 59 Cent den Liter in den Regalen steht. Dieser Dumpingpreis kommt durch das Drücken des konventionellen Milchpreises auf 49 Cent zu Stande und belastet das Image der Weidemilch, die für eine alternative, faire Milcherzeugung stehen soll, zusehends. Die Ausweitung des Labels auf ganz Norddeutschland und später auf Bundesebene hält Ilchmann dennoch für realistisch. Verbraucherumfragen der Universität Göttingen ergaben einen klaren Wunsch von über 60% der Verbraucher nach gentechnikfreier Weidemilch und Weidemilch Produkten. 
23.06.2016
Von: je