Die nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) hat sich in einem Gespräch mit Vertreter:innen landwirtschaftlicher Jugendverbände offen für die Förderung von Existenzgründungen gezeigt.
Bereits im September 2021 hatten der Ring der Landjugend in Westfalen-Lippe, das Junge Bioland, die junge Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), das Öko-Junglandwirtenetzwerk sowie das Bündnis junge Landwirtschaft einen gemeinsamen
Vorschlag zur Einführung einer Existenzgründungsprämie in NRW vorgelegt, welchem sich inzwischen auch die Rheinische Landjugend angeschlossen hat. Die in der 2. Säule der GAP unterzubringende Förderlichtlinie sieht im Grundsatz vor, dass landwirtschaftliche Existenzgründer:innen bei erstmaliger Niederlassung bis zu 70.000 € Förderung erhalten, wenn diese anhand eines Geschäftsplanes eine solide Wirtschaftsplanung, sowie Innovationskraft in Bezug auf die Umsetzung von betrieblichen Maßnahmen im Bereich Umwelt- und Tierschutzes nachweisen können.
Jetzt fand ein erstes Treffen zwischen der Ministerin für Landwirtschaft und Umwelt und Vertreter:innen der landwirtschaftlichen Jugendverbände statt. Neben den bestehenden Möglichkeiten der Förderung von Junglandwirtinnen und Junglandwirten wurden dabei auch künftige Verbesserungen durch die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik und weitere Potenziale erörtert. Ministerin Heinen-Esser zeigte sich hierbei grundsätzlich offen für die Forderung der Jugend: „Ich kann das große Interesse der Jugendverbände an einer zusätzlichen Förderung verstehen. Das Thema „Existenzgründungsprämie“ greifen wir gerne auf und werden prüfen, ob perspektivisch ein Förderangebot, insbesondere für außerfamiliäre Hofübergaben, geschaffen werden kann.“
Philipp Sander, Vorsitzender des Rings der Landjugend erläuterte während des Treffens abermals die großen Vorteile einer Existenzgründungsprämie: „Eine Existenzgründungsprämie würde einen echten wirtschaftlichen Vorteil für junge Landwirt:innen bringen, da die Mittel nicht nur Möglichkeiten für innovative Entwicklungen schaffen, sondern insbesondere als Eigenkapital Sicherheiten gegenüber Bank bieten, was die Kreditwürdigkeit erhöht. Nicht zuletzt profitieren, im Vergleich zur aktuellen flächengebunden Prämien, kleinere und mittlere Betriebe stärker. Wir als junge Landwirt:innen stehen Veränderungen in der Landwirtschaft offen und positiv gegenüber, dafür brauchen wir allerdings echte Zukunftsperspektiven.“
Simon Marx, Vorsitzender des Jungen Bioland, unterstrich die hohe Notwendigkeit einer Existenzgründungsprämie. „Im Jahr 2020 war auf über 8.000 Betrieben in NRW die Betriebsnachfolge nicht geklärt. Wenn wir eine vielfältige, bäuerliche Landwirtschaft erhalten wollen, müssen wir neben den klassischen innerfamiliären Betriebsübergaben, insbesondere Perspektiven und Möglichkeiten auch im Bereich der außerfamiliären Hofnachfolge ermöglichen. Diese sind in der Regel aber deutlich komplizierter in der Umsetzung. Weiterhin ist gerade bei kleineren Betrieben eine Nachfolge schwierig, da neben einem Investitionsstau zusätzlich oft in neue innovative Betriebszweige überproportional investiert werden muss. Hierzu sind weitere Unterstützungen notwendig.“
Erste Konkrete Überlegungen wurden auf dem Treffen bereits zur Frage der zu erwartenden Antragstellungen sowie zum notwendigen Budget und der konkreten Ausgestaltung der Förderrichtlinie angestellt.
Phillip Brändle, der die junge AbL auf dem Treffen vertrat, zeigte sich im Nachgang optimistisch, dass diese Hürden gemeinsam genommen werden können. „Wenn der politische Wille da ist, lassen sich diese Fragen aus meiner Sicht lösen. Bezüglich der Finanzierung könnten z.B. die steigenden Mittel aus der Umschichtung in die 2. Säule genutzt werden. Ich freue mich, dass wir positiv aufgenommen wurden und das Ministerium die weitere Prüfung dieses Instrumentes zugesagt hat.“