Milchpreise steigen international weiter – Lücke zu Erzeugerpreisen immer größer
Auf den globalen Milchmärkten herrscht weiterhin eine Rekordstimmung. Zur begrenzten Verfügbarkeit von Milchprodukten und den sehr hohen Kosten für Energie, Futter und Rohstoffe kommen nun auch noch die Unsicherheiten des Russland- Ukraine- Krieges. Sorgen um eine Versorgungssicherheit angesichts der sprunghaft angestiegenen Kraftfutterpreise haben zu verstärkter Nachfrage geführt. Doch die Molkereien haben kaum noch freie Ware verfügbar. Außerdem fürchten sie, dass aufgrund des Anstiegs der Produktionskosten die Milcherzeugung nicht wächst. Schätzungen zufolge ist weder in der EU noch in Neuseeland mehr Milch zu erwarten. Insgesamt hat sich der Markt zu einem Nachfragemarkt entwickelt. Erste Molkereien locken schon mit Sonderboni für zusätzliche Milchmengen.
Weltweit haben in den letzten Wochen die Preise erneut angezogen. Auch in Deutschland sind laut der maßgeblichen Milchbörse in Kempten die Preise kräftig gestiegen. Mager- und Vollmilchpulver sind so teuer wie nie und liegen ca. 60% über Vorjahr. Auch Butter ist vor Ostern gut im Geschäft. Hartkäse und besonders Schnittkäse erreichen bei begrenztem Angebot außergewöhnlich hohe Werte.
Allein haben die anhaltend hohen Preise auch Nebenwirkungen. Kunden in Afrika und dem Nahen Osten halten sich wohl beim wichtigen Vollmilchpulver zunehmend zurück. Da die Preisturbulenzen vor allem von den Weltmärkten gesteuert sind, kommt auch den Verunsicherungen durch die wachsenden Coronazahlen in China als einem der wichtigsten Absatzmärkte größere Bedeutung zu.
Fragen nach den Konjunkturgewinnern immer lauter
Für die hiesigen Milcherzeuger führen die globalen Preisrekorde allerdings eher zu Frustrationen. Zwar ist auch hier der durchschnittliche Erzeugerpreis in Januar auf 41,7 ct/kg und im Februar erneut um ca. 1 Cent gestiegen, aber zugleich katapultierte der Börsenmilchpreis auf 56 Cent. Damit ist die Lücke zwischen an der Börse verkauften Milchprodukten und Erzeugerpreisen so hoch wie nie. Da die Kosten auf den Höfen in den letzten Wochen permanent gestiegen sind, fragen immer mehr Milchviehhalter, wo das Geld bleibt bzw. wer die Gewinner dieses Preisbooms sind. Es wird sich bei den jetzt anstehenden Preisverhandlungen mit dem Einzelhandel zeigen, welche Ergebnisse die Molkereien erzielen bzw. ob der Konkurrenzkampf untereinander den Abnehmern in die Hände spielt.
Rindfleisch bleibt Mangelware
Die bei hohen Preisen sonst übliche Produktionsausweitung hält sich immer noch in Grenzen. Immerhin werden die Schlachtkuhmengen stark gedrosselt, so dass die Preise für Rindfleisch, besonders für Kühe als Basis für Rinderhack in nie gekannte Höhen schießen. 4,70 €/kg für eine Mittelklassekuh gegenüber 3,00 €/kg im Vorjahr sind selbst für erfahrene Marktkenner nicht erklärbar.
China importiert weniger Schweinefleisch
Der Export europäischen und amerikanischen Schweinefleisches nach China wird auch in diesem Jahr weiter sinken. Wie das Landwirtschaftsministerium in Peking mitteilte, ist der Bestand zum Jahreswechsel mit 449 Millionen Schweinen binnen Jahresfrist um 10,5 % gestiegen und hat damit das Niveau von vor der Afrikanischen Schweinepest (ASP) 2019/20 übertroffen. Demnach müsse von einer gut ausreichenden Versorgung in den nächsten Monaten ausgegangen werden. Die Schlachtschweinepreise sind bereits dramatisch abgestürzt und dürften auf niedrigem Niveau verharren oder sogar noch weiter fallen. Schon jetzt sei der Preis für viele (auch die neuen staatlich gestützten Mega-) Betriebe deutlich unter Kostendeckung. Deshalb hat der Staat die höchste Warnstufe ausgerufen und mit Aufkäufen und Einlagerung von Schweinefleisch den Markt stabilisiert. Außerdem wurden Maßnahmen zum Schutz grundlegender Produktionskapazitäten getroffen, um übermäßige Keulungen von Zuchtschweinen zu verhindern. Gerade in den letzten Jahren der ASP hat Peking mit dem großangelegten Zukauf international gehandelter Sauen die Leistungsfähigkeit der chinesischen Zucht erheblich angehoben und die Ferkelzahl pro Sau von 16 auf über 20 planmäßig gesteigert. Da auch der Verzehr von Schweinefleisch durch die extrem hohen Preise der letzten Jahre und eine Verlagerung zu Geflügelfleisch gesunken ist, wird das Angebot völlig ausreichen, so internationale Analysten. Noch Anfang des Jahres war man von einem zwar gesunkenen, aber veritablen Importbedarf ausgegangen. Jetzt prophezeit man, dass Chinas Bedarf an Einfuhren in diesem Jahr gering ausfallen werde, und bei dem geringen Preisniveau gebe es für die Händler wenig Anreize, den internationalen Handel anzukurbeln. Keine guten Aussichten vor allem für die spanischen (aber auch holländischen oder dänischen) Exporteure, die extra für den Export ihre Bestände ausgeweitet haben. Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen das auf den europäischen Markt haben wird.
48 % der EU-Hühner noch in Käfigen
Die Länder der europäischen Union stellen sich gern als besonders tierfreundlich dar. In der Legehennenhaltung besteht aber viel Luft nach oben. Laut Agra-Europe wird noch fast jedes zweite Huhn in (ausgestalteten) Käfigen gehalten. Spitzenreiter sind Polen, Portugal, Litauen, Lettland und auch Spanien mit etwa 80% Käfighühnern. In Österreich und Luxemburg wurde dagegen die Käfighaltung komplett abgeschafft. In Deutschland werden noch etwa 6% der Eier in dieser tierwidrigen Form produziert – in der Regel für die Industrie, während der Handel Käfigeier ausgelistet hat.
Bei der ökologischen Erzeugung führt Dänemark mit 31% erzeugter Eier vor Luxemburg und Schweden. Deutschland liegt mit 13% an vierter Stelle. Jedes achte Ei ist hier ein Öko-Ei. EU-durchschnittlich sind es 6,2%. In Deutschland ist die Öko-Erzeugung im letzten Jahr um 10% auf 1,72 Mrd. Eier angestiegen bei 5,8 Mio. Ökohennen. Dabei sind laut Statistischem Bundesamt aber nur die Bestände mit mehr als 3000 Hühnern gezählt worden. Die vielen neuartigen Mobilställe mit ein paar Hundert Hennen könnten die Zahlenverhältnisse aber verändert haben.
Etwa 61% der Eier werden in Bodenhaltung gelegt. Bei der Freilandhaltung liegt Deutschland mit 21% der Hühner in der Spitzengruppe. EU-weit werden nur 12% draußen gehalten.
Tierschützer bestreiten vehement, dass in großen Ställen mit zigtausend Hühnern in Bodenhaltung ernsthaft von Tierwohl gesprochen werden kann. Aber im Verhältnis zur Käfighaltung....
