Los geht’s: Auftakt zur AbL-Aktionswoche im Zeichen des Bodenmarkts

Landspekulation und Landnahme durch außerlandwirtschaftliche Investor:innen standen im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltungen zur großen AbL-Aktionswoche „Jeder Hof zählt!“ in Hamburg und Berlin am 3. September 2021.

In Berlin hatten Aktion Agrar, die AbL, das Bündnis junge Landwirtschaft und die Kulturgenossenschaft e.G. zur symbolischen Versteigerung der Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft (BVVG) aufgerufen und forderten, gemeinsam mit betroffenen Bäuerinnen und Bauern, gerechten Zugang zu Land für bäuerliche Betriebe.

Die BVVG, ein staatliches Unternehmen, privatisiert seit 1992 land- und forstwirtschaftliche Flächen in den Bundesländern der ehemaligen DDR. In verdeckten Versteigerungen werden die ehemalig staatseigenen Flächen zu Höchstpreisen verkauft – das treibt die Bodenpreise immer höher. Bäuerliche Betriebe und insbesondere Junglandwirt:innen können in diesem Preiskampf nicht mithalten. Das Bundesministerium für Finanzen und das BMEL halten an dieser ungerechten Vergabepraxis jedoch fest.

In Hamburg hatte die AbL zur Pressekonferenz auf den Hof von Hauke Jaacks geladen. Der von dem konventionellen Milchbauer gepachtete Betrieb wurde an einen Immobilienmakler verkauft. Am 31.12.2021 sollen er, seine Familie und die 340 Milchkühe und Rinder den Hof verlassen. Einen Plan B gibt es nicht. Hauke Jaacks sagt, nicht der Investor sei sein Gegner, sondern die Hamburger Politik. Als praktizierender Landwirt hätte er ein Vorkaufsrecht haben müssen, wurde aber nicht berücksichtigt - die Wirtschaftsbehörde sieht auch in dem nun geplanten Reiterhof eine landwirtschaftliche Nutzung und genehmigte den Verkauf.

Berit Thomsen, Geschäftsführung der AbL in Hamburg/Schleswig-Holstein, sagte dazu: „Der Hof der Familie Jaacks ist für mehr als ein Zehntel der Hamburger Milchversorgung verantwortlich. Die Tiere stehen auf der Weide, was das Tierwohl fördert und Grünland ist ein wertvoller CO2-Speicher. Wir erwarten vom Hamburger Senat und insbesondere auch vom zuständigen grünen Umweltsenator Kerstan, umgehend alles daran zu setzen, dass der Hof erhalten bleibt. Um das Höfesterben und den Ausverkauf an außerlandwirtschaftliche Investoren zu stoppen, brauchen wir außerdem eine Bodenmarktreform in Hamburg. Die Anzeigepflicht bei Pachtverträgen und die Genehmigung bei Landkäufen sind rechtssicher und transparent umzusetzen. Bei Umgehung muss sanktioniert werden.“

Weitere zentrale Maßnahmen gegen das Höfesterben finden sich in den 12 Kernforderungen für eine Agrarpolitik, die Perspektiven für Mensch, Tier, Umwelt und Klima, welche die AbL anlässlich des Starts der AbL-Aktionswoche und der bevorstehenden Bundestagswahl veröffentlichte.

24.09.2021
Von: ik