Leguminosen-Anbau in Hessen: Hochwertig, gentechnikfrei, klimaschonend
In Hessen werden vermehrt Leguminosen angebaut. Das führt die zuständige Landwirtschaftsministerin auch auf die Förderung durch das Land zurück. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Hessen (AbL) begrüßt die Eiweißinitiative des Landes, verweist jedoch auf noch fehlende Möglichkeiten zur Aufbereitung und Abnehmer bei der Verwendung als Lebensmittel.
„Wir fördern gezielt den Anbau von Eiweißpflanzen in Hessen. Zu den sogenannten Leguminosen gehören zum Beispiel Hülsenfrüchte wie Erbsen, Soja, aber auch Grünleguminosen wie Klee und Luzerne. Sie werden überwiegend als Futtermittel für Tiere eingesetzt, wobei Hülsenfrüchte zunehmend auch als hochwertiges Lebensmittel von uns Menschen verzehrt werden und einen wichtigen Beitrag zu einer klimabewussten Ernährung leisten. In Hessen angebaut sind sie gentechnikfrei, lange Lieferwege entfallen und die regionale Landwirtschaft wird gestärkt. Unsere Förderung zeigt Wirkung: Immer mehr Leguminosen werden hier bei uns angebaut. So kann Hessen seinen Bedarf zunehmend selbst decken“, erklärte Landwirtschaftsministerin Priska Hinz.
Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen bietet seit 2015 mit der Initiative Gentechnikfreies Futter ein umfassendes Aktions- und Beratungsprogramm zum Anbau und zur Verwertung von Eiweißpflanzen an. Zusätzlich fördert das Land mit dem Programm „Vielfältige Ackerkulturen“ Bäuerinnen und Bauern, wenn sie jährlich fünf Hauptkulturarten anbauen, und darunter auf mindestens 10 Prozent ihrer Ackerflächen Leguminosen. So konnte laut zuständigem Ministerium seit Beginn der Aktivitäten allein der Anbau von Hülsenfrüchten um das 4-fache auf aktuell 14.700 Hektar gesteigert werden. Davon erzielte die erneute Auflage des Förderprogramms nochmals einen deutlichen Zuwachs: 2020 wurden auf 60 Prozent mehr Flächen Hülsenfrüchte angebaut als noch im Jahr davor.
„Da immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher vegetarische und vegane Produkte kaufen, gewinnt der Anbau von Leguminosen für die menschliche Ernährung an Bedeutung. Die heimische Produktion verhindert, dass in anderen Ländern beispielsweise Regenwälder für Soja-Plantagen abgeholzt werden. Darüber hinaus haben Leguminosen die Fähigkeit, Stickstoff aus der Luft zu binden, wodurch synthetische Stickstoffdüngemittel eingespart werden. Sie sind also ein wichtiger Beitrag für mehr Klimaschutz. Mehr Leguminosen im Anbau erweitern außerdem das Nahrungsangebot für Insekten, was sich wiederum positiv auf die Biodiversität auswirkt“, erklärte Hinz.
Innerhalb der hessischen Initiative Gentechnikfreies Futter werden Landwirtinnen und Landwirte vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) beraten und mit Fachinformationen versorgt. Vermittelt werden Kenntnisse über anbautechnische Anforderungen und über Einsatzmöglichkeiten von Eiweißpflanzen in der Tierernährung. Darüber hinaus finden jährlich zahlreiche Informationsveranstaltungen und Feldbegehungen statt. „Um den Bedarf der tierischen Eiweißversorgung aus den Betrieben heraus zu decken und somit von Sojaimporten abzukoppeln, entstand im LLH die Idee zur hessischen Eiweißinitiative. Das Programm unterstützt Landwirtinnen und Landwirte zudem, das Bedürfnis nach einer gentechnikfreien Lebensmittelproduktion sowie mehr Klimaschutz und Biodiversität zu erreichen", sagte Andreas Sandhäger, Leiter des Landesbetriebs.
Damit die positive Entwicklung im Anbau forciert und innovative Ansätze aufgegriffen werden können, spiele der Wissenstransfer eine wesentliche Rolle. Der LLH arbeite deshalb an der Eiweißpflanzenstrategie des Bundes mit und sei an mehreren der bundesweiten Projekte beteiligt. So fließe neues Wissen unmittelbar über die Beratung des LLH in die landwirtschaftliche Praxis ein. Der Anbau und die Verwertung von Eiweißpflanzen sei außerdem Unterrichtsbestandteil an den Fachschulen.
AbL begrüßt die Eiweißinitiative
"Die Eiweißinitiative des Landes, die unter anderem zur Anbaudiversifizierung beiträgt, ist sehr zu begrüßen. Bei der Nutzung zur menschlichen Ernährung fehlen allerdings häufig noch die Möglichkeiten zur Aufbereitung oder die Abnehmer", erklärt Lara Göhring, Geschäftsführerin der AbL Hessen und als Ackerbäuerin auch Teilnehmerin am Programm C1 "Vielfältige Ackerkulturen"" der Hessischen Agrarumwelt- und Landschaftspflege-Maßnahmen (HALM).