Landwirtschaftliche Jugendverbände: Ja zu bäuerlichem Protest, Nein zu rechter Hetze

Einen Tag nachdem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck aus dem Urlaub auf einer Hallig zurückkehrend am Verlassen seiner Fähre gehindert wurde, haben sich mit Blick auf die Bauern-Proteste vier landwirtschaftliche Jugendverbände gemeinsam besorgt an Politik und Gesellschaft gewandt: Das Ausmaß der Aktionen zeige, dass Landwirtinnen und Landwirte seit Jahren mit dem Rücken zur Wand stehen. Trotzdem rufen die agrarischen Jugendverbände dringend dazu auf, mit Anstand und Haltung zu demonstrieren.

Auslöser der Proteste waren die geplanten Kürzungen im Bereich Agrardiesel und KFZ-Steuer für landwirtschaftliche Betriebe. “Auch wenn die Kürzungen inzwischen teilweise zurückgenommen wurden, bin ich immer noch wütend, denn meine Wut richtet sich gegen die gesamte Agrarpolitik der letzten Jahrzehnte. Der Haushaltsbeschluss vom 13. Dezember hat das Fass nur zum Überlaufen gebracht”, erklärt Torben Weerts vom Bundesarbeitskreis Landwirtschaft der Katholische Landjugendbewegung Deutschlands e.V. (KLJB).

Der Druck auf die Landwirtschaft ist hoch

Vom Haushaltsloch, über den Umbau der Tierhaltung bis hin zur Klimakrise: Der Druck auf die Landwirtschaft ist nach Ansicht der Jugendverbände hoch. Aber Lösungsansätze, wie sie von der Zukunftskommission Landwirtschaft und der Borchert-Kommission erarbeitet wurden, würden nicht umgesetzt. Das nehme jegliche Planungssicherheit. Junglandwirtinnen und Junglandwirte wollen nicht von staatlichen Geldern abhängig sein und für den Erhalt von Subventionen demonstrieren. Aber ohne richtige Rahmenbedingungen, in denen faire Erzeugerpreise erzielt werden können und die Verhandlungsmacht von Aldi, Edeka und Co beschränkt wird, gibt es keine wirklichen Alternativen, so die Jugendverbände. Andere Bevölkerungsgruppen und Sektoren müssten ebenso in die Pflicht genommen werden, ihren Beitrag zu leisten!

Wir lassen uns nicht vor den Karren der Rechten spannen!

„Wir brauchen einen respektvollen und inhaltlich fundierten Diskurs innerhalb der gesamten Gesellschaft. Teilweise werden die bäuerlichen Sorgen und Proteste durch extrem rechte und antidemokratische Hetze und Parolen vereinnahmt. Das lenkt die Diskussion von den eigentlichen Problemen ab und gefährdet unsere Position“, heißt es bei den Verbänden.

“Es reicht, dass die Politik uns nicht versteht. Es ekelt mich an, dass uns jetzt auch noch die Rechten für ihre Interessen vor den Karren spannen. Hetze und Hass sind so laut, dass unsere eigentlichen Probleme und Sorgen nicht mehr gehört werden”, sagt Maria K., Junglandwirtin aus Bayern und Mitglied der jungen AbL.

Und Theresa Schmidt, Vorsitzende vom Bund der Deutschen Landjugend (BDL), erklärt: “Wütend sein, sich ungerecht behandelt oder schlecht regiert zu fühlen, ist das eine. Bedrohung, Gewalt und Angriffe gehen jedoch gar nicht. Lasst uns weiter protestieren: gegen Kürzungen und für die Zukunft der Landwirtschaft. Aber ausschließlich friedlich!”

Dass viele Landwirtinnen und Landwirte gerade pauschal als rechts abgestempelt werden, ist für die Jugendverbände „schlichtweg falsch!“

“Leider begegnet uns rechtes Gedankengut auch in der Landwirtschaft und auf dem Land. Davor dürfen wir die Augen nicht verschließen. Aber wir als landwirtschaftliche Jugendverbände stehen für Demokratie und Vielfalt und kämpfen für eine bunte, zukunftsfähige Landwirtschaft in Deutschland”, sagt Tobias Kleuter, Junglandwirt und Vorstandsmitglied im Ring der Landjugend.

10.01.2024