Hornlosigkeit: Patentverfahren auf genveränderte Rinder eingestellt

Das US-amerikanische Biotechnikunternehmen Recombinetics hat 2014 einen Patentantrag auf genetisch hornlose Rinder gestellt. Wie das Umweltinstitut München mitteilt, wurde dieses Antragsverfahren jetzt vorläufig eingestellt. Die Hornlosigkeit wurde laut Umweltinstitut durch Genmanipulation unter Einsatz der Gen-Schere TALEN erzeugt. Ein Patent auf Rinder mit dieser Eigenschaft hätte weitreichende Konsequenzen. Die Zuchterfolge der letzten Jahrzehnte von Bäuerinnen und Bauern könnten nach Ansicht des Umweltinstituts München vom Unternehmen auf diese Weise „gekapert werden“, denn Hornlosigkeit bei Rindern kann auch ohne den Einsatz von Gentechnik erreicht werden. „Glücklicherweise liegt das Patentverfahren nun auf Eis“, teilt das Umweltinstitut mit. Für das Institut. scheint mit Blick auf den seit vielen Jahren gemeinsam mit zahlreichen Verbündeten geführten Einsatz gegen die Patentierung von Pflanzen und Tiere „nun endlich eine Trendwende erkennbar“, zumindest was genmanipulierte Tiere betrifft. Das Umweltinstitut bezieht sich dabei auf „einen großartigen Erfolg“ Anfang Juli. Da erklärte das Europäische Patentamt (EPA) zwei Patente auf gentechnisch veränderte Menschenaffen aus ethischen Gründen für ungültig. Die Entscheidung des EPA scheint sich nach Ansicht des Umweltinstituts auch auf andere Patentverfahren auszuwirken, konkret auch auf das Verfahren der Firma Recombinetics. „Die Anmeldung gilt als zurückgenommen. Wir schätzen, dass sich Recombinetics keine Chancen mehr auf eine Patenterteilung ausrechnete und deshalb davon abgesehen hat, weiter auf ein Patent zu pochen“, erklärt das Umweltinstitut. Was genau wurde mit den Rindern gemacht?
In dem Verfahren der US-Firma wurde laut Umweltinstitut das Erbgut der Rinder so genmanipuliert, dass ihnen keine Hörner mehr wachsen. Um dies zu erreichen, wurde eine Gen-Schere (TALEN-Nukleasen) verwendet. Diese Gen-Schere wird oft als besonders präzise propagiert. Doch als die Genome der Rinder 2019 von der U.S. Food and Drug Administration (FDA) analysiert wurden, kam heraus, dass der Eingriff zu erheblichen ungewollten Veränderungen geführt hat. Unter anderem fand die Behörde vollständige Genkonstrukte, die eine Resistenz gegen Antibiotika vermitteln können. Würden solche Gentechnik-Rinder zur Zucht eingesetzt, könnten sich die unerwünschten Gene rasch in Milchkuh-Herden verbreiten. Aneignung züchterischer Arbeit
Die mit Gentechnik erzeugten Eigenschaften und auch die Lebewesen, die sie tragen, können von den Firmen, die sie entwickeln, patentiert werden. Wenige Konzerne eignen sich damit die Grundlagen unserer Ernährung und das Erbgut von Tieren und Pflanzen an. Im Fall der Kühe würden auch hornlose Rinder, die aus herkömmlicher bäuerlicher Züchtung hervorgehen, unter das Patent fallen. Der Patentantrag auf hornlose Rinder ist mit der vorläufigen Einstellung des Verfahrens noch nicht ganz vom Tisch und könnte in der Zukunft wiederaufgenommen werden.